Eingeklemmter Igel in Not

Wer denkt ans Fotografieren, wenn ein Igel Hilfe braucht. Deshalb gibt es auch nur ein Handyfoto vom eingeklemmten Mecki.
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  • hochgeladen von Bernd Dröse

Bevor ich die erste Hunderunde am frühen Morgen startete, wollte ich noch schnell  den Haushaltsmüll des Vortages in der Mülltonne entsorgen.  Da entdeckte ich neben der  grauen Tonne einen  Igel. Ich freute mich über den  netten Gast im Garten. Und er schien gar nicht vorzuhaben, die Flucht vor mir zu ergreifen. Doch beim zweiten Hinsehen entdeckte ich den Grund für seine Zutraulichkeit. Der Igel hatte sich unter dem Gartentor eingeklemmt und steckte hilf- und wehrlos unter dem Tor fest. 

Ich wusste nicht, wie lange er sich schon in dieser misslichen Lage befand. Der Hund hatte den Igel noch nicht entdeckt. Deshalb rief ich ihn heran und  band ihn eínige Meter entfernt vom Stacheltier an. Hätte er den Igel gesehen, hätte er unverzüglich vor Aufregung die ganze Nachbarschaft aus den Betten gebellt.
Aber wie dem Igel helfen? Zunächst schloss ich das Gartentor auf und öffnete es vorsichtig einen Spalt. Doch der festgeklemmte Gartenbesucher wirkte wie ein Türstopper. Ohne ihn zu quetschen, ließ sich die Tür nicht öffnen.
Auch das Öffnen der Befestigungsschrauben würde nichts bringen, denn auch dazu hätte ich das Tor ein Stück öffnen und zur Seite entfernen müssen. Ich war mir nicht sicher, ob ich dann das schwere Tor überhaupt alleine hätte aushängen können. Bei uns im Haus schlief noch alles. Hilfe war nicht zur Stelle.
Und schon war ich mit meinem Latein am Ende.
Also erst einmal eine verkürzte Hunderunde und dabei in Ruhe überlegen, wie man dem Tierchen in seiner misslichen Lage helfen konnte. Ihn mit einem derben Gartenhandschuh unter dem Tor auf die andere Seite zu bugsieren? War das möglich, ohne ihn zu verletzen? Bringt es etwas, wenn man Öl über den Körper des Igels schüttet? Kann Öl bei den Stacheln überhaupt die Gleitfähigkeit erhöhen?
Bleibt also nur fremde Hilfe. Auf der Hunderunde traf ich einen Bekannten, der ebenfalls mit seinem Vierbeiner  Gassi war. Ich  schilderte ihm das Problem. "Die Erde unter dem Igel entfernen,", war sein Ratschlag.  Normalerweise ein guter Rat. Doch der Igel war zwischen dem Tor und einer zentimeterdicken Betonplatte eingeklemmt. Diese zu entfernen ist ohne entsprechendes Werkzeug unmöglich.
Ob die Leute von der Igelauffangstation einen Rat hätten? Die kümmern sich in der Regel um zu leichte Tiere und päppeln diese auf, damit sie über den Winter kommen. Doch mein Igel hatte genau das entgegengesetzte Problem. Er hatte vermutlich in der Nacht zu viel gefressen und konnte den Garten deshalb nicht auf dem gleichen Weg verlassen, auf dem er gekommen war. Und die Feuerwehr, die schon einmal  Katzen  aus einem Baum oder von einem Dach rettet, ist auch nicht primär für Igel zuständig. Kurz gesagt: Ich war nach der Hunderunde keinen Deut weiter und mir graute davor, den Igel unter dem Tor weiterhin stecken zu sehen.
Doch wie erleichtert war ich, als der Igel verschwunden war. Vermutlich konnte er sich doch selber helfen und war mit dem Schrecken davon gekommen. Er brauchte  meine  Hilfe nicht mehr. Ob er daraus gelernt hat und in der nächsten Nacht etwas weniger frisst? Vorsichtshalber werde ich das Tor über Nacht einen Spalt offen stehen lassen.

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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