Kinderunfallstatistik: (K)ein Fall für den Kasper

Die Katernberger Straße war bis zuletzt ein Gefahrenschwerpunkt. In Absprache mit ortsansässigen Händlern kümmerte sich die Kinderunfallkommission und eine Entschärfung.
  • Die Katernberger Straße war bis zuletzt ein Gefahrenschwerpunkt. In Absprache mit ortsansässigen Händlern kümmerte sich die Kinderunfallkommission und eine Entschärfung.
  • hochgeladen von Patrick Torma

Die Zahl der verunglückten Kinder im Essener Straßenverkehr ist 2010 erstmals unter 200 gesunken. Eine positive Entwicklung, aber keineswegs Grund zum Jubeln. Erstens sind 196 Verkehrsopfer im Kindesalter noch immer zuviel und zweitens bleiben die Zahlen im Bezirk V stabil.

Dass im Essener Stadtgebiet weniger Kinder im Straßenverkehr zu Schaden kommen, ist kein Zufall. Als Essen 2007 als die Großstadt mit den meisten Kinderunfällen ausgewiesen wurde, war der Aufschrei groß. Seitdem finden die jüngsten Verkehrsteilnehmer größere Beachtung, eine Kinderunfallkommission kümmert sich seit 2008 um die rasche Beseitigung von Unfallschwerpunkten. Ein zwingend erforderlicher Sonderweg. „Inzwischen gehen unsere Maßnahmen zur Reduzierung der Kinderunfälle über das landesübliche Maß hinaus“, hält Jürgen Lückemeyer, Leiter der Verkehrsinspektion der Polizei, fest. Seine Kollegen und er arbeiten mit Stadtentwicklern und Verkehrsplanern eng zusammen.

Im Norden werden sie auch weiterhin allerhand zu tun haben. Auch wenn 2010 in den Stadtbezirken V und VI vierzehn verunglückte Kinder weniger gezählt wurden (2009: 75 Unfälle mit Verkehrsteilnehmern unter 15 Jahren, 2010: 61). Von diesem Rückgang profitiert derzeit nur der Bezirk VI (Katernberg, Stoppenberg, Schonnebeck), hier kamen 2009 39 Kinder zu Schaden, im Jahr darauf waren es 25. Im Nachbarbezirk V (Altenessen, Karnap, Vogelheim) zählt die Statistik in beiden Jahren 36 Verkehrsopfer.

Die Zahlen bieten natürlich Raum für Interpretationen. „Ein Nord-Südgefälle ist nicht zu verleugnen“, hält der Mann der Zahlen im Verkehrskommissariat 11, Dirk Wondorf, fest. An der These, dass die Kinder im Norden öfters auf der Straße anzutreffen sind als Kinder des Südens, dürfte sicherlich etwas dran sein. Zusätzlich gilt: Wo viele Verkehrsteilnehmer zusammenkommen, steigt das Unfallrisiko. Nicht umsonst steht beispielsweise die Altenessener Straße auf der Beobachtungsliste. Andererseits: „Nicht immer sind konkrete Schwerpunkte auszumachen.“, so Wondorf. Unfallstellen träten nicht selten ganz willkürlich auf.

Doch wo immer messbare Gefahrenquellen auftreten, werden diese beseitigt: Die Beschlüsse der (Kinder-)Unfallkommission sind für die Stadt bindend. Da kann es sein, dass eine Litfasssäule, wie die in der Saatbruchstraße in Schonnebeck, versetzt werden muss, um bessere Sichtverhältnisse zu schaffen. An der Katernberger Straße gab es dagegen Gesprächsbedarf mit der Privatwirtschaft. So wurde mit den Eigentümern des dort ansässigen REWE-Marktes und der im Bau befindlichen Aldi-Filiale vereinbart, die Einfahrten zu den Parkplätzen übersichtlicher zu gestalten. „Wenn es um Gefahren für Kinder geht, muss man aber meist nicht viel diskutieren“, berichtet Dirk Wondorf.

Beim Thema Verkehrssicherheit weiß nämlich jeder Bescheid - zumindest in der Theorie. In der Praxis werden selbst einfachste Regeln missachtet. Und dabei nicht in erster Linie von den Kindern. Erwachsenenbildung statt Verkehrskasper lautet die Devise. „Unsere wichtigste Zielgruppe ist die der Überdreißigjährigen. Sie müssen ihren Kindern verkehrsgerechtes Verhalten vorleben“, weiß Jürgen Lückemeyer.

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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