Kraftakt Comedy - Ariane Raspe und Moses W. im Interview

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Der eine redet über Sport, die andere über den Tod. Witzig sind sie beide. Aber Comedians? Der STADT SPIEGEL traf Ariane Raspe und Moses W. zum „Comedygipfel“. Sie vermeiden jegliche Klischees. Ein Interview über den Humor von Männern und Frauen und um was es auf der Bühne wirklich geht.

Karneval ist vorbei, lustig geht es weiter. Mit Comedy und Co. auf den Bühnen dieses Landes.
STADT SPIEGEL: Aber was ist eigentlich Comedy?

Moses W.: „Comedy hat viel damit zu tun, Alltag zu verarbeiten. Comedy passiert in gewissen Punkten auch aus einer Unzufriedenheit oder auch Wut heraus, Dinge zu sehen oder zu beobachten und zu erleben und sich nicht anders helfen zu wissen, als es humorvoll zu verarbeiten und zu sagen: Ich versuche eine Pointe raus zu kitzeln, in der Hoffnung, dass trotzdem eine gewisse ernste Botschaft beim Publikum ankommt.“
Ariane Raspe: „Loriot würde sich im Grabe umdrehen, wenn er unter dem Begriff Comedy genannt werden würde.“
Moses W.: „Comedy wird für vieles bezeichnet, was im Fernsehen läuft. Aber teilweise hat das eine so niedrige Qualität, dass die Leute, die auf der Bühne arbeiten, sich nicht in diesen Begriff einordnen lassen wollen.“

Streckenweise wirkt es schon manchmal abwertend.

Ariane Raspe: „Deswegen nenne ich mich zum Beispiel Stehauf Komödiantin.“
Moses W.: „Ich habe auch genau dieses Problem. Ich will mich begrifflich nicht auf ein Niveau stellen mit Fernseh-Comedy, zum anderen erfülle ich auch nicht die Erwartungshaltung. Das, was ich auf der Bühne mache, nenne ich „Standup“-Kabarett. Das habe ich nicht erfunden. Das haben auch andere Kollegen schon vor mir eingeführt. Ich benenne es so, um ganz klar ein bisschen Distanz zu diesem Comedybegriff zu haben.“

Für Dich bedeutet Kabarett...

Moses W: „Für mich steht es schlichtweg für Inhalt und Thema. Jedes meiner Programme hat ein ganz konkretes Thema, aktuell zum Thema Fitness und Sport. Da hangel ich mich aber nicht vorrangig von Gag zu Gag. Es kann tatsächlich mal passieren, dass ich zwei, drei Sätze spreche, die nicht unbedingt witzig sind, aber die quasi Inhalt transportieren und sich mit Thema auseinandersetzen.“

Bei Dir, Ariane, ist es ja so ähnlich, wenn Du ein Programm über den Tod machst, dann ist es ja vielleicht intensiver.

Ariane Raspe: „Ich bilde mir ein, dass ich eine der Ersten war, die das Thema Tod aufgegriffen hat. Parallel hatte ich auch den Gedanken, das Thema Tod aus dem Tabuisierung herauszuholen, die Angst vor dem Tod. Es geht im Programm auch um die Widrigkeiten des Lebens.“

Ich frage mich, wenn man ein Programm macht, wo man seine Nische findet und wie man weiß, dass nicht schon jemand anders da aktiv war.

Moses W: "Es tatsächlich Kollegen, die so dreist sind und ganz frech ihr Programm zusammenschreiben, was sie bei anderen gehört haben. Ich weiß auch von renommierten Kollegen, dass sie in einigen Theatern Hausverbot bekommen haben, weil sie sich ganz offensichtlich bei anderen bedient haben.
Wenn ich anfange, was zu schreiben und ich komme auf eine Idee, die schon jemand hatte, hilft im Grunde nur gründliche Recherche und dass man sich andere anschaut. Ich habe es so gemacht, dass ich mir dann einen anderen Standpunkt gesucht habe."
Ariane Raspe: "Es kommt ja ab und an vor, dass man beispielsweise identische Karikatuten sieht, die dann aber nicht geklaut sind, sondern aufgrund der politischen Situation die gleiche Idee haben."
Moses W: "In der Comedy wird inflationär Ideenklau betrieben. Das ist ein Markt. Ein Autor schreibt die ganze Woche, auch für Comedyserien. Ich habe oft schon von Kölner Kollegen gehört, dass sie auf der Bühne neue Nummern ausprobieren und sie dann ihre Idee Wochen später in irgendeiner Fernsehsendung wiederfinden. Das kann natürlich passieren. Deswegen ist man in der Szene auch schon echt vorsichtig."
Ariane Raspe: "Es gibt ja in Deutschland keinen Ideenschutz. Ich habe mich da mal schlau gemacht. Man kann sich eine Idee leider nicht schützen lassen."

Wie unterscheidet sich eigentlich der Humor zwischen Männer und Frauen? Frauen lachen über andere Dinge.

Ariane Raspe: „Ich persönlich mag den männlichen Humor lieber. Der ist trockener.“
Moses W.: Frauen lachen gerne über Männer. Wo immer ich in einer Nummer von Männern spreche, was sie so machen, habe ich schneller die Frauen auf meiner Seite, als die Männer.“
Ariane Raspe: „Frauen haben nicht so sehr schwarzen Humor.“

Warum gibt es immer noch so wenig lustige Frauen auf der Bühne?

Moses W.: „Frauen sind generell viel vorsichtiger. Bis eine Frau auf die Bühne geht, hat sie sich wahnsinnig gut vorbereitet, viele Kurse besucht. Männer sind „Gagrausklopper“. Die gehen einfach auf die Bühne. Männer haben eher so eine Selbstgefälligkeit.“
Ariane Raspe: „Frauen sind vorsichtiger und haben das Problem, irgendwie gut aussehen zu müssen.“
Moses W.: „Dass Frauen sich auf der Bühne bewusst ungepflegt geben, ist extrem selten, hat aber natürlich hohen Unterhaltungswert. Wann immer ich Frauen in meiner Mixshow dabei habe, sitzen die immer eine halbe Stunde vor dem Spiegel.“
Ariane Raspe: „Der Humor ist ein anderer und wird vielleicht nicht unbedingt so akzeptiert wie der männliche.
Ich denke, dass Frauen von der Erziehung her zurückhaltender sind. Frauen möchten eher gefallen und klotzen deswegen nicht einfach so los wie Männer, denen es eher egal ist, wenn sie irgendwo mal anecken.“

Autor:

Michael Hoch aus Düsseldorf

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