Neue Ausstellung von Ernst Sender in der Alten Cuesterey

Die vom 25. Juni bis 9. Juli ausgestellten Zeichnungen und Radierungen sind nur ein Teil des Lebenswerkes von Ernst Sender.  Fotos: Debus-Gohl
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Ernst Sender (1928-2014) – ein in der Kunstwelt eher unbekannter Name. Doch wer einmal seine ausdrucksstarken Zeichnungen auf sich wirken lässt, wird den Namen nicht mehr vergessen.


"Als mir die Bilder von Ernst Sender das erste Mal begegnet sind, war das für mich wie ein Schock – im positiven Sinne. Ich war fasziniert von den Inhalten und dem zeichnerischen Können. Selten habe ich so gute Werke gesehen, die mich in ihrer Einzigartigkeit so tief berühren." Der Borbecker Künstler Manfred Boiting ist sich sicher, die Werke eines außergewöhnlichen Menschen kennengelernt zu haben. Und das war Ernst Sender ohne Zweifel. Sich auf seine ganz eigene Art und Weise künstlerisch auszudrücken, hat ihn sein ganzes Leben lang begleitet. Nach der Flucht aus seiner westpreußischen Heimat, kommt er nach vielen Umwegen und prägenden Erlebnissen nach Essen, wo er in Altenessen eine Stelle als Möbeltischler in einer Schreinerei findet. Und da setzt er bis zum Lebensende das fort, was schon in der Schulzeit begonnen hat - sein Talent zum Zeichnen und Malen und seine ganz eigene Weltsicht führen zu einer Hinterlassenschaft, die hunderte von groß- und kleinformatigen Zeichnungen, Ölbildern, Pastellen, Aquarellen und Radierungen beinhaltet.

Die Familie präsentiert Retrospektive

Die Töchter Brigitte Dommer und Susanne Powala und Schwiegersohn Hans-Dieter Dommer zeigen in einer Retrospektive die beeindruckenden Werke von Ernst Sender. „Ernst hat wie ein Seismograph auf die Umwelt und die Menschen reagiert, er war ein ständig beobachtender und nachdenkender Mensch und hat das dann zu Papier gebracht." Heinz Ochmann, Bottroper Künstler, durch eine langjährige Freundschaft und intensiven Austausch mit Sender verbunden, erinnert sich gut an die Arbeitsweise seines Freundes. „Die Zeichnungen sind im Kopf entstanden und wurden als fertiges gedankliches Produkt auf das Papier gebracht. Die Form ist durch seine Psyche entstanden, nicht durch das Gesehene. Andersartigkeit und Fremdheit waren ihm immer wichtig." Dabei sind nicht nur sozialkritische Werke, wie 'Goldhelm der Gesellschaft' oder 'Stillleben Dritte Welt' entstanden, er wollte auch das Schöne zeigen.

Kritischer Geist

Davon zeugen viele seiner farbenfrohen Arbeiten. Aber immer wieder zieht es ihn zu kritischen Themen, hält er der Gesellschaft einen Spiegel vor. „Er hatte keine Art für Glätte und Oberfläche, auch das Morbide hatte für ihn etwas Schönes, eine alte vermoderte Baumwurzel konnte für ihn schön sein“, erklärt Ochmann. Sender wollte gegen den Strom schwimmen, egal, ob er damit Erfolg hatte, oder nicht. Sätze aus seiner Gedankenwelt belegen dies: 'Etwas „Nutzloses“ tun, was aber dem, der es tut, sehr viel Nutzen bringt'. Ein Interesse daran, seine Werke auszustellen hatte er nicht, das hätte ihn nur von seiner Arbeit abgehalten und abgelenkt. So hat er sich nur ein einziges Mal an einer Jahresausstellung Essener Künstler in der Alten Synagoge beteiligt. Sender war Autodidakt, hat nie eine Kunstschule besucht oder an einem Kunstunterricht teilgenommen. Er war überzeugt davon, dass man zwar die Technik erlernen kann, aber nicht die Kunst. Er hätte auch jeden Lehrer abgelehnt, der ihm Vorschriften gemacht hätte. "Der Geist lebt vom Zufall, aber er muss ihn ergreifen." Diesen Gedanken hat Sender in beeindruckender Weise gelebt. Er hat die Chance ergriffen, mit Hilfe seines Talentes seine eigene Gedankenwelt in vielfältiger Form aufs Papier zu bringen. Aus dieser künstlerischen Arbeit zog er einen Großteil seiner Energie – und der Nachwelt hinterlässt er eine beeindruckende Fülle von Arbeiten, die sowohl inhaltlich als auch qualitativ für sich sprechen. Text: Doris Brändlein

Ernst Sender
- Ausstellungseröffnung: 25. Juni 2017 11.00 Uhr
- Öffnungszeiten: Täglich 15 bis 18 Uhr. Montags geschlossen.
- Begleitprogramm: Bilder erzählen lassen…, Mittwoch, 28. Juni, 19 Uhr
- AV-Dialog präsentiert fotografische Kurzgeschichten mittels audiovisueller Beamer-Präsentation. Donnerstag, 6. Juli, 19 Uhr, Themenabend: Reisen - Heimat - Begegnungen, Fotografische Realisationen in Überblendtechnik. Eintritt frei.

Die vom 25. Juni bis 9. Juli ausgestellten Zeichnungen und Radierungen sind nur ein Teil des Lebenswerkes von Ernst Sender.  Fotos: Debus-Gohl
Brigitte Dommer, eine Tochter des Künstlers, mit dem Werk "Für Schwarz-Rot-Gold und für die Erhaltung des Friedens".
Autor:

Lokalkompass Borbeck aus Essen-Borbeck

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