"Stahlhartes" von Krupp Enkelin

Krupp. Fünf Buchstaben – weltbekannt. Der Mythos Krupp fasziniert immer – auch nach 200 Jahren Firmengründung. Deshalb durchleuchten die Bertha-Krupp-Realschüler bei ihren Projekttagen die Krupp-Dynastie. Sie versuchen sogar, die Enkelin der „gusseisernen“ Bertha Krupp von Bohlen und Halbach, einzuladen. Sie kommt! Mit dicker Karosse? Falsch…

Hammerharte 23 Highlights packen Lehrer mit Schülern in drei Projekttage. Von der Schnitzeljagd mit GPS-Geräten über das Bauen einer Dampfmaschine bis zum Ausprobieren von Kruppschen privaten Kochrezepten. Prima bekommen!
Heute also kommt die Enkelin der Schul-Namensgeberin zu Besuch. Gudrun Jägersküpper, Geschichts-, Deutschlehrerin, wartet mit Achter-/Neuner Klassen auf Diana Friz, die bis jetzt sieben Bücher schrieb, letztlich die Familien-Saga über ihre Großmutter „Bertha Krupp und ihre Kinder“. Ein richtiger Reißer, der längst die Runde machte in der Schule.

Aha, superpünktlich trifft Friz ein. Keine Diva, dafür Dame. Mit dickem Benz und Chauffeur – Fehlanzeige. Sie brauste von Arolsen - „dort wohne ich in einem kleinen Haus“ - mit dem Zug nach Essen.

Flink spurtet die 68-Jährige in die Klasse. Eine große, stattliche Frau, sportlich modern gekleidet. Ihr Tempo ist rasant. „Ihr ward alle schon auf Villa Hügel? Sind Euch die drei Bilder aufgefallen? Auch ein Mädchen in rosa? Das ist meine Mutter Waltraut…“
Sie sprudelt weiter, dass sie acht Monate im Jahr in Argentinien, vier Monate in Deutschland lebt. Worauf prompt ein Schüler einwirft: „Wenn Deutschland gegen Argentinien Fußball spielt, zu wem halten Sie?“ Die diplomatische Antwort schießt die Kontinent-„Sprinterin“ von zwei Kindern, zwei Enkeln – im Wimpernschlag zurück, nämlich wenn sie in Deutschland ist, drückt sie die Daumen für die Deutschen…oder ähnlich. Verrät auch: „Sobald ich im Flugzeug sitze, nach Argentinien fliege, träume ich spanisch. Ich bin wie ein Backenzahn. Habe zwei Wurzeln – eine in Argentinien, die andere in Deutschland.“

In Windeseile skizziert die Tochter von Waldtraut von Bohlen und Halbach ihren Lebensweg: Als Vier-Jährige wuchs sie in Argentinien auf. Die Verwandtschaft väterlicherseits war dort seit 1920 ansässig, betrieb florierenden Woll-Ex- und Import . „Nach dem Krieg war alles weg. 1948 wurde in Argentinien das Unternehmen wieder aufgebaut.“ Germanistik, Geschichte studierte Diana Maria Friz in Deutschland. War in der Geschäftsleitung eines Unternehmens und in der Unternehmensberatung tätig. Führte den Land- und Viehwirtschaftlichen Betrieb ihrer Mutter in Argentinien. Einnahmequellen – riesige Herden mit 4500 Rindern; Soja, Mais.

Sie erzählt von Bertha Krupp, ihrer Großmutter, die acht Kinder hatte, eins starb früh. Zwei Söhne, ein Schwiegersohn fielen im Krieg, einer verbrachte zehn Jahre in sowjetischer Gefangenschaft, einer sechs Jahre in alliierter Haft…

Schulleiter Guido Martin hakt nach: „Bertha Krupp war eine äußerst disziplinierte, korrekte Frau. Wie erlebten Sie als Kind ihre Großmutter? War sie in der Lage, Herzlichkeit und menschliche Wärme zu geben?“ 13 Lenze zählte Diana, als ihre Oma 1957 starb. Sie erinnert sich gut, weil „meine Großmutter häufig zu Gast war in meinem Elternhaus in Bremen. Gemeinsame Ferien verbrachten wir in Kampen. Später waren wir zu Besuch in ihrem Haus in der Berenberger Mark in Essen. Ja, eine Grand Dame war sie! Mit Distanz, viel Hilfsbereitschaft und Zuwendung. Der ich auch die Hand küsste. Das machte man damals so im Großbürgertum. Sie hat ein ganz normales Leben für diese Generation geführt – positiv gelebt. Nicht mit der heutigen Zeit zu vergleichen, wo jeder jeden bei der Begrüßung küsst, kuschelt…“

„Wann haben Sie ihre Großmutter zuletzt gesehen?“ forscht eine Schülerin. „An ihrem 70 Geburtstag. Ein tolles Fest wurde auf Hügel gefeiert mit Kindern, Enkeln, Urenkeln, vielen Menschen.“ Flugs mal sie mit den Händen in der Luft den riesigen Saal, das große Hügeldach, rundherum viele kleine Räume. Unvergessen bleibt für sie der Dachboden als geheimnisvolles Möbellager. „Herrlich zum Stöbern, Entdecken, Spielen für uns.“

Tja, Diana Friz kann aber nicht nur mild lächeln. Sie kann auch anders. Als sie nach dem Dreiteiler-Fernsehfilm „Die Krupps“ gefragt wird – fällt harsche Kritik auf Drehbuch samt Produzent. „In weiten Teilen entspricht es nicht den Tatsachen. Ich bin dabei eingeschlafen.“

Sie muss es wissen, denn Diana Friz schrieb: „Alfried Krupp und Berthold Beitz“ (1990); „Margarethe Krupp. Das Leben meiner Urgroßmutter“ (2008); „Bertha Krupp und ihre Kinder (2011). „Die Familien-Tradition motivierte mich, ob das Bild aus eigener Erinnerung auch belegbar ist.“ Und? „Das Familienbild stimmt. Wir sind eine nüchterne Familie!“ Seitenhieb: „Alles mit Quellennachweis – nicht wie bei zu Guttenberg!“

Jedenfalls schrillt die Schulglocke viel zu früh. Komplimente fliegen von den Schülern an die Krupp Enkelin. die wir hier weitergeben. Von Alina: „Nett, freundlich, lockerer als ich erwartet habe, offen, begeistert von dem Hintergrund ihrer Familie, strahlt Jugend aus. Freundin Sewi unterstreicht: „Eine nette Dame, redet gerne, gute Stimmung!“

23 starke Projekt-Themen
Relief Skyline Essen, Foto-Memory zur Margarethenhöhe, vom Stammhaus zur Villa Hügel; Fotoausstellung zu Krupp heute, Comenius-Ausstellung, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Geschichte der Margarethenhöhe, Schlaglichter aus der Geschichte der Firma Krupp – thematische Reise durch die Sonderausstellung im Ruhrmuseum, Bauen einer Dampfmaschine, die Frauen der Familie Krupp, auf den Pfaden der Familie Krupp, Erzählungen und Berichte über Bertha Krupp, Freizeit und Arbeit im neuen Krupp-Quartier, Patchwork: Wandbild von Bertha Krupp, von der Gussstahlfabrik zum Konzern, die Rolle der Krupps im 2. Weltkrieg, Arbeiterfamilienleben vor 100 Jahren, Spurensuche: Krupp in Essen, Geocachin, Rollenspiele, Krupp Konsumgesellschaft, die Rolle der Krupss im 2. Weltkrieg, Podcasts.

Fotos: privat