Land NRW fördert Freifunk Essen

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Die Landesregierung bewilligt dem Verein Freifunk Essen 54.000 Euro für den Ausbau des kostenlosen, werbefreien, nicht kommerziellen WLAN-Bürgernetzes. Mit den Mitteln will der Verein bis Jahresende mehrere Richtfunk-Standorte aufbauen, um ein stabileres, schnelleres offenes Netz in mehr Stadtteilen zu knüpfen .

Das Freifunk-Netz in Essen soll stabiler, schneller und in mehr Stadtvierteln verfügbar werden. Der Verein Freifunk Essen e.V. hat deshalb bei der Landesregierung eine Zuwendung beantragt. Jetzt wurden die Mittel aus dem Freifunk-Förderprogramm bewilligt, bis Ende 2018 kann der Verein 53.944 Euro nutzen, um das nicht-kommerzielle Bürgernetz in Essen auszubauen. Investieren will der Verein vor allem in vernetzte Richtfunkstandorte zum Beispiel auf der Kreuzeskirche und dem Steeler Wasserturm.

Solche meist hoch gelegenen Standorte mit besonderer technischer Ausstattung bringen schnelle Internetanbindung durch die Luft. Vor Ort kann die Bandbreite dann im Umfeld über normale private WLAN-Hotspots oder leistungsstarke Antennen an Bürger verteilt werden. Werden die Hotspots per Richtfunk ans Backbone angeschlossen, ist man nicht auf langsame DSL-Anschlüsse vor Ort angewiesen. So lässt sich Freifunk auch auf öffentliche Plätze oder in Parks bringen. Der Ausbau der Backbone-Infrastruktur erhöht zudem die Stabilität des Freifunk-Netzes. Aus der Landesförderung kann der Verein die Hardware für bis zu 20 Standorte finanzieren. Der Vorstand des Freifunk Essen Philip Berndroth wirbt um Unterstützung:

"Wer Zugriff auf Gebäude an öffentlichen Plätzen oder höher gelegene Standorte hat und Freifunk unterstützen will, hilft uns schon mit einer ersten Info sehr. Nur mit dem Engagement vieler Bürger können wir ein freies Netz für unsere Stadt knüpfen."

Die Installation der Technik, die Planung und den Betrieb des Netzes übernehmen die ehrenamtlichen Helfer des Vereins in ihrer Freizeit. Derzeit läuft die Ausbauplanung und erste Gespräche mit Besitzern möglicher Standorte. Die Motivation der ehrenamtlichen Helfer beschreibt Pressesprecher Konrad Lischka so:

"Freifunker bringen Funknetze dorthin, wo sie gebraucht werden, es aber an Geld, Zeit oder technischem Vermögen fehlt. Wir helfen Bürgern durch technische Hilfe zur Selbsthilfe. Freifunker bieten nicht Produkte für Kunden an, sondern Gemeinschaftsnetze für die Gesellschaft. Und beides funktioniert nur, wenn viele aktiv mitmachen."

Helfer und Unterstützer gesucht

Wer den Ausbau des freien WLANs in Essen zum Beispiel mit Standorten für Antennen unterstützen will, kann den Verein Freifunk Essen kontaktieren.

Daten und Fakten zum Freifunk Essen: Tausende Nutzer und 1080 Gigabyte täglich 

Der Verein Freifunk Essen wurde 2016 gegründet. Der Verein betreibt ein eigenes Netz mit Standorten an Internetknoten in Düsseldorf, Berlin und Frankfurt. In Essen ist dieses Netz an ungefähr 350 Knoten per WLAN zugänglich, Nutzer können ohne Anmeldung, ohne Werbung und ohne Auswertung ihrer Daten auf das Internet zugreifen. Die Knoten sind im gesamten Stadtgebiet verteilt (siehe Karte), von Frintrop im Osten bis Leithe im Westen, von Katernberg im Norden bis Heidhausen im Süden. An einem durchschnittlichen Tag greifen mehrere Tausend Nutzer in Essen auf das Freifunk Netz zu. Im Schnitt fließen an einem Tag mehr als 1080 Gigabyte durch das Netz des Freifunk Essen e.V.. Der Verein hilft sozialen Inititiven mit digitaler Infrastruktur - zum Beispiel das Projekt Kältebrücke des DRK und auch das Julius-Leber-Haus der AWO in Kray.

Hintergrundinformation: Was ist Freifunk?

Freifunk ist eine nicht-kommerzielle Initiative für freie Funknetzwerke. Konkret hat sich Freifunk zum Ziel gesetzt, offene WLAN-Netze einzurichten und diese miteinander zu verbinden. Dies ermöglicht einen freien Datenverkehr durch die Luft in der ganzen Stadt. Die Vision von Freifunk ist die Verbreitung freier Netzwerke, die Demokratisierung der Kommunikationsmedien und die Förderung lokaler Sozialstrukturen. Der Zugang zum Freifunk-Netz ist kostenfrei, werbefrei und anmeldefrei. Auch das Mitmachen ist einfach: Die kleinste und einfachste Beteiligungsform ist es, einen Router mit Freifunk-Software zu bespielen, ans heimische Netz anzuschließen und einen Teil der Bandbreite zu teilen. Vereine wie der Freifunk Essen e.V. betreiben auch größere Standorte mit komplexerer Technik - auch diese Anbindungen könnten Bürger mit einfachen Routern vor Ort weiterverteilen. Im Gegensatz zu kommerziellen Anbietern gibt Freifunk als ehrenamtliche Initiative keine Verfügbarkeitsgarantie: Einzelne Knoten können verschwinden, das Netz kann zeitweise ausfallen oder die Qualität sinken, weil der komplette Betrieb auf ehrenamtlichem Engagement beruht. Freifunker betreiben Infrastruktur, die zivilgesellschaftliches Engagement aktiviert, Kompetenzen stärkt, sozialen Zusammenhalt fördert und Innovationen hervorbringt.

Autor:

Konrad Lischka aus Essen-Ruhr

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