Essener Hospizdienst gibt ein Höchstmaß an Nähe

Michael Grillo ist ehrenamtlich im ambulanten Hospizdienst des Krupp Krankenhauses tätig. | Foto: privat
  • Michael Grillo ist ehrenamtlich im ambulanten Hospizdienst des Krupp Krankenhauses tätig.
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Zuhören, Trost geben oder einfach nur da sein - wenn Hospizdienste kommen, ist es naturgemäß nicht gut bestellt um einen kranken Menschen. Wenn die Zeit, die noch bleibt, absehbar ist, treten sie auf den Plan. Die Betreuung sterbender Menschen erfordert Mut und Einsatzbereitschaft, doch sie kann auch Erfüllung und Befriedigung bringen - und manchmal sogar Momente des Glücks.

Dass der Tod zum Leben gehört, wird heute oft vergessen bzw. verdrängt. Das Sterben wird oft ausgelagert, doch der Tod ist fester Bestandteil des Lebens - wenn auch der letzte.
Menschen auf diesem Weg zu begleiten, ist keine leichte Aufgabe. Ehrenamtliches Engagement in der Hospizarbeit ist nichts, was man mal eben so nebenbei leisten kann. Es ist zeitaufwendig, es wühlt auf, aber es regt auch an und beflügelt.
Nicht nur der Schwerkranke muss von den Ehrenamtlern begleitet werden, auch die Angehörigen können die Dienste der sogenannten Sterbebegleiter gut gebrauchen. Beistand, Trost, Hilfe - allesamt „Dienstleistungen“, die in solch einer Ausnahmesituation absolut vonnöten sind.
Allein eine kurzzeitige Entlastung, um vielleicht einmal kurz durchzuatmen, ist für viele Angehörige bereits ein großer Gewinn. Und für den Patienten zählt oftmals die außenstehende Person als Ansprechpartner, dem man gegebenenfalls auch Dinge offenbahrt, mit denen man Angehörige nicht belasten möchte.

Den Tagen mehr
Leben geben

„Die Sterbebegleiter erhalten im Vorfeld eine Ausbildung, um dieser Aufgabe auch gewachsen zu sein“, erklärt Michael Grillo. Er selbst ist ebenfalls seit einigen Jahren ehrenamtlich unterwegs und begleitet Menschen auf deren Weg in den Tod. Was bedeutet diese Arbeit für ihn, wie ist er solch Situationen, die sich je nach Charakter und Umfeld des Sterbenden so unterschiedlich gestalten können, gewachsen?
„Wir erhalten allmonatlich eine Gruppensupervision, in der wir uns alle austauschen können. Eine Psychologin ist unterstützend mit dabei.“
60 Ehrenamtler sind für den Förderverein für den ambulanten Hospizdienst des Alfried Krupp Krankenhauses im Einsatz. „Meist sind dies ältere Menschen, die schon einiges an Lebenserfahrung mitbringen“, fügt Grillo hinzu.
Je nach Fortschreiten des Krankheitsbildes gestalteten die Sterbebegleiter die Zeit mit den Patienten anders. Es wird vorgelesen, man unterhält sich, erfährt auch viel Persönliches oder gibt einfach nur ein Höchstmaß an Nähe, um dem Menschen zu zeigen, dass er nicht allein ist.
„Besonders Humor bewirkt oftmals eine gewisse Entlastung und ist ein ganz besonderes Schmerzmittel. Mit einem kürzlich Verstorbenen habe ich zum Beispiel gern Eugen Roth gelesen“, erinnert sich Grillo. Als Leitspruch hat er sich das Zitat von Cicely Saunders ausgesucht: „Dem Leben nicht mehr Tage geben, sondern den Tagen mehr Leben.“
Oft müssen er und seine Mitstreiter allerdings auch vorab zunächst einmal Überzeugungsarbeit leisten, dass ihre Dienste hilfreich sein können. Hausbesuche bei Sterbenden gelten in der Nachbarschaft oft als Tabuthema. „Dabei sollte man Menschen Mut machen, Hilfe auch anzunehmen!“
Die Leistungen, die den Familien in vertrauter häuslicher Umgebung geboten werden, sind unentgeltlich und nicht an eine Konfession oder Weltanschauung gebunden. Es werden auch Sitz- oder Nachtwachen übernommen und über die Möglichkeiten von Palliativ Care und Schmerztherapie informiert.
Mitglieder im Förderverein, die die Arbeit der Ehrenamtler unterstützen sind immer willkommen. Alle wichtigen Informationen finden sich auf der Homepage: www foerderverein-ambulanter-hospizdienst.de
„Man lernt viel von den Menschen, die man begleitet“, sind sich Michael Grillo und seine „Kollegen“ einig. Und noch etwas, Man muss es nehmen, wie es kommt. Und: Auch in kurzer Zeit kann eine Beziehung zwischen zwei Menschen entstehen, die vielleicht dabei hilft, die eigene Endlichkeit anzunehmen.

Autor:

Petra de Lanck aus Essen-Süd

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