Vergebliches Warten an der Bushaltestelle

Ein Taschenkalender ist Mariam Scharafis "Evag-Tagebuch". Dort trägt sie Tag für Tag ein, ob Busse und Bahn pünktlich waren, wie groß die Verspätung ausgefallen ist oder mal wieder gar kein Bus die Haltestelle angefahren hat. In der letzten Woche waren es teilweise 45 Minuten, die die Dellwigerin am Langhölterweg ausharren durfte. "Keine angenehme Sache bei den Minusgraden, das kann ich Ihnen versichern", erzählt Mariam Scharafi.
  • Ein Taschenkalender ist Mariam Scharafis "Evag-Tagebuch". Dort trägt sie Tag für Tag ein, ob Busse und Bahn pünktlich waren, wie groß die Verspätung ausgefallen ist oder mal wieder gar kein Bus die Haltestelle angefahren hat. In der letzten Woche waren es teilweise 45 Minuten, die die Dellwigerin am Langhölterweg ausharren durfte. "Keine angenehme Sache bei den Minusgraden, das kann ich Ihnen versichern", erzählt Mariam Scharafi.
  • hochgeladen von Christa Herlinger

Mariam Scharafi ist eine treue Seele. Zumindest was ihren Arbeitsweg betrifft. Seit 25 Jahren legt sie den mit dem ÖPNV zurück. Mit dem Bus der Linie 166 geht es für sie an fünf Tagen die Woche morgens um 7.05 Uhr von Langhölterweg in Dellwig bis zum Berliner Platz, dann weiter mit der U17 bis zum Klinikum. Dort ist die gebürtige Iranerin seit ihrer Ausbildung als medizinsch-technische Laborassistentin tätig.

In den letzten Wochen musste sich die Dellwigerin aber immer wieder von unterwegs melden, weil sie es nicht pünktlich ins Labor schaffte. Grund waren Verspätungen der Evag-Busse. Irgendwann war es Scharafi leid. Sie griff zu Papier und Stift, hat feinsäuberlich aufgelistet, an welchem Tag sie wie lange oder gar völlig vergeblich an der Bushallestelle gewartet hat. In ihrem "Evag-Tagebuch".
"Was mich besonders ärgert, ist die Tatsache, dass man bei der Evag augenscheinlich nicht die Kapazitäten besitzt, gerade zu Stoßzeiten eine höhere Taktung einzuführen. Am Wochenende scheint das weniger ein Problem zu sein." Doch gerade unter der Woche, argumentiert Mariam Scharafi, sei Not am Mann.

Schon am Langhölterweg wird´s eng

"Ich steige am vierten Haltepunkt zu. Ist es dann kein Gelenkbus, der auf unserer Strecke eingesetzt ist, ist bereits zu diesem frühen Zeitpunkt nur noch schwer ein Platz zu finden." Schüler, Studenten und die vielen Berufspendler sorgen für ordentlich Traffic auf der Linie. "Doch selbst wenn ein Bus komplett ausfällt, scheint es nicht möglich, einen Ersatzbus zu bekommen."
Schlechter werdender Service bei kontinuierlich steigenden Ticketkosten - das passt für die Dellwigerin nicht zusammen. "Ich nutze seit Jahren das Ticket2000, Preisstufe A. Angefangen habe ich mit monatlich 39 Euro, inzwischen zahle ich 73. Das, was ich dafür bekommen, lässt allerdings so manches Mal zu wünschen übrig."
50 Minuten reichten der Dellwigerin eigentlich aus, um den Weg zwischen ihrer Wohnungstür und ihrem Arbeitsplatz im Uniklinik-Labor zurückzulegen. Mariam Scharafi geht schon jetzt auf Nummer sicher. Plant bei kalkulierten 90 Minuten schon einen gehörigen Sicherheitspuffer ein. Gereicht hat das in den letzten Wochen nicht immer. In der Vergangenheit habe sie häufig auf ihrem Rückweg Probleme mit Verspätungen gehabt. "Aber dann ist mein Dienst vorbei, damit kann ich besser leben. Doch seitdem es auch morgens immer schlechter klappt, bin ich wirklich sauer."

Auskünfte über die Gründe gibt es keine

Regelmäßig fragt die Dellwigerin am Infoschalter der Evag nach den Gründen für Ausfälle und gravierende Verspätungen. "Doch dann bekomme ich außer der Adresse des Beschwerdemanagements und dem Hinweis, ich möge mich dort schriftlich mit meinem Anliegen melden, keine Auskünfte." Auch die Fahrer halten sich geschlossen. "'Ich kann ja verstehen, dass sie irgendwann sauer werden, schließlich bekommen sie auf der Strecke alle Beschwerden der Fahrgäste ab. Sie sind erste Anlaufstelle für Rückfragen und Auskünfte." Richtig findet die Essenerin mit iranischen Wurzeln die Reaktion der Mitarbeiter aber nicht. Schier sprachlos hat sie allerdings jüngst die Aussage einer Kontrolleurin gemacht. Anstelle einer Antwort auf ihre Frage nach möglichen Gründen erhielt sie den lapidaren Hinweis: "Sie müssen ja nicht mit der Evag fahren, wenn Ihnen das nicht gefällt." Mariam Scharafi bleibt aber nur der ÖPNV, um die Strecke bis zum Klinikum zurückzulegen. "Ich habe nämlich keinen Führerschein. Allerdings frage ich mich, warum in Essen ein Problem ist, was in anderen Städten deutlich reibungsloser funktioniert. Meine Tochter lebt in München, dort fahren Busse und Bahnen selbst bei dichtem Schneefall und großer Kälte."

Bei der Evag will man dem Ganzen nachgehen

Bei der Evag will man der Kritik der Dellwigerin auf den Grund gehen. Allerdings war dem Unternehmen bislang nichts bekannt von Problemen auf der 166er-Strecke. "Es gibt dort derzeit keinerlei Baustellen und auf der kurzen Strecke vom Dellwiger Bahnhof bis zum Langhölterweg kann es normalerweise nicht zu derart langen Verspätungen kommen", so Pressesprecher Jens Kloth. Dennoch will man die Fahrer der Linie nun detailliert befragen. Gemeldet worden sei der Zentrale von ihrer Seite aber nichts. Um Probleme möglichst frühzeitig angehen zu können, bittet die Evag zudem auch ihre Kunden um detaillierte Information. "Auch wenn das in schriftlicher Form erfolgen muss und dadurch sicherlich Zeit in Anspruch nimmt", so Koth. Auf der Internetseit sei unter dem Stichwort Lob und Kritik ein entsprechendes Formular hinterlegt. Vielleicht kann Mariam Scharafi ja mal Auszüge ihres Tagebuchs hineinkopieren. Dann liegen genaue Daten und Zeiten vor.

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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