Jesu Geburt, 20.12.2010, Gott hätte es besser gewusst

Sommer 2010:
Nach alter Tradition wünscht sich Maria, im 5. Monat schwanger, ihr Kind (traditionell Jesus benannt), zu Hause zur Welt zu bringen, am besten im eigenen am Haus gelegenen Stall.
Da sie nicht mit ihrem völlig aufgeregten „Mann“ Joseph allein bei der Geburt zwischen Ochs und Esel sein will, man weiß ja heute wie nie zuvor die immensen Gefahren der Geburt runterzudichten, soll eine Hausgeburtshebamme die heilige Niederkunft mit fachlicher Kompetenz und Notfallhandy begleiten.

Tja Maria… aufgrund der neuesten 2010 erlassenen Gesetze für freiberufliche Hebammen, haben bis Dezember diesen Jahres fast 40% dieser ihre geburtshilfliche Arbeit aufgeben müssen, da sich bei einem Stundenlohn von maximal 7,50 Euro und einer Haftpflichtversicherung von fast 5000 Euro nur wenige Hebammen diesen Job noch leisten können. Maria findet keine Hebamme für ihre „Stall- Geburt“.

Winter2010:
Mittlerweile im 8. Monat schwanger fährt sie im Familienkombi, ohne Rücksicht auf die Warnungen Josephs „Wenn was passiert! Wenn die Blase platzt! Lass mich fahren!“, zu den umliegenden Geburtshäusern. 30% davon wurden bereits 2010 aufgrund genannter Probleme geschlossen. Sie finden nur eines, das nicht so weit weg gelegen ist, als dass die Gefahr einer „Auto –Geburt“ bestünde.
Maria und Joseph betreten das Geburtshaus. Nicht ganz wie der traditionelle Stall, steriler, aber hübsch bemalt, schöne Fotos von dicken Babys hängen an den Wänden.
Nach netten Gesprächen mit zwei Hebammen… Händedruck und bis bald.

Letzter Vorsorgetermin beim Frauenarzt um auch alle 10 Termine der Krankenkasse nachweisen zu können. Dann bekomme Maria 50 Euro wieder, das lohnt sich doch!
Da liegt Maria und hört: „Ohohohoho, der kleine ist aber riesig, viel zu groß für Sie zierliche Frau… und Beckenendlage! Nein, das Risiko ist viel zu groß. Gehen Sie das nicht ein!“ gefolgt von einem eindringlichen Blick des Arztes und des etwas nervösen Joseph.
Dabei waren die beiden Hebammen im Geburtshaus so freundlich gewesen und sogar bereit, den individuellen Geburtsplan zu respektieren, nach welchem Jesulein nach der Geburt in Stroh gebettet werden sollte.

Plan geplatzt. Maria sucht ein Krankenhaus auf.
Sie entscheidet sich, das Risiko ist ja groooß, für ein groooßes Krankenhaus mit OP im Kreissaal, Kinderklinik und fortschrittlichen Angeboten wie dem „Rooming-in“.

Drei Wochen vergehen, Maria ist nervös. Jesulein hat sich gedreht! Er will nun doch mit dem Kopf zuerst raus. Das ist doch gut! ... Aber die Gröööße. Nein, Maria zweifelt daran, dass dieses Riesenbaby je durch ihr jungfräuliches Becken passen würde.
Angst und Zweifel verzerren ihr tadelloses Gesicht.

Der „heilige Abend“ kommt.
Pünktlich vier Tage vor dem 24.12., dem errechneten gottgegebenen Geburtstermin, hat Maria Wehen.
Gott weiß: das perfekte Becken bereitet sich ganz sanft auf das kleine Köpfchen vor und in vier Tagen, dem heiligen Abend um 23:00 wird der Muttermund eröffnet sein, nach acht Stunden schmerzhafterer Wehen, viel Geschrei, warmem Tee und Ruhe… und Jesus das Licht der Welt erblicken.

Joseph weiß es besser: „Wehen! Krankenhaus!“ stammelt er…
Und Maria, in ihrer natürlichen Intuition mit Ängsten beschnitten, lässt sich von ihm dort hinfahren. Voller Panik, die Blase könnte platzen prescht Joseph über rote Ampeln, rammt eine Tonne, und stammelt:“ Atmen…Atmen!“ Wer weiß, wen er damit meint.
Dabei hat Maria nichts, nur etwas Ziehen da und drücken hier… naja.

Ankunft im KH… auch dort nett bemalte Wände und Fotos, dafür viele Menschen und eine 400 Eurojob- Teilzeit angestellte, völlig übernächtigte Junghebamme empfängt das Paar.
Seltsam, Geburtsstillstand nach 6 Stunden?!

Gott weiß…alles ist gut!
Maria hört ihn nicht.

Künstlicher Blasensprung zur Wehenförderung und Jesulein steckt schief im Becken fest. Hektik im Kreissaal, Arzt rein, Assistenzarzt rein, Arzt raus, … Maria, völlig verkabelt bewegungsunfähig gemacht, hat keine Lust mehr.
6 Stunden vor und 10 Stunden nach Blasensprung, PDA und offenen Türen kommt wieder ein Arzt und sagt schroff:“ 10 Stunden nach Blasensprung, das Kind muss raus wegen Infektionsgefahr!“
Letztendlich wird Jesus aus seiner Mutter raus- geschnitten. Keine Details…

20.12.2010… 18:00 Uhr
Fix und fertig liegt Maria im Wöchnerinnenzimmer, Joseph schlafend zu ihrer linken, die Schwester zu ihrer rechten, strahlend weiß und spricht mit lieblicher Stimme:“ Hallo Maria, dein Sohn hat wegen Ihrer wenigen Milch Tee bekommen und schläft im Kinderzimmer ganz selig. Es geht ihm soweit gut, ist etwas schmächtig der kleine.
Wollen Sie Schmerzmittel?“
„Wo sind die Hirten?“ flüstert Maria und die Schwester tastet nach ihrer Stirn. „Ich bringe ihnen eine doppelte Dosis. Joseph, Besuchszeit ist um.“

Wer sich für dieses wahre Thema der staatlich beabsichtigten Hebammenreduktion interessiert, kann z.B. gute Informationen hier finden:

http://hebammenpolitik.com/

Autor:

Augustine Gueffroy aus Essen-West

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