Roadmovie.2010: Theaterkünstler trampte an 30 Anhängerkupplungen zum Schwarzen Meer

Sie gingen auf Strecke von Utrecht bis Istanbul (v.l.n.r.): Ein Anhänger, der Theaterkünstler Tjerk Ridder, die Hundedame Dachs und die andere Seite der namensgebenden Kupplung. Fotos: Debus-Gohl
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  • Sie gingen auf Strecke von Utrecht bis Istanbul (v.l.n.r.): Ein Anhänger, der Theaterkünstler Tjerk Ridder, die Hundedame Dachs und die andere Seite der namensgebenden Kupplung. Fotos: Debus-Gohl
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Dreieinhalb Tage musste Tjerk Ridder nahe Zollverein den Daumen hochhalten, um eine Mitfahrgelegenheit zu finden. Grund für die lange Wartezeit: Der Niederländer brauchte nicht nur den Beifahrersitz, sondern auch eine Anhängerkupplung.

2010 pendelte der Theaterkünstler mit Wohnwagen und Hundedame Dachs von seiner Heimat Utrecht bis ins ferne Istanbul. Die Erlebnisse dieser bunten und emotionalen Reise erzählte Ridder Ende Juni durch Lieder, Geschichten und Bilder in seinem Programm „Anhängerkupplung gesucht!“ auch auf der ExtraSchicht 2014.

„Man braucht andere, um voranzukommen“ – zumindest, wenn man mit Anhänger, aber ohne Auto in der Landschaft steht. Das einleitende Motto ist Untertitel des Bühnenprogramms Anhängerkupplung gesucht! des niederländischen Theaterkünstlers Tjerk Ridder. Im Rahmen dieses Kunstprojekts legte Ridder 3.700 Kilometer zurück, trampte durch acht verschiedene Länder und besuchte dabei mit Essen, Pécs und Istanbul drei europäische Kulturhauptstädte. „Ich war neugierig, was passiert, wenn man auf Reisen geht und improvisieren muss – ein Sprung ins Unbekannte“, verrät der Niederländer über die Beweggründe der Tour. „Ich wusste aber vorher nicht, dass ein Niederländer mit einem Wohnwagen ein solches Klischee ist.“
Die Fahrt diente dazu, Themen wie Heimat, Vorurteile und Vertrauen zu untersuchen. Zugleich war die Expedition eine Suche nach Gastfreundlichkeit. Trotz des langen Aufenthalts in Essen hat Ridder gute Erinnerungen an die Ruhr-Metropole, denn während er gestrandet war, fand er eine vorübergehende Heimat in Toms Kiosk in Stoppenberg.
Der Inhaber und seine Frau gaben dem Niederländer in den drei Tagen eine warme Unterkunft und versorgten ihn mit dem Nötigsten. Die erste seiner 53 Reisebegleitungen, Helmut, brachte Ridder und sein „Schneckenhaus“ dann nach Bochum. Durchschnittswerte sind das nicht, denn die längste Strecke war 235 Kilometer weit und die kürzeste Wartezeit betrug bloß fünf Minuten.

Stoppenberger Kiosk als Bedarfs-Heimat

Auf dem Trip sammelte Ridder kuriose Andenken. Statt Kitsch oder lokale Spezialitäten konservierte er die Träume seiner Reisebekanntschaften – in Dosen. Wer wollte, durfte sich die Frage stellen, welchen Wunsch er gerne erfüllt hätte und was dazu getan werden muss. Die Ideen wurden zu Papier gebracht und vom Niederländer gesammelt. Ziel der Aktion ist aber nicht die Realisierung der Träume. Vielmehr sollten allgemeine Ideen wie „Freiheit“ auf praktische Handlungen reduziert werden – es bedarf vieler kleiner Schritte fürs große Ziel. Am Ende hatte Ridder über 370 Träume konserviert.

Träume von Menschen als kurioses Souvenir

Einen Vorgeschmack auf das 45-minütige Bühnenprogramm gab der Theaterkünstler auf der Tafel der Kulturen im Juni. Gäste des interkulturellen Picknicks durften sich eng an eng in den originalen Wohnwagen kuscheln und erste Eindrücke der Lieder und Filme aufsaugen. Anhängerkupplung gesucht! in voller Länge gab es kurz danach in Halle 12 von Schacht XII zu genießen. Zollverein – Mittendrin und Ridder luden auf der ExtraSchicht dazu ein, die emotionale Reise mitzuerleben.

Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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