Das gallische Dorf

Werden spielte volle Pulle und bot den vielen Zuschauern ein Spektakel.
Foto: Gohl
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Auf Niederrheinebene feierten die Werdener einen großen Pokalabend

Große Kulisse beim Pokalabend im Löwental. Der Außenseiter aus Werden empfing die Oberligisten aus Bocholt und die Anlage am alten Bahnhof platzte förmlich aus allen Nähten.

Spieler der zweiten und dritten Mannschaften machten auf der Gegengerade mächtig Lärm, auch waren viele Ehemalige erschienen, die man zuvor Jahre, wenn nicht gar jahrzehntelang nicht mehr bei Spielen des SC Werden-Heidhausen hatte begrüßen dürfen. Schon im Vorfeld hatte es ein erfrischend-witziges Geplänkel gegeben, als die Werdener ganz bewusst ihre Rolle persiflierten. Da mutierte das Abteistädtchen zum gallischen Dorf, welches den „römischen“ Streitmächten des 1. FC Bocholt Widerstand leisten wolle. Selbst bei der Aufstellung wollte man dem Gast weis machen, man habe Obelix im Tor und Asterix als hängende Spitze aufgestellt sowie Trainer Miraculix an der Seitenlinie. Darauf fiel der frühere Zweitligist Bocholt natürlich nicht rein. Allerdings musste sich der Favorit erst einmal gewaltig schütteln und die vielen Zuschauer sich verwundert die Augen reiben: Die Anfangsphase gehörte eindeutig den Gastgebern!

Mutiger Schlachtplan

Denn das Trainergespann Danny „Miraculix“ Konietzko und Fabian Papierok hatten einen mutigen Schlachtplan ausgeheckt: „Wir haben doch ohnehin nichts zu verlieren. Also spielen wir volle Pulle mit und bieten den Zuschauern ein Spektakel.“ Während Bocholt eher behäbig aufbaute, versuchte es der SC mit überfallartigen Kontern. Einen ersten Warnschuss von Marc Scheirich fing noch der Zaun ab. Nach zwölf Minuten musste Keeper Sebastian Ullisch gleich zweimal beherzt zugreifen, dann ergab sich die große Chance zur Führung. Kevin Hougardy feuerte aus halbrechts, sein Linksschuss wurde noch soeben zur Ecke gelenkt. Das wäre es gewesen. Übermotiviert holte sich Tim Latsinoglu Gelb für ein Foul an der gegnerischen Grundlinie, im Gegenzug machte Torwart Ullisch gedankenschnell die Lücke zu. Es war bis dahin eine offene Partie, die urplötzlich kippte: in der 28. Minute war das Erfolgsrezept zu einfach. Flanke, haltbar scheinender Kopfball, der Favorit führte. Werden war jetzt sichtlich konsterniert, fing sich nun in unschöner Regelmäßigkeit Gegentore. Zwei leichtsinnige Ballverluste wurden bestraft, ein simpler langer Ball hebelte die aufgerückte SC-Defensive aus, dann schauten die Löwentaler nur zu, wie der Gast ungestört per Direktabnahme traf. Nach 37 Minuten lag Bocholt mit 5:0 vorn. Der Kuchen war gegessen. Jetzt konnte es doch nur noch um Schadensbegrenzung gehen? „Bloß nicht zweistellig verlieren“, war die einhellige Meinung der nun doch etwas geknickten Werdener Anhänger.

Mutige zweite Halbzeit

Das sah Miraculix anders, brachte mit Jason Munsch nun einen echten Stürmer. Es wurde eine mutige zweite Halbzeit, die leider auch mit Fehlern in der Abwehr garniert war. Nach einem Eckstoß wurde nicht geklärt und der Stürmer schob lässig ein, beim 0:7 konnte ein Bocholter unbehelligt einköpfen. Dann aber hatte Tim Homberg die Riesenmöglichkeit, hatte sich erstklassig durchgekämpft und scheiterte nur knapp am Torwart. Jetzt warf Coach Konietzko noch die Eigengewächse Florian Kammann und Leon Pfannkuch ins Rennen, ein Freistoß segelte vors Tor, wo Tim Homberg mit einem präzisen Kopfball für großen Jubel sorgte. Der Ehrentreffer wurde frenetisch von den Rängen gefeiert. Gut, Bocholt antwortete prompt gleich zweimal, aber die Hausherren waren nicht mehr zu halten und bestürmten das Gästetor. Homberg steckte durch zu Marius Neef, der das Leder humorlos unter die Latte knallte, kurz darauf verwandelte auch Jason Munsch, doch der Referee wollte zuvor ein Handspiel gesehen haben.

Gruß aus Bocholt

Hinterher ergaben sich fast skurrile Szenen. Die geschlagenen Löwentaler waren gar nicht so unzufrieden mit sich und ihrer Welt und der Trainer übernahm Verantwortung: „Ich finde, wir haben die schönsten Tore des Abends erzielt. Sicherlich hätten wir uns einigeln können, dann hätten wir vielleicht nur vier, fünf Gegentore bekommen. Aber eine reine Abwehrschlacht wollten wir unseren Fans nicht antun. Von daher nehme ich ein paar der Gegentreffer auf meine Kappe.“ Auch von Bocholter Seite kam ein ungewöhnliches Statement: „War sehr nett bei euch. Ein Gastgeber, der uns mal freundlich empfängt und sich auf das Spiel gegen uns freut. Leider in der Oberliga nicht immer so. Dazu noch eine schöne Anlage. Gruß aus Bocholt.“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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