Umbra-Kunstfabrik - Ende einer ‚Geisterfahrt’?

Die bisherige Bleibe der Umbra-Kunstfabrik an der Martin-Luther-Straße
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Unglücklich verlaufener Versuch einer Kunstinstallation

(Achten Sie auch hier ganz am Schluss auf den Hinweis zu einer Fortsetzung.)

Mitte August 2012 wurde im Lokalkompass für Essen-West über den eingetragenen Verein „Umbra-Kunstfabrik“ berichtet (siehe http://www.lokalkompass.de/198404 ). Gefragt wurde dabei, ob diese „Fabrik“ nur eine „Traumfabrik“ sei. Zu der Seriosität des Vereins und seines Vorhabens wurden Zweifel sichtbar.

Der Bericht hatte Wellen geschlagen. Im Gegensatz zu anderen Berichten, aus denen Euphorie herausklang, war der Beitrag im August von begründeter Skepsis getragen. Wurde der Initiator und Vorsitzende des eingetragenen Vereins von einer Autorin unter anderem als „Engel“ für straffällig gewordene Frauen gefeiert (siehe http://www.lokalkompass.de/169575 ) und die Nennung des Vereins samt Treffen mit der Bundeskanzlerin bei einem „startsocial“-Wettbewerb wie ein Gütesiegel behandelt, so ergaben erneute nüchterne Recherchen schließlich, dass der Verein und dessen Projekt auf sehr fragwürdigen Füßen stand.

Allgemein gilt: Einen „eingetragenen Verein“ kann jeder gründen. Er braucht dazu nur eine Mindestanzahl an Gründungsmitgliedern und eine Satzung. Ergeben Satzung und Gründungsprotokoll keinen Grund zur Beanstandung, wird der Verein auf Antrag bei einem Amtsgericht in das Vereinsregister eingetragen. Will der Verein als gemeinnützig gelten, muss sich das aus dessen Satzung formgerecht und zweifelsfrei ergeben, damit eine Anerkennung durch das Finanzamt erfolgen kann. Das alles kann ein einigermaßen versierter Bürger mit genügend überzeugten Mitstreitern oder guten Freunden und vielleicht auch hilfsbereiter Verwandtschaft relativ leicht bewerkstelligen.

Ausgesagt ist damit noch lange nichts über die Seriosität des dann eingetragenen und auch als gemeinnützig geltenden Vereins und über dessen wahre Absichten, die ja auch unlauter sein mögen. Brenzlig wird es aber, wenn der entsprechende Verein im weiteren Verlauf an Fördermittel gelangen will, um sich und seine Arbeit, meistens auch die leitenden Vereinsmitglieder zu finanzieren und denen ein nicht selten sogar sehr stattliches Einkommen zu gönnen. In einem solchen Fall müssen nachprüfbare Belege her, müssen sich die befassten Personen als geeignet und zuverlässig erweisen, müssen Kompetenzen und geeignete Arbeitsmittel nachgewiesen werden.

An einer entsprechenden und im weiteren Fortgang von der „Kunstfabrik“ verlangten Beweisführung ist der Verein jetzt wohl endgültig gescheitert. Schon allein ausgehend von der Internetpräsenz http://www.umbra-Kunstfabrik.de führten eingehende Recherchen zu keinem überzeugenden Ergebnis.

Im Gegenteil: Der Web-Auftritt von „Engel“ Reimund Neufeld offenbarte viel Getöse, hinter dem sich kaum Greifbares verbarg. So war unter anderem von einem Projekt „Präventionsarbeit“ die Rede. Dazu hieß es noch Ende September 2012 im Internet auf http://www.umbra-kunstfabrik.de/Projekte/praeventionsarbeit.html : „Das Projekt „Präventionsarbeit“, richtet sich zunächst einmal an jugendliche Mädchen im Alter von 14 und 21 Jahren, die an der Schwelle kriminellen Handelns stehen, oder diese bereits schon einmal übertreten haben […].
Dieses Projekt wird von „UMBRA kunstfabrik e.V.“ zusammen mit unserem Hamburger Partner-Verein „Gefangene helfen Jugendlichen e.V.“ entwickelt. Dieser Verein ist schon über 12 Jahre im Bereich „Präventionsarbeit“ erfolgreich und ein anerkannter Jugendhilfeträger. Ein eigens für „UMBRA kunstfabrik e.V.“ zu entwickelndes Konzept für diese Präventionsarbeit wird durch die fachliche Hilfe der Mitarbeiter von „Gefangene helfen Jugendlichen e.V.“ erarbeitet. Es sollen hier Vorträge und gemeinsam erarbeitete Gesprächskreise mit Pädagogen, ehemals inhaftierten Frauen und Jugendgruppen in Haftanstalten und in Schulen durchgeführt werden. […]“

„zu entwickelndes“ wie auch „Es sollen…“ und viele andere Ausführungen in zahlreichen Beiträgen der noch erreichbaren Webseiten deuteten nur auf hochfliegende Pläne hin, die man volkstümlich auch gern als „warme Luft“ bezeichnet. In die Vereinsarbeiten eingebunden werden sollten Gott und die Welt, sofern es irgendwie nach Rang und Namen roch. Den Hamburger Verein „Gefangene helfen Jugendlichen e.V.“ gibt es. Es wimmelt in ihm an anscheinend kompetenten Leuten, hauptsächlich „a.D.“-Polizeikommissaren.

Nach einer Bitte um Rückruf auf dem Anrufbeantworter meldete sich der Hamburger Vereinsgründer Volkert Ruhe noch am gleichen Tage und hielt sozusagen „schützend“ seine Hand über Reimund Neufeld und dessen „Fabrik“. Ruhe – eloquent, zielstrebig und inzwischen anerkannter Spezialist auf dem Gebiet der Gefangenenbetreuung und Resozialisierung Haftentlassener – hatte selbst eingesessen und kennt „Santa Fu“, das berüchtigte Hamburger Gefängnis, von innen. Als er den Hamburger Verein gründete, hatte er mit unsäglichen Problemen zu kämpfen und biss sich durch. Bis es sein Verein im Jahre 2009 auf den ersten Platz unter den Bundessiegern beim „startsocial“-Wettbewerb unter der Schirmherrschaft der Kanzlerin schaffte ( http://www.startsocial.de/wettbewerb/startsocial-bundessieger/2009 ), war es ein weiter und sehr steiniger Weg. Ruhe wusste zu berichten, mit welchen Vorurteilen zu rechnen ist, wenn es um Drogensucht und Resozialisierung von Strafgefangenen geht.

Die „Umbra-Kunstfabrik“ ist dem Aktivisten Ruhe gut bekannt. Es hatten zahlreiche Gespräche zwischen ihm und Reimund Neufeld stattgefunden. Auch war der jetzige Geschäftsführer des Hamburger Vereins schon nach Essen gereist und hatte sogar beratend an Sitzungen des Umbra-Vorstands teilgenommen. Ihm selbst war es vorrangig darum gegangen, die Aktivitäten seiner Hilfsorganisation bundesweit auszudehnen, wozu er Ansätze für Kooperationen und die Errichtung eines Zweigbüros unter dem Namen des Hamburger Vereins suchte. Deshalb tat er alles, dem Umbra-Verein das notwendige Wissen zu aussichtsreichen Verhaltensweisen zu vermitteln. Allerdings hätte der Hamburger Verein seine Kompetenz und Erfahrung nach Essen nur verpflanzen können, wenn der westdeutsche Bereich die entsprechende Finanzierung selbst auf die Beine bekäme.

Ruhe hatte nichts dagegen, wenn Neufeld als „Dilettant und Anfänger“ bezeichnet wurde. Hinsichtlich persönlicher Vorbehalte gegen Neufeld meinte der Hamburger, dass Neufeld vielleicht mehr die persönlichen Gespräche hätte suchen müssen, denn bei ihm selbst habe Neufeld einen durchaus positiven Eindruck hinterlassen. Vorbehalte hinsichtlich der bedauerlichen Fokussierung der Umbra-Aktivitäten auf Mädchen und Frauen wären durch eine Kooperation hinfällig geworden, weil in Hamburg nicht nach Geschlechtern unterschieden wird. Dass „Umbra“ nicht vorwärts kam, mochte an dilettantischer Vorgehensweise liegen. Etwa fehlende Fachkenntnisse habe es bei ihm, Ruhe, anfänglich auch gegeben. Er habe jedoch seine Zielsetzung glaubwürdig und überzeugend vorgetragen und nicht locker gelassen. Woraus man folgern mag, dass Ruhe alles richtig gemacht hatte und Neufeld vieles falsch angepackt haben mag. Sollte es nunmehr mit der „Umbra-Kunstfabrik“ nicht funktionieren, bekannte Ruhe noch, „würden wir uns weiterhin im Ruhrgebiet umschauen und sehen, ob wir einen anderen Träger finden, wo die Strukturen bereits entsprechend gediehen sind, unsere Ideen weiterzutragen“.

Vielleicht hatte Neufeld tatsächlich versucht, das Pferd vom Schwanze her aufzuzäumen und Anerkennung für Unausgegorenes zu verlangen. Denn, so der erfahrene Volkert Ruhe: „Der Paritätische oder die Diakonie oder die AWO oder wer auch immer könnten, wenn sie die Idee akzeptieren oder gut finden würden, Unterstützungsarbeit leisten.“ Aber hatte Neufeld um eine solche Unterstützung ersucht? Wollte er nicht, wie bislang zu vernehmen, nur die Anerkennung durchsetzen? Ruhe fand es bedenklich, dass Neufeld in der Vergangenheit „speziell nur die Kontakte zu Frauen in den Vollzugsanstalten hatte und noch keine Strukturen zu inhaftierten Männern aufgebaut hat“. Gerade dieses jedoch konnte Ruhe sich nicht erklären.

Ist ein Neuanfang für die „Kunstfabrik“ jetzt überhaupt noch möglich, oder hat Neufeld sich diesen auch schon verbaut? – Auf der Vereins-Webseite http://www.umbra-kunstfabrik.de/Startseite/umsonst-wird-gern-genommen wirft Neufeld nunmehr öffentlich eine „Blockadehaltung der Behörden“ vor. Er lobt sich selbst angesichts auf eigene Faust und ohne offiziellen Rückhalt gestarteter Unternehmungen und bejammert den „steinigen Weg der Professionalisierung“: „Die UMBRA kunstfabrik in Essen“, berichtet er, „kümmert sich um Frauen, die in Haft sind oder waren. Das Resozialisierungsprojekt im Essener Westen wurde seit 2007 entwickelt und droht nun zu scheitern, da alle Bemühungen nicht fruchteten, die nötigen finanziellen Unterstützungen der zuständigen Behörden zu erlangen.“ Dann greift er massiv die „Behörden“ an, obgleich es sich um „Verbände“ handelt: „Seit Oktober vergangenen Jahres versanden die Anträge im Behördendickicht, obwohl UMBRA Aufgaben leistet, die glasklar zum Auftrag der Justizbehörden gehören - nämlich die Wiedereingliederung ehemals Strafgefangener in die Gesellschaft.“

Handeln anstatt Staat ist nichts Ehrenrühriges und in der BRD auch weit verbreitet. Am meisten freut sich der Staat, wenn ihn das eigeninitiative Handeln der Bürger nichts kostet. Doch „anstatt Staat“ auf Kosten des Staates bedarf einer Rechtfertigung, zu der der Vereinsgründer das Notwendige nicht beibringen konnte. Jetzt schimpft er im Web angesichts seiner ins Blaue hinein erbrachten Leistungen: „Viel Sozialarbeit also, die zum Nulltarif zu haben war. Die Behörden [red. Anm.: nicht „Behörden“] haben zwar mündlich Hilfe zugesagt, aber praktisch alle Anträge zur Finanzierung unter verschiedensten Begründungen zunächst abgelehnt. Die hochgerechnete Brutto-Gesamtsumme für die bisher erbrachten Leistungen, inklusive Arbeitsleistungen, erreicht mittlerweile eine 6-stellige Höhe. Ich empfinde es als Skandal, dass man uns derart weiter arbeiten lässt ohne Aussicht auf Fördergelder, die uns Ende letzten Jahres in Aussicht gestellt wurden.“ Er selbst habe dem Verein 15.000 Euro als Anschubfinanzierung zur Verfügung gestellt. Dabei übergeht Neufeld, dass er eine Musik veranstaltet hatte, die niemand bei ihm bestellt hatte. Er erwähnt auch nicht, ob und inwieweit er aus Mitteln des „persönlichen Budgets“ von seiner bisherigen Klientel finanzielle Gegenleistungen erhalten hat.

Im Lokalkompass hatte eine Autorin berichtet, dass sich Neufeld auch Unterstützung erhoffte von Britta Altenkamp, Landtagsabgeordnete der SPD sowie AWO-Vorsitzende Niederrhein, dann aber jede Hilfe ausblieb: „Erst hieß es: Wahl. Dann Regierungsbildung. Jetzt Urlaubszeit…“ Dabei wurde übersehen, dass die Politikerin lokal in Essen an keiner Stelle zuständig oder gar weisungsbefugt war. Sie konnte allenfalls mit Informationen weiterhelfen, was sie auch tat. Sie machte sich selbst ganz gezielt schlau und steuerte mit zahlreichen Anlaufadressen bei. Infrage kamen verschiedene Verbände wie etwa die AWO oder der Paritätische Wohlfahrtsverband, die durch eine offizielle Anerkennung der „Kunstfabrik“ dem Verein gewissermaßen ein Kompetenz- und Glaubwürdigkeitssiegel hätten aufdrücken können.

Doch genau das stellte sich als unmöglich heraus. Neufeld hatte hoch gepokert und verloren. Sowohl Ingrid Kilz, Kreisgruppengeschäftsführerin beim Paritätischen Wohlfahrtsverband, wie auch Dirk Heidenblut, der dienstlich mit der Causa „Umbra“ befasst war, stellten übereinstimmend fest, „dass eine Aufnahme nicht erfolgen kann“, weil es an den zwingend zu erfüllenden Voraussetzungen fehlt. Dadurch kann Neufeld auch weiterhin nicht unter das Siegel eines Spitzen-Dachverbandes der Wohlfahrtspflege schlüpfen, das ihm den Weg zu den Geldtöpfen des Landschaftsverbandes Rheinland eröffnet hätte. Aus diesen und vielleicht anderen Töpfen hätten dann auch die Mittel zur Bezahlung der Miete für das frühere Pfarrhaus an der Martin-Luther-Straße kommen müssen. Dem Vernehmen nach sind jetzt Mietzahlungen für das Anwesen ausgeblieben, so dass die Evangelische Gemeindeverwaltung den Mietvertrag zum 1. Oktober dieses Jahres gekündigt hat.

Erschwerend bei allem kommt unter Umständen hinzu, was Neufeld zu seinem Vorhaben selbst verlauten ließ: „Unser Motto heißt schließlich Resozialisierung Haftentlassener mit den Mitteln eines Kunstbetriebes. Ein völlig neues Projekt mit Alleinstellungsmerkmal.“ Dieses „Alleinstellungsmerkmal“ bedeutete ja auch, dass es nichts Ähnliches zu geben scheint, an dem man auch etwaige Erfolgsaussichten hätte ablesen können. Bei Betreuung und Therapie von Menschen in kritischen, labilen Lebenslagen mag eine künstlerische Betätigung eine gewisse Rolle spielen, dann aber nur als Nebenaspekt innerhalb einer gefächerten und fachlich abgesicherten umfassenden Therapie oder zumindest Betreuung. Und wie etwa allein „mit den Mitteln eines Kunstbetriebes“ eine „Resozialisierung Haftentlassener“ zu realisieren sein mochte, konnte sich bei den Recherchen zu diesem Artikel niemand vorstellen, zumal es an einer klaren Definition von „Kunstbetrieb“ fehlt.

Ein weiterer wichtiger Punkt, der sehr kritisch beäugelt wurde und anscheinend auch in involvierten Fachkreisen die Runde machte, ist die Tatsache, dass sich Reimund Neufeld so unübersehbar nur auf das weibliche Geschlecht kaprizierte. Im Zusammenhang mit der zumindest früheren Vorliebe des Vereinsgründers für spezielle erotische Ambitionen machte ihn das suspekt. Hinzu kam dann auch noch, was direkt auf der Internet-Startseite der „Kunstfabrik“ zu lesen geboten wurde (und im Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels weiterhin noch veröffentlicht wird): „Als nächste künstlerische Aktion planen wir gemeinsam mit dem Schauspieler Giampiero Piria ein Theaterstück mit dem Titel: "Warten oder wer ist eigentlich Godot?". Dies wird eine Fortsetzung zu dem Thema, dass wir beim letzten Künstlersalon mit Willy Thomczyk aufgenommen hatten. Ihr dürft also gespannt sein.“

„Willy Thomczyk“? – Ausgerechnet Willy Thomczyk. Das machte einige Leute mit etwas besserem Gedächtnis stutzig. Denn zu diesem einstmals beliebten, dann aber geschassten Schauspieler ist selbst bei Wikipedia ( http://de.wikipedia.org/wiki/Willi_Thomczyk ) nachzulesen: „Am 27. September 2005 [wurde] Thomczyk wegen sexueller Nötigung im minderschweren Fall und einfacher Nötigung zu einer Bewährungs- und Geldstrafe in zwei Fällen verurteilt.“ Danach sprangen bei Thomczyk die Arbeitgeber und Werbepartner ab. Auch das warf offensichtlich bei einigen Leuten Fragen auf, die sich nur mit Zweifeln beantworten ließen. Nicht verborgen geblieben war zudem, dass Neufeld zunächst in Berlin ein Künstler-Café eröffnen, dann in der Sächsischen Schweiz sogar ein Rittergut kaufen wollte, um dort etwas zu realisieren, was ihm schließlich im Ruhrgebiet so wenig gelang wie seine vorherigen Vorhaben. Gute Netzwerke, deren sich Neufeld rühmt, haben anscheinend auch andere Menschen und Institutionen, und in diesen Netzwerken kursierten vor allem aus dem Internet stahlhart zu dokumentierende Fakten, nicht etwa irgendwelche Gerüchte.

Interessant im Zusammenhang mit vielerlei aufwendigen Recherchen ist die Tatsache, dass bei Aspekten zu Drogen und Suchtmittelabhängigkeiten immer wieder auf „Bella Donna“ verwiesen wurde und auf die dortige Geschäftsführerin Martina Tödte, die in Fachkreisen gewissermaßen als ein „Vatikan in Suchtfragen“ gehandelt wird. „Bella Donna“ ist ein „Verein zur Hilfe suchtmittelabhängiger Frauen Essen e.V.“ Im Lokalkompass wurde einmal berichtet ( http://www.lokalkompass.de/39811 ): „Mit unterschiedlichen Einrichtungen und Projekten ist es dem Verein seit 1992 gelungen, umfassende fachliche Maßstäbe und Qualitätsstandards für die ambulante und stationäre Arbeit mit suchtmittel- und drogenabhängigen Mädchen und Frauen in NRW zu implementieren.“ Damit ist eigentlich alles gesagt, was zu kompetenten Betreuungsmöglichkeiten noch offen sein könnte. Im Lokalkompass fragte eine Autorin jedoch (http://www.lokalkompass.de/196073 ): „O Gott, liegt das Kind im Sterben? Das noch nicht einjährige „Baby“ von Reimund Neufeld scheint wegen „Futterneid“ zu ersticken.“

„Futterneid“ ist von den verschiedenen Einrichtungen ganz offenkundig am wenigsten zu befürchten. Es gibt viel zu viele hilfebedürftige Menschen in Deutschland und viel zu wenige Hilfs- und Betreuungseinrichtungen, was ganz simpel mit dem Fehlen von Finanzmitteln und dem Mangel an entsprechend qualifizierten Fachkräften erklärt werden kann. Am allerwenigsten ist Futterneid von der Bundesverdienstkreuzträgerin ( http://www.frauennrw.de/nachrichtenarchiv/j2011/m01/pm11-01-28_bundesverdienstorden-martina-toedte.php ) Martina Tödte zu erwarten, die lieber zehn Einrichtungen statt einer und lieber zehn fachkundige Betreuer statt eines Betreuers sehen würde. Denn die Not vieler Mädchen und Frauen ist immer noch um ein Vielfaches größer als die mögliche Hilfe. Martina Tödte „gilt landes- und bundesweit als wichtige "Impulsgeberin" zur konzeptionellen und qualitativen Weiterentwicklung der frauenspezifischen Suchthilfearbeit und zur Verbesserung des Wissenstransfers zwischen Praxis und Forschung.“

Eines mag jedoch auch für „Bella Donna“ ( http://www.belladonna-essen.de ) als sicher gelten: Dass man auf so abenteuerliche Vereine wie die „Umbra-Kunstfabrik“ nicht nur verzichten darf, sondern im Interesse von schutz- und hilfebedürftigen Menschen sogar muss. Solches mag der Verein nicht gern vernehmen, denn als der erste ausführliche Bericht über die „Umbra-Kunstfabrik“ im Lokalkompass und auch ein Video bei YouTube (http://www.youtube.com/watch?v=kLbl5OY2fzo ) erschienen waren, meldete sich der Kassierer des Vereins Peter Aleweld beim Autor und verlangte rüde die sofortige Entfernung des Videos von der YouTube-Plattform und verstieg sich zu unverhohlenen Drohungen auch mit einer Strafanzeige wegen eines „Hausfriedensbruchs“, der beim Abfotografieren des früheren Pfarrhauses an der Martin-Luther-Straße begangen worden sein sollte. Das war nichts Neues, denn wer sich zu der Kunstfabrik skeptisch äußerte, konnte mit Höflichkeit seitens des Vereins nicht mehr rechnen.

Autor: Manfred L. Schuermann
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Weitere Information:
1.) http://www.lokalkompass.de/211459
Siehe dazu auch den Kommentar.
2.) http://www.essen.de/de/meldungen/pressemeldung_732239.html

_________________________ ‚KASTEN‘ _____________________

Eine nicht seltene Frage unter Insidern ist auch: Will Neufeld aus einem inneren sozialen Drang heraus anderen Menschen beistehen, geht es ihm nur um die Konstruktion einer Geldmaschine für sich und eine gewisse „Kumpanei“, oder erliegt er immer noch gewissen „Schattenversuchungen“ und sucht er gar – deshalb der Fokus auf Mädchen und Frauen – eine Domaine, in der er selbst es „engelgleich“ überlegen mit dem weiblichen Geschlecht zu tun hat, mit Frauen, die sich in einer bedrückend heiklen, gesellschaftlich unterlegenen Position befinden? Immerhin, mit den Worten von Neufeld: „Das Resozialisierungsprojekt im Essener Westen wurde seit 2007 entwickelt und droht nun zu scheitern.“ Noch im August 2010 wurde in der „EROTIC MORNING LOUNGE“ Neufelds „Geschichte der Hurenkönigin Lebesi“ gelesen und ist selbst heute zum Anhören und als Download verfügbar; wahrscheinlich nicht ohne ein weiteres Interesse des Autors. Ist das alles nur verzeihbare Vergangenheit, eine reine Privatsache ohne mentale Tendenz in berufliche Ambitionen hinein? Würde man nach all den Skandalen in Internaten einem Lehrer mit einer solchen Vita wie der von Reimund Neufeld unbesehen eine Mädchenklasse anvertrauen? – Denn: Wie würde jemand, der sich zu „Schattenversuchungen“ auch mit solchen literarischen Fantasien zeigte, tatsächlichen, vielleicht sogar von Klienten provozierten Versuchungen widerstehen? (Zu dieser Geschichte gibt es auch einen Abriss zum Autor.)

Auf derlei Feststellungen beziehen sich letztendlich ja auch viele unangenehme „Bauchgefühle“ im Fachumfeld der Sozialfürsorge. Bislang ist Neufeld in diesem Zusammenhang nichts „nachzuweisen“. Zumindest hat noch niemand, der es wissen müsste, Hinweise darauf gefunden, dass Frauen in diesen Zusammenhängen „benutzt“ wurden. Das muss auch nicht sein. Denn auf Fantasien bezogen sieht das völlig anders aus. Neufelds „erotische Kunst“ beinhaltet ja durchaus sogar Gewalt. Die Lebensgeschichten vieler betroffener Frauen sind ebenso von Gewalt beeinflusst, allerdings nicht in der Fantasie der Frauen, sondern als bitterbös erlebte Realität.

Für jemanden, der sich Fantasien hingeben mag, wie es bei Neufeld durch seine literarischen Aktivitäten feststellbar ist, sind die Biografien der Frauen möglicherweise eine Art „Wasser auf die Mühlen“... – Die Dokumentation „Zweite Europäische Konferenz zur Gesundheitsförderung in Haft!“, Wien, 2006, herausgegeben von akzept e.V., Deutsche AIDS-Hilfe e.V. und vom Wissenschaftlichen Institut der Ärzte Deutschland e.V. liefert dazu unumstößliche Fakten und weiterführende Erkenntnisse, wie einige Zitate aus ihr nahelegen mögen:

„Darüber hinaus belegen die Ergebnisse von Schröttle und Müller (2004), dass inhaftierte Frauen in einem erheblichen Ausmaß körperliche Misshandlungen und sexuelle Gewalt bereits in der Kindheit und fortgesetzt auch im Erwachsenenalter erlebt haben. Ab dem 16. Lebensjahr waren 91% der befragten Frauen körperlicher und 57% sexueller Gewalt ausgesetzt. Im Vergleich mit der weiblichen Bevölkerung in Deutschland sind die inhaftierten Frauen fast dreimal so häufig Opfer körperlicher und vier- bis fünfmal so häufig Opfer sexueller Gewalt. Viele der Gewalterlebnisse fanden bereits im Kindesalter statt. So berichtete fast jede zweite der inhaftierten Frauen von sexueller Gewalt und jede zweite bis vierte von schweren körperlichen Misshandlungen in der Kindheit.“ (Seite 115)

„Zu vergleichbaren Ergebnissen kommen auch die deutsche Studie von Schröttle und Müller (2004) sowie die europäische Studie von Dünkel et al. (2005). In beiden Studien weisen inhaftierte Frauen in einem hohen Ausmaß psychische Erkrankungen und Selbstverletzungsabsichten auf. Für Deutschland konnte nachgewiesen werden, dass zwischen 31–53% der befragten inhaftierten Frauen an Stress, Überlastung, Antriebslosigkeit, und Selbstwertproblemen leidet. Als besonders gravierend bewerten die Autorinnen den Befund, dass etwa jede fünfte der inhaftierten Frauen in den letzten 12 Monaten häufig Angstanfälle und Panikattacken hatte, etwa jede siebte von Depressionen und nahezu jede zehnte Frau von Selbstverletzungsabsichten berichtete.“ (Seiten 119/120).

Zu diesen Aspekten gibt es zahlreiche Ausführungen, die sich inhaltlich decken. Die Frauen, an die sich die „Umbra-Kunstfabrik“ wendet, weisen also überproportional häufig – im Vergleich zur Gesamtbevölkerung – sexuelle Gewalterfahrungen auf und sind häufig psychisch krank. Beides hängt wiederum zusammen, denn viele Frauen entwickeln eine psychische Erkrankung aufgrund ihrer Gewalterfahrungen. Dass eine sensible und qualifizierte Begleitung und Behandlung der betroffenen Frauen erforderlich ist, liegt also auf der Hand. Dass es nicht ausreicht, die Biografie quasi als „Kunstwerk“ zu schreiben, um die eigene Geschichte zu verarbeiten, ist allgemein bekannt (vielleicht aber nicht dem Initiator der „Kunstfabrik“, zumal er ja anscheinend keine ausreichenden Qualifikationen zu dieser Thematik nachgewiesen hat).

Dass die Versorgung in den Haftanstalten sowohl für Frauen als auch für Männer alles andere als nur „nicht optimal“ ist und die Haftbedingungen insbesondere die „psychischen Zustände“ der Inhaftierten verschlechtern, ist ebenfalls allgemein bekannt. Das bestreitet auch die Landesregierung in NRW nicht, der durchaus daran gelegen ist, die Haftbedingungen zu verbessern. Das ist neben anderem auch ein Grund dafür, dass ehrenamtliche Arbeit in den Justizvollzugsanstalten „gerne genommen“ wird, was für Neufeld zu einem offenen Einfallstor wurde.

Doch hat sich bislang überhaupt jemand mit der Person Neufeld so beschäftigt, wie es notwendig wurde, als er jetzt mit einem Verein an Zuschüsse aus Fördertöpfen gelangen wollte? Hätte Neufeld mit dem, was nunmehr bekannt wurde, je einen Fuß als „Ehrenamtlicher“ in eine Strafvollzugsanstalt setzen dürfen? Denn warum sich seine Nächstenliebe, mit der er nun auch Geld verdienen will, nur für Frauen interessierte, er sich sogar präventiv – nach seinen eigenen Worten – vor allem „an jugendliche Mädchen im Alter von 14 und 21 Jahren“ wenden will, die überhaupt noch nicht straffällig wurden und erst „an der Schwelle kriminellen Handelns stehen“, ist nicht nachvollziehbar. Doch Mädchen und Frauen müssen für ihn selbst ja etwas Attraktives aufweisen, das er bei Männern nicht finden würde.

Heute ist es – in dieser schnelllebigen Zeit – üblich, mehr nur auf die Fassade, auf die Oberfläche, auf den Lack zu achten, ohne sich die Arbeit zu machen, auch einmal gründlich zu erforschen, was sich unter den Oberflächen verbirgt. So konnte Neufeld im Internet stolz berichten: „... eine Woche Brandenburg mit unseren Klientinnen und der Künstlerin Anne Krickeberg – die erste UMBRA-Freizeitaktion im August war eine gelungene Sache – auch Dank unseres Sponsors, der Sparkasse Essen.“ Das wirft schon wieder eine weitere Frage auf. Doch man muss festhalten, dass Fragen erst wirklich und gründlich gestellt wurden, als es dem eingetragenen Verein „Umbra Kunstfabrik“ darum ging, an Fördergelder zu gelangen. Jetzt hatten die mit den notwendigen dienstlichen Vorgängen befassten Institutionen die Pflicht, sehr genau hinzuschauen und alles zu prüfen... – auch das, was sich aus öffentlich zugänglichen Quellen zur Führungsfigur der „Umbra Kunstfabrik“ erschließen ließ. Und eben genau das, das „öffentlich Zugängliche“, ist auch in den bisher zwei Beiträgen des Autors zu diesem Thema verarbeitet worden.

M.S.
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Leider - leider! - hat sich die Geschichte damit noch nicht erledigt.
HIER geht es weiter...
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Autor:

Manfred Schuermann aus Essen-Ruhr

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