Heckenbraunelle
Unscheinbar- aber reich an interessanten Eigenarten

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"Hedge Sparrow" (Heckensperling) nennen die Engländer die Heckenbraunelle, weil sie eine sperlingsähnlich gestreifte Oberseite hat. Obwohl sie in vielen Gärten anzutreffen ist, fällt die Braunelle kaum auf. Mäuschengleich taucht sie meist nur für kurze Zeit auf den Freiflächen auf, um dann sogleich wieder im Dickicht der Bepflanzung zu verschwinden. Dabei hat der kleine Singvogel wegen seiner Besonderheiten mehr Aufmerksamkeit verdient.
Das fängt schon bei der Nahrungsaufnahme an. Zwar besitzt die Heckenbraunelle einen typischen spitzen  Insektenfresserschnabel, an dem man sie leicht vom Haussperling unterscheiden kann; in  der kalten Jahreszeit ernährt sich der kleine Singvogel aber hauptsächlich von harten Sämereien. Diese weicht er in seinem Kropf zunächst auf und zerquetscht sie in seinem muskulösen Magen mit Hilfe kleiniger Steinchen, die er aufgenommen hat,
Dass die Heckenbraunelle im Winter hart ums Überleben kämpfen muss, beschreibt Nigel Hinton eindrucksvoll in seinem  Roman"Im Herzen des Tales". 
In einer kalten Winternacht verlieren die Vögelchen aufgrund ihrer hohen Stoffwechselaktivität  10-20% ihres Körpergewichts und benötigen am Morgen umgehend fetthaltiges Futter, um nicht zu erfrieren. Zum Glück haben sie im Zuge der Verstädterung gelernt, ihre versteckte Lebensweise für kurze Zeit aufzugeben, um angebotenes Zusatzfutter aufzunehmen.
Noch interessanter als die Ernährung ist jedoch das Sozial- und Sexualverhalten der Heckenbraunelle. Männchen und Weibchen besitzen getrennte Reviere, die sich jedoch oft überlappen. Das Weibchen ist dabei reviertreu, während das Männchen versucht, sich bezüglich seines Reviers ständig zu verbessern. Oft umfasst das Revier der Männchen das Gebiet von 2-3 Weibchen. Manchmal leben auch 2 männliche Braunellen  als Alpha- und Betamännchen in einem Revier. Das Weibchen seinerseits nimmt es mit der Treue auch nicht so genau und lässt meist die Begattung durch mehrere Hähne zu, die dann unter Umständen mithelfen, die Jungen zu füttern, die nicht von ihnen stammen.
Die Männchen praktizieren auf der anderen Seite eine im Vogelreich einmalige Methode, um bei der Spermienkonkurrenz als Sieger hervorzugehen. Sie picken vor der Begattung an der Kloake des Weibchens, das dann einen Spermatropfen ausscheidet, der möglicherweise von einem Konkurrenten stammt. Vermenschlicht könnte man die Heckenbraunellen als lockere Vögel bezeichnen. :-))

In der Fotoserie habe ich die Heckenbraunellen in meinem Garten durchs Jahr begleitet, so dass auch Jungvögel zu sehen sind.

Autor:

Bernd Dröse aus Essen-West

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