Kapazitäten im Gesundheitsamt werden weiter erhöht
Ab dem heutigen  Donnerstag. 22. Oktober. 2020 sind Mund-Nasen-Bedeckung in städtischen Gebäuden Pflicht

Foto: Heinz Kolb

In dieser Woche hat der Inzidenzwert, der anzeigt, wie viele Infektionen mit dem Corona-Virus binnen sieben Tagen bezogen auf je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner nachgewiesen wurden, die Grenze von 100 Fällen überschritten, am heutigen Mittwoch lag der Wert bei 123,6.

„Die Situation spitzt sich überall im Land zu. Natürlich auch bei uns hier in Gelsenkirchen. Wir müssen feststellen: Die Lage ist durchaus besorgniserregend. Wir haben in den vergangenen Tagen weiter gegengesteuert – zuletzt durch die Maskenpflicht im öffentlichen Raum. Durch das gestiegene Infektionsgeschehen sind jedoch auch die Kapazitäten in der Verwaltung, vor allem im Gesundheitsamt, am Limit. Deshalb müssen wir uns alle gemeinsam weiter einschränken und gemeinsam gegensteuern“, erklärte Oberbürgermeister Frank Baranowski bei einer Pressekonferenz zur Corona-Lage in Gelsenkirchen.

Die Maskenpflicht wird zudem auf die öffentlichen Gebäude der Stadtverwaltung Gelsenkirchen ausgeweitet. Hier gilt ab heutigem Donnerstag. 22. Oktober. 2020 bei Besuchen, in den Fluren und auf öffentlichen Flächen in den Gebäuden eine Verpflichtung zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung.

Mehr Patientinnen und Patienten in stationärer Behandlung
Gesundheitsdezernent Luidger Wolterhoff verdeutlichte mit einem Blick auf die aktuellen Infektionszahlen: „Durch die Ansteckungen im familiären Rahmen sind nahezu alle Altersbereiche betroffen. Das schlägt sich auch in den Zahlen aus den Krankenhäusern nieder. “Derzeit sind wieder deutlich mehr Patienten in stationärer Behandlung, auch die Auslastung der Intensivbetten steigt stetig an.

Nach wie vor ist das Infektionsgeschehen verteilt. Hauptursache sind Ansteckungen im privaten Rahmen in den Familien. Allerdings gab es am Mittwoch auch einen Fall in einem Fleischverarbeitenden Betrieb, in dem 27 Infektionen zu vermelden waren. Das Gesundheitsamt der Stadt hat die Mitarbeiter unter Quarantäne gestellt, der Betrieb musste bis auf weiteres schließen.

Die derzeitige Infektionslage stellt das Gesundheitsamt der Stadt vor immense Herausforderungen: Denn ein Infektionsfall zieht oft 20 bis 40, manchmal 50 Kontaktnachverfolgungen nach sich. „Das sind im Moment um die 1000 Telefonate am Tag“ hob die stellvertretende Referatsleiterin Emilia Liebers hervor. Luidger Wolterhoff: „Der Inzidenzwert von 50 ist von der Politik gewählt worden, weil bis zu dieser Marke die Kapazität der Gesundheitsämter gerade noch annähernd ausreicht. Wir liegen aber doppelt so hoch. In der derzeitigen Lage müssen wir ganz ehrlich sagen, sind unsere Kapazitäten überlastet. Deshalb gibt es eben auch immer wieder die Fälle, die sich melden und sich beklagen, dass sie tagelang nicht angerufen werden. Wir haben derzeit einen Verzug beim Abarbeiten der Fälle.“

Bereits jetzt sind im Gesundheitsamt rund 70 Personen mit der Kontaktermittlung, der Nachverfolgung und der Betreuung der mit Covid-19-Infizierten befasst. Diese Zahl ist seit Beginn der Corona-Pandemie bereits verdoppelt worden und soll in den kommenden Tagen noch einmal verdoppelt werden. Ein Teil der Personen wird – wie schon bisher – aus anderen Referaten zur Unterstützung abgeordnet. Unterstützung erhält das Referat Gesundheit auch durch 10 Bundeswehrsoldaten, die im Rahmen der Amtshilfe zur Verfügung stehen.

Weiterhin kann derzeit auf fünf Ärzte und drei Verwaltungskräfte zurückgegriffen werden, die sich freiwillig zur Unterstützung im Rahmen der Pandemiebewältigung der Stadt Gelsenkirchen angeboten haben. Sie wurden befristet eingestellt.

„Alle diese Kräfte müssen jedoch zunächst eingearbeitet werden“, verdeutlichte Emilia Liebers.

Neben dem personellen Aufwand stellt die derzeitige Lage das Referat Gesundheit auch vor eine logistische Herausforderung: Da gilt es, Räume zu organisieren, die EDV vorzubereiten, eine kurzfristige Anmietung von Büroflächen und die Umwidmung von vorhandenen städtischen Flächen umzusetzen.

„All dies geht nicht von heute auf morgen, daher kann es in den nächsten Tagen immer wieder Fälle geben, in denen Menschen verspätet angerufen werden. Unser dringender Appell an Gelsenkirchener, die einen Corona-Test gemacht haben, ist daher, sich freiwillig zu isolieren und Kontakte zu vermeiden, während sie auf das Testergebnis warten. Das ist eine außergewöhnliche Situation, die sich nur bewältigen lässt, wenn alle mithelfen“, so Luidger Wolterhoff.

Schulen testen Lüftergeräte
Angesichts des bevorstehenden Schulstarts nach den Herbstferien sieht Schuldezernentin Anne Heselhaus die Schulen trotz des aktuellen Infektionsgeschehens gut gewappnet für die bevorstehenden Herbst- und Wintermonate und verweist auf die bereits geltenden Hygienekonzepte. „Ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich bei den Lehrerinnen und Lehrern in Gelsenkirchen zu bedanken. In einer absoluten Ausnahmesituation leisten diese Unglaubliches, sie halten trotz aller Schwierigkeiten den persönlichen Kontakt zu den jungen Menschen aufrecht, begleiten und unterstützen diese. Mit dieser Haltung zeigen sie, dass Schule viel mehr ist als Unterricht. Der Schulträger der Stadt Gelsenkirchen wird im Rahmen seiner Möglichkeiten alles tun, um mit unterstützenden Maßnahmen den Schulbetrieb aufrecht zu erhalten.“

So sei etwa sichergestellt worden, dass sich die Fenster in allen Klassenräumen zum Lüften öffnen lassen. Der Einsatz von Lüftergeräten und CO2-Messgeräten werde derzeit mit Probeläufen getestet und auch die geplante Ausstattung von Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften mit Rechnern und I-Pads laufe nach Zeitplan – alle Schulen wurden mittlerweile mit mindestens der Basisversion von IServ, der Gelsenkirchener Schulsoftware, ausgestattet, damit bei Bedarf ein Distanzunterricht stattfinden kann. Zudem kam am Mittwoch bereits die Weisung aus Düsseldorf, dass zum Schulstart in weiterführenden Schulen wieder eine Maskenpflicht gilt.

Oberbürgermeister Frank Baranowski bekräftigte vor allem aber noch einmal den ganz deutlichen Appell an alle Gelsenkirchener: „Die derzeit kritische Situation können wir nur gemeinsam bewältigen, wenn alle mitmachen. Die Stadt kann nicht überall sein, die kann nicht alles kontrollieren, schon gar nicht in Ihren Wohnzimmern. Halten Sie Abstand, halten Sie sich an die Hygieneregeln und vor allem: Vermeiden Sie auch zuhause größere Treffen mit mehreren Personen“, sagte er.

Autor:

Heinz Kolb (SPD aus Gelsenkirchen

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