Kostenschraube fürs Wottelfest - neue Auflagen setzen Organisatoren zu

Seit vielen Jahren ist das Wottelfest ein Publikumsmagnet und gehört zu den größten Stadtteilfesten Essens.        Archivfoto: Lukas
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Was wäre das letzte August-Wochenende in Heisingen ohne das Wottelfest? Für nicht wenige mag das alljährliche bunte Treiben in der Ortsmitte selbstverständlich sein, schließlich reicht die Tradition eines der größten Essener Stadtteilfeste schon auf das Jahr 1493 zurück.

Und so soll es ja auch sein, die Leute sollen kommen und genießen. Dass hinter dem Spaß ein ganzes Stück, mitunter harter, Arbeit steckt und finanzielle Anstrengungen, fällt dem Außenstehenden nicht auf. Und dass die Zukunft des Wottelfestes einmal in Gefahr geraten könnte?
Im vergangenen Jahr war das Stadtteilfest im Zeichen der Möhre (= Wurzel/Wottel) mit rund 11.000 Euro so teuer wie nie. Die Organisatoren - Werbegemeinschaft „Wir für Heisingen“ als Hauptfinanzier und die Heisinger Bürgerschaft - konnten diese Summe nur unter Mühen stemmen. „Die Finanzierung wird für uns schwieriger. Daher werden wir dieses Jahr einige Änderungen vornehmen müssen“, berichtet Harald Meyer, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Heisingen.
Die Kosten nach oben schrauben etwa die neuen Auflagen nach der Love-Parade-Katastrophe: „Den Veranstaltern wird es durch immer neue Sicherheitsauflagen schwierig gemacht“, beklagt Meyer. Wo früher ehrenamtliche Freiwillige eigesetzt wurden, müssen die Organisatoren nun Profis engagieren. Meyer: „Dass an den Absperrungen professionelle Securities stehen müssen, ist ein ganz teurer Posten.“ Sechs Leute, vier rund um die Uhr und zwei zusätzlich in der Nacht, müssen bezahlt werden. Und wo früher die Freiwillige Feuerwehr aushalf, ist jetzt ein Krankenwagen Pflicht.
Vor fünf Jahren, erläutert Willy Schüffler, Mitglied der Werbegemeinschaft „Wir für Heisingen“ hätte der Betrag, den die WG als Haupt-Geldgeber zum Fest beigetragen hat, sich auf 2.500 Euro belaufen. „Heute zahlt man das Vier- bis Fünffache!“ Die Organisatoren müssen an der Kostenschraube drehen: „Wir peilen an, dass wir ungefähr mit der Hälfte dessen, was das Fest im letzten Jahr gekostet hat, auskommen“, erklärt Harald Meyer. An die Standbetreiber will man die Mehrkosten nicht weitergeben. „Wie soll man einem kleinen Verein erklären, dass er für seinen Bratwurststand 600 Euro bezahlen soll?“, fragt Anne Flederhoff von der Heisinger Bürgerschaft.
Glücklicherweise gab es nach Querelen mit den Kirmes-Betreibern über mangelnde finanzielle Beteiligung am Fest die Einigung, dass die Schausteller den Betrieb eines Toilettenwagens auf ihre Ausgabenliste genommen haben. Ein Posten weniger für die WG Heisingen. „Aus Rücksichtnahme auf die Gesamtkosten“, so der WG-Vorsitzende, „nimmt die Werbegemeinschaft in diesem Jahr das Geburtstagsgewinnspiel aus dem Programm.“ Gespart wird auch noch an anderer Stelle: Statt bisher drei wird es nur noch zwei Bühnen geben. Die Bühne vor der Georgskirche fällt weg. „Trotzdem stellt die WG in der Ortsmitte eine Bühne auf, die von der GKG ‚Gemütlichkeit’ Heisingen bespielt wird“, erklärt Meyer. Und weil der Bürgerkrug nicht mehr in Heisingen ist, zieht die Mittelbühne der Werbegemeinschaft an die Bahnhofstraße vor das Haus Nr. 18. Die Mittelbühne hat bislang der Bürgerkrug finanziert - hier soll es keine Abstriche geben. Einnahmen durch die Gastronomie vor der Bühne, die von der Gaststätte „Zur alten Schmette“ und dem „Fischerhaus am See“ übernommen wird, sollen einen finanziellen Ausgleich schaffen. „Die große Veränderung ist, dass die Gastronomie für ihren Stand bezahlen muss“, erklärt Meyer.
Sorge bereitet den Organisatoren des Wottelfestes auch das Damoklesschwert der möglichen Gema-Tarif­erhöhungen im kommenden Jahr, Abgaben an die Künstlersozialkasse kommen obendrauf. Beide Posten sind schon jetzt nicht ohne. Nichts desto trotz lassen sich die Mitglieder von Werbegemeinschaft und Bürgerschaft nicht entmutigen. „Die Zusammenarbeit ist hervorragend, wir ergänzen uns wunderbar“, freut sich der WG-Vorsitzende. Dem Programm, das die Wottelfest-Besucher am 25. Und 26. August erwartet, wird man den Sparkurs vielleicht gar nicht anmerken - ist die Ablaufliste für die beiden Tagen doch lang wie eh und je. Harald Meyer ist zuversichtlich: „Solange wir es finanzieren können, werden wir die Auflagen zu 100 Prozent erfüllen und das Fest stattfinden lassen.“

Autor:

Melanie Stan aus Essen-Ruhr

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