Gimpel
Ein Vogel- viele Namen

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Es macht einfach Spaß,  den oft lustigen volkstümlichen Namen von Tieren und Pflanzen nachzugehen , weil man dabei schon viel über die Biologie und das ' Image' einer Art erfährt. Besonders deutlich wird das beim Gimpel.

Am Neutralsten ist meist der wissenschaftliche Name. Pyrrhula pyrrhula . Das leitet sich vom  griechischen pyrrhos(=feuerfarben) ab  und bezieht sich auf das auffallend rote Gefieder des Finken. In manchen Gegenden wird er auch Blutfink genannt. In der Tat gehört der Gimpel zu den hübschesten Gartenvögeln, wobei die Weibchen wie eine farbschwächere Kopie des Männchens aussehen. In den Niederlanden nennt man ihn Goudvink (=Goldfink), was ich nicht ganz so passend finde.Ebenfalls auf die Farbe spielt der fast schon offizielle Name Dompfaff  an, wohl weil die Menschen den roten Bauch mit den Talaren der Domprälaten assoziierten. Der  Wortteil ´pfaff´ ist eine  abfällige Anspielung auf die korpulente Figur einiger Geistlicher, die Wasser predigten und selbst  Wein tranken. Auch die englische Bezeichnung bullfinch  ( =Bullenfink)bezieht sich auf die etwas plump und üppig wirkende Gestalt des Vogels, der  er früher auch sein schlechtes Image in der Bevölkerung verdankte. Schon die Gebrüder Grimm schrieben 1854  in ihrem deutschen Wörterbuch, dass "der Gimpel im Volke als ein minderer Vogel gilt, und er wird unter den Vögeln minderer Klasse aufgeführt- er ist plump und einfältig." Doch wer sich einmal mit dem enormen Lernvermögen der Gimpel beim Erwerb ihres Gesangs beschäftigt hat, weiß , dass die Grimms sich hier  im Bereich des Märchens befinden.  Als dumm galt er allenfalls, weil er einem leichtauf den Leim ging. Gimpel wurden wegen ihres Gesangs gerne mit Leimruten gefangen und dann als Hausvögel gehalten. So wird ein einfältiger und schnell betrogener Mensch ebenso als Gimpel verunglimpft wie jemand, der eine große rote Nase sein eigen nennt. Dabei kommt der Name Gimpel  ursprünglich  aus dem Bayerisch-Österreichischen, wo gumpen einfach  nur hüpfen heißt. Im Schweizerischen bezeichnet man die hübschen Vögel als Bollenbicker oder Bollenbyesser, weil sie sich in vielen Obstgegenden dadurch unbeliebt gemacht haben , dass  sie in der Zeit von Januar bis April, wo andere Nahrung knapp ist, bis zu 30 Obstbaumknospen  in der Minute abknipsen und fressen können.
Es wird Zeit, den Gimpel , dessen Bestände gerade im Süden Deutschlands dramatisch eingebrochen sind, wieder als das zu sehen, was er ist: ein wunderschöner  Wald-,Park- und Gartenvogel. Für mich ist es immer etwas Besonderes, wenn dass Dompfaffpärchen uns im Garten besucht.

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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