Steele: Taube Ohren beim Tauben-Problem?

Auch der Taubenschlag selbst muss dringend renoviert werden. Foto: Emde
  • Auch der Taubenschlag selbst muss dringend renoviert werden. Foto: Emde
  • hochgeladen von Detlef Leweux

Hunderte Tauben, die in Steeles Zentrum auf Futtersuche gehen. Sie belauern die Gäste in den Cafés und Restaurants und manche Außen-gastronomie wird an den Hinterlassenschaften der Tiere zu knacken haben. Immobilienbesitzer ebenso. Wird dieses Szenario Wirklichkeit?

Laut der o.g. „Arbeitsgruppe Stadttauben“ auf jeden Fall. Denn die Tierschützer, die seit fünf Jahren einen Taubenschlag auf einem Parkhaus an der Grenoblestraße unterhalten, sind pleite. Es fehlt Geld für Futter sowie Betreuungs- und Renovierungsmaßnahmen. Insgesamt 4.262 Eier haben die Ehrenamtler im Schlag und in Steele gegen Attrappen ausgetauscht bzw. eingesammelt und so einer unkontrollierten Vermehrung vorgebeugt. Die Vögel mit Futter anlocken, sie abkoten und im Schlag brüten lassen und dann die Gelege austauschen - dieses Vorgehen ist wissenschaftlich vorbildlich und wird z.B. in Aachen seit Jahren stadtweit erfolgreich praktiziert.
Doch Arbeitsgruppen-Kassierer Hedtkamp ist enttäuscht. Er hat bei denen, die direkt von seiner Arbeit profitieren, nachgefragt und kaum Antworten erhalten. Jetzt redet er Klartext im KURIER.

Was fehlt der „Arbeits-gruppe Stadttauben“ ?
Ganz klar: Geld. Die Futterkosten explodieren, ebenso fehlt Geld für Medikamente und den Besuch der Taubenklinik. Der Schlag muss renoviert werden usw. Ich habe mit meiner Frau schon über 1.000 Euro privat investiert; zusätzlich zu unserem persönlichen Dauereinsatz. Mindestens 3.000 Euro pro Jahr zzgl. Mitgliedsbeiträge wären nötig. Doch dieser Betrag ist mit 43 Mitgliedern bei einem Jahresbeitrag von 60 Euro nicht zu stemmen.

Wen haben Sie um Hilfe gebeten?
Die Stadt Essen ist pleite. Die Bezirksvertretung muss mit ihren Mitteln haushalten. Die Hauseigentümer und die Gastronomen mit Außenbereich, die am meisten von unserer Arbeit profitieren, lassen uns links liegen. Man kommt sich vor wie ein Bettler. Der Initiativkreis City Steele hat eine Jahresmitgliedschaft übernommen. Noch nicht einmal eine Handvoll Geschäftsleute ist privat mit 60 Euro pro Jahr dabei. Und auch die Bürgerschaft Steele reagiert auf unsere Notlage nicht.

Was haben Sie bisher geleistet?
Wir betreuen seit über fünf Jahren ca. 170 Tauben im Schlag auf dem Parkhausdach. Um die Vermehrung zu reduzieren, tauschen wir die Gelege durch Eiattrappen aus. Seit drei Jahren führen wir diese Brutkontrollen auch im Steeler Stadtgebiet aus. Außerdem sammeln wir Kadaver ein, kümmern uns um verletzte Tiere usw. Auf dem Parkdeck koten täglich über 400 Tauben ab. Wir beseitigen die Rückstände, die die Tiere sonst im Stadtgebiet „verlieren“ würden. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Stadttauben nicht krank machen - nicht mehr als Lieb-, Nutz- und Wildtiere. Aber sie hinterlassen eben ein ästhetisches Problem.

Wie sieht Ihre Prognose für Steele aus?
Es wird schlimm werden, wenn wieder Hunderte Tauben die Steeler City und Umgebung bevölkern, weil sie auf Nahrungs- und Brutplatzsuche sind. Die Belastung durch Taubenkot auf Plätzen und in den Straßen wird drastisch zunehmen. Anders als Wildtauben brüten Stadttauben acht- bis zehnmal im Jahr - ob sie hungrig sind, oder nicht - und legen immer zwei Eier. Wenn nur 40% der Küken überleben werden, paaren diese sich nach spätestens vier Monaten wieder und so fort. Sie können sich ausrechnen, wie viele Tiere das in den nächsten Jahren in Steele sein werden.

Spendenkonto: Die „Arbeitsgruppe Stadttauben Essen-Steele e.V.“ darf Spendenquittungen ausstellen.
Konto-Nr.: 2601433, Sparkasse Essen, BLZ: 36050105

KOMMENTAR:

3.000 Euro
pro Jahr ...

... die Summe steht, damit könnte die „Arbeitsgruppe Stadttauben Essen-Steele“ ihre Arbeit fortführen. Die Tierfreunde zeigen einen ungewöhnlich hohen persönlichen Einsatz und arbeiten zudem wissenschaftlich korrekt. In Nicht-Pleite-Städten wie z.B. Aachen würden sie für ihr Engagement mit der „Goldenen Feder“ oder so ausgezeichnet.
In Steele sind sie Bittsteller, belächelte Idealisten. Es gibt Ausnahmen in der Geschäftswelt, in der Bürgerschaft, bei den Immobilienbesitzern; die stecken den Tauben-Freunden etwas zu. Doch die Mehrzahl derjenigen, die direkt vom Taubenschlag profitiert, gibt nichts.
Tauben sind Tiere und ihr Instinkt wird sie unweigerlich vom geschlossenen Schlag wieder dahin führen, wo sie Nahrung und Nistplätze vermuten. Rund 400 Tiere, die sich dann auch noch unkontrolliert vermehren, das riecht nach einer tickenden Zeitbombe.
Mag sein, dass mancher in Urlaubslaune glaubt, dass ein Möwenschi... Glück bringt.
Ob man seinen Espresso, das Eis, die Pizza etc. - oder gar eine ganze Steeler Gourmetmeile - aber bedrängt von den „Ratten der Lüfte“ noch genießen kann, bleibt abzuwarten.
Und Ihre Meinung?
Schreiben Sie uns: d.leweux@steelerkurier-essen.de

Autor:

Detlef Leweux aus Essen-Steele

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