Das Spiel des Lebens - Im Werdener Bürgerzentrum lernten Kettwiger Realschüler etwas über das Erwachsensein

"Werde ich den Job bekommen?" Gesicht auf Weisung der Jugendhilfe gepixelt.
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„Das Leben ist kein Ponyhof“! Wie oft haben Eltern ihren Sprösslingen schon versucht zu erklären, dass Erwachsensein nicht nur Spaß bedeutet. Nein, denn neben den heiß ersehnten Rechten bekommt man dummerweise auch viele mühselige Pflichten verpasst!

„Ich habe gelernt, was man als Erwachsener so alles machen muss. Mit dem richtigen Leben kann es noch ein bisschen warten!“ Ein spontaner und erfrischend ehrlicher Kommentar zum soeben Erlebten!
Im Werdener Bürgerzentrum „JUBB“ eilen Schüler der achten Klasse der Realschule Kettwig treppauf, treppab, suchen das Jobcenter auf, stehen bei der Bank in der Schlange, versuchen sich in der Elektro- und der Holzwerkstatt.
Martina Cazin von der Jugendhilfe Essen ist zuständig für schulbezogene Jugendsozialarbeit und initiierte das Planspiel: „Im Rahmen von ‚Kein Abschluss ohne Anschluss‘ führen wir bei jedem Realschüler eine Potenzialanalyse durch, damit keiner auf der Straße steht oder in einem Job unglücklich wird, für den er überhaupt nicht geeignet ist!“ Spielerisch soll den Schülern die demnächst bevorstehende Lebensplanung nähergebracht werden, Alltagssituationen wie Vorstellungsgespräche, Arbeitsvertrag, eine Wohnung und auch regelmäßig Nahrung besorgen, Handyverträge und Versicherungen abschließen und vieles mehr.

Auf Zack

Ein 15-köpfiges Team vom Gastgeber JUBB und der Jugendhilfe betreut an drei Tagen die drei achten Klassen der Realschule. Monika Watermann vom JUBB freut sich über die Zusammenarbeit mit der Realschule an der Brederbachstraße: „Ist doch schön zu sehen, dass die Realschüler, darunter sind nicht wenige Werdener, auf Zack sind!“
Katharina Tietmeyer, Klassenlehrerin der 8a, ist Teil des Spiels: „Ich verkaufe hier Versicherungen.“ Vorsicht! Nicht alle sind lupenrein, so manche windige Fußangel wartet auf leichtgläubige Kunden. Fies! Aber so ist die Welt…Die ersten Rückmeldungen trudeln bei „Frau Tietmeyer“ ein: „Es macht viel Spaß, ich bin mit dem Einsatz meiner Schüler sehr zufrieden. Sie sind voll engagiert, aber es scheint auch echt anstrengend zu sein!“

Waschmaschine kaputt

Am „Kiosk des Lebens“ gibt es Lebensmittel, aber auch Ereigniskarten. Da liest man dann Erfreuliches wie „Du hast geerbt“, aber auch Deprimierendes wie „Waschmaschine kaputt“ oder „Wohnung abgebrannt“. Die Schlange am Bankschalter wird länger und länger. Jeder hat ein Starterpaket mit 200 Euro, einem Zeugnis, einer Identitätskarte und einem Laufzettel bekommen. Die Uhr läuft, eine Viertelstunde hier bedeutet eine Woche im „wirklichen Leben“. Da das Spiel des Lebens“ acht Wochen umfasst, sind die jungen Leute jetzt erst mal zwei Stunden lang beschäftigt.
Am Ende moderiert Martina Cazin eine Abschlussrunde. „Wer hat sich Essensvorräte besorgt?“ Einige Finger schnellen hoch, andere haben im Stress wirklich völlig vergessen, sich Nahrung zu besorgen, gut, dass dies nur ein Planspiel ist!

Schulden

„Wer hatte Stress mit Schulden und dem Jobcenter?“ Da gehen noch mehr Meldungen ein – so manchem Jugendlichen wurde der Ernst des Lebens also deutlicher vor Augen geführt, als er sich gewünscht hätte. Aber insgesamt machten sie eine gute Figur, die Kettwiger Realschüler, organisierten sich bestens: „Ich hatte gleich einen Job und kam gut über die Runden!“ Viele kamen zum Beispiel auf den Trichter, dass so eine WG enorm Mietkosten sparen kann.

Ausbaufähig

Ein großes Manko, fast von allen Spiel-Betreuern moniert - kaum jemand nahm sich die Mühe, mit Höflichkeit zu glänzen: „Nur einer hat sich mit Namen und per Handschlag vorgestellt!“ Auch mit dem pünktlich sein haperte es. Die Umgangsformen sind also ausbaufähig, viele hatten auch Probleme mit dem richtigen Zuhören. Nur so konnte es passieren, dass so mancher Vertrag nicht unterschrieben wurde. Und siehe da, so war er überhaupt nicht gültig – das nennt man dann wohl „Lehrgeld zahlen“…
Was bleibt? Die Realschüler haben viel gelernt über ihr zukünftiges Leben, für so manchen steht nun umso mehr fest: „Ich bleibe noch bei Mama und Papa wohnen!“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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