Evangelische Gesamtschule Bismarck ist nominiert
Unterstützen, helfen, fordern: So geht's zum Deutschen Schulpreis

Ende Januar besuchten Juroren prüfenden Blickes die Evangelische Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck: Diese Schule ist Vorzeigeschule und nominiert für einen Preis. 
Fotos: Gerd Kaemper
4Bilder
  • Ende Januar besuchten Juroren prüfenden Blickes die Evangelische Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck: Diese Schule ist Vorzeigeschule und nominiert für einen Preis.
    Fotos: Gerd Kaemper
  • hochgeladen von Harald Landgraf

Die Evangelische Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck (EGG) gliedert seit fünf Jahren Kinder mit Förderungsbedarf in ihre Schulklassen ein. Wegen dieses gelungenen Inklusionskonzeptes und weiteren, lobenswerten Rahmenbedingungen des Lernens hat sie es geschafft, für den Deutschen Schulpreis nominiert zu werden. Eine Jury war nun zur Prüfung vor Ort.

Es ist amtlich: Die EGG ist eine von bundesweit 20 Lehrinstituten, die nominiert sind und im besten Fall sogar 100.000 Euro Preisgeld gewinnen könnte.
Dass schon diese Nominierung etwas ganz besonderes ist, darüber ist sich auch Oberbürgermeister Frank Baranowski bewusst, der nur lobende Worte findet: "Schön, dass Sie soweit gekommen sind", sagte er. Gerade der Schwerpunkt "Stärken stärken" der Schule passe auch gut zum Konzept der Stadt. "Wir nennen es ,Talente fördern -jedem Kind seine Chance'." Der OB hob hervor, dass die Leistung gerade für eine Schule im Stadtteil Bismarck, in dem es einen großen Erneuerungs- und Förderbedarf gebe, sehr bemerkenswert sei. "Hier ist der Bildungserfolg schwierig."

Kein Schulgeld, keine soziale Auslese

Schulträgerin ist die evangelische Kirche von Westfalen. Daher war auch Dr. Wolfram von Moritz, pädagogischer Schuldezernent, vor Ort, um hervorzuheben, dass die Bismarcker Gesamtschule damals die erste integrierte, evangelische Schule in Westfalen war, die den Schritt zur Inklusion gegangen ist. Freiwillig wohlgemerkt, der Schulträger schreibe den Schulen das nicht vor, diesen Weg zu gehen. Wichtig sei am Modell, dass es "keinerlei soziale Auslese" gebe. Daher koste der Schulbesuch auch nichts extra, denn bei Schulgeld sei das Risiko der sozialen Auslese enorm.
Was bedeutet das denn nun? Rund zehn von 150 Schülern pro Jahrgang sind Kinder mit Förderbedarf, berichtet Dr. Martin Weyer-von Schoultz, Didaktischer Leiter. Für das Konzept habe er vor fünf Jahren die Unterrichtsmethodik komplett umgestellt. Es gebe aber nicht mehr Lehrer an der Schule, aber mehrere der Lehrer seien Sonderpädagogen. Zudem wird im Konzept berücksichtigt, dass evangelische, katholische, muslimische Schüler (und weitere Religionen) aus insgesamt 33 verschiedenen Nationen unterrichtet werden. Hinzu komme die Selbstverständlichkeit im Umgang miteinander, die Verantwortung und die familiäre Atmosphäre, die spürbar ist.
Gerade diese hat Jurorin Heike Kühlewein von der Robert Bosch Stiftung/ Heidehof Stiftung als sehr "offen" erlebt, aber auch im Unterricht gesehen, wie die Schüler sich unterstützen, helfen und fordern. Ihre Kollegin, Projektmanagerin Andrea Preußker, erklärte, dass es sechs Qualitätsbereiche gebe, die beurteilt würden, insgesamt berücksichtige man jeweils auch "Rahmen und Kontext, in dem eine Schule steht und was sie daraus macht". Denn allen Schülern die möglich beste Bildung zukommen zu lassen, das allein genügt nicht für den begehrten Preis, der im übrigen am 5. Juni von der Bundeskanzlerin in Berlin überreicht wird.

"Das ist eine gute Schule."

Schulleiter Volker Franken verglich den zweitägigen Besuch der Jury mit einer Art Qualitätsprüfung. Die Juroren hätten jeweils zehn bis 20 Minuten lang Einblicke in den Unterricht bekommen. Abgedeckt wurden in etwa 50 bis 60 Unterrichtssequenzen.
Die Jury hat jetzt noch zehn weitere Schulbesuche vor der Brust, bis sie sich dann Anfang März in eine eintägige Sitzung begibt, um über die Plätze zu entscheiden. Die Schulen auf den Plätzen 2 bis 6 teilen sich nochmal 100.000 Euro. Die anderen Schulen erhalten je 5000 Euro. "Das ist ein heißes Ringen um Nuancen", bringt es Juror Wilfried W. Steinert auf den Punkt. Steinert, ehemaliger Schulleiter der Gewinnerschule von 2010, hatte auch eine kleine Anekdote parat, die verdeutlicht, dass die EGG im Stadtteil anerkannt sei. Denn ein Taxi-Fahrer sagte ihm wohl: "Das ist eine gute Schule."

Mehr Informationen unter www.deutscher-schulpreis.de.

Autor:

Harald Landgraf aus Dinslaken

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

15 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.