Gegen den Herbstblues
Margarethenwald und Halbachhammer

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Die Tage werden kürzer, die Blätter und Früchte fallen von den Bäumen. Man kann es nicht mehr übersehen: Das Jahr und die Vegetationsperiode gehen mit flotten Schritten dem Ende entgegen. Es drohen Monate der Melancholie, die manch einen in ein saisonales Stimmungstief, auch Herbstblues genannt, zu ziehen drohen.
Dagegen hilft  Bewegung an der frischen Luft und auch ein achtsames Wahrnehmen der Sinneseindrücke, die gerade   der Herbst zu bieten hat. Orte die man länger nicht besucht hat, überraschen daher mit Bildern, Geräuschen  und Gerüchen, die die übrigen Jahreszeiten einem nicht bieten können.
Der Lührmannwald und das  Margarethental zwischen Süd- und Südwestfriedhof friedhof und dem Grugapark  sind  solche Orte. Das Gebiet umschließt die berühmte Margarethenhöhe, die man bei seinem etwa 3stündigen Spaziergang  links und rechts liegen lassen muss. Dafür wird man mit einer erstaunlich hohen Naturvielfalt belohnt. Ein naturnaher Quellbach, zwei Teiche, Buchen- und Auwälder sowie der parkartig angelegte Südwestfriedhof erfüllen die Lebensbedingungen vieler Vogelarten.
Jetzt im Herbst kann man die Formenvielfalt  der Pilze bestaunen.
Die Entdeckung bei meinem Rundgang waren für mich die Mandarinenten am großen Teich oberhalb der Halbachhammers. Sie passen in ihrer Farbenpracht zum bunten Herbstlaub, das  sich auf der Wasseroberfläche sammelt. Die aus Ostasien stammenden "Invasoren" haben im Margarethental  offensichtlich geeignete Brut-  und Lebensmöglichkeiten gefunden. Sie bevorzugen nämlich baumgesäumte Seen und Teiche mit ins Wasser ragenden oder liegenden Baumstämmen und ziehen ihre Jungen in Baumhöhlen groß. Bei insgesamt nur 600 frei lebenden Brutpaaren in Deutschland stellt  das Ruhrgebiet einen ihrer Verbreitungsschwerpunkte dar. In den letzten Jahren sind sie von mir auch am Baldeneysee und  in der Saarn-Mendener Aue vereinzelt  gesichtet worden.
Für Interessierte der Industriekultur lohnt sich ein Stopp am Halbachhammer, ein Denkmal, das eigentlich aus der vorindustriellen Zeit stammt. Denn der Hammer, durch den Schmiedeeisen noch mit Hilfe der Wasserkraft bearbeitet wurde, ist bereits 1417 urkundlich erwähnt. Allerdings stand er da noch im Siegerland und wurde erst von Gustav Krupp von Bohlen und Halbach nach Essen geholt, instandgesetzt und 1936 der Stadt Essen als Kulturdenkmal geschenkt.  In der Sommerzeit wird der Hammer jeweils am 1. Sonntag des Monats in der Zeit von 14.00 bis 18.00 in Betrieb gesetzt. Dabei  man Augen- und Ohrenzeuge :-)) werden, wie bereits vor 500 Jahren geschmiedet wurde.
Ein weiteres Denkmal, allerdings ein Naturdenkmal, das in der Nähe des Halbachhammers stehen soll, habe ich  vergeblich gesucht. Eine "Wunderbuche" soll zwei Sorten von Blättern besitzen, wobei die unteren, stark eingebuchteten Blätter des Baumes wahrscheinlich auf eine von Viren verursachte Mutation zurückzuführen sind.
Als Ausgangs- und Endpunkt des Spaziergangs durch den Margarethen- und Lührmannwalds empfehle ich den Parkplatz am Hülsmannshof, einem Fachwerkhof, der bereits 1344 urkundlich erwähnt wurde und vielen älteren Essenern noch als "Bauer Barkhof" bekannt sein dürfte. Dort kann man hervorragend speisen. Und spätestens, wenn der Geruch der Speisen in die Nase steigt, sind die letzten Reste des Herbstblues verflogen.

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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