Erziehungsratgeber der anderen Art

Kai Twilfer hat wieder zugeschlagen: „Finn-Luca komm‘ bei Fuß“ heißt sein neuestes Werk. Foto: Gaby Gerster | Foto: Gaby Gerster
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Sie fragen sich: Wie Kinder und Hunde? „Klar“ sagt Autor Kai Twilfer, „das passt ungemein!“ Um das zu beweisen, begibt er sich wieder einmal ins passende Milieu und zwar das der „Helikopter-Eltern“ und Hundebesitzer.

Ein neues Buch und ein neuer Verlag

Der Gelsenkirchener hat für sein neues Buch auch einen neuen Verlag und sagt selbst, dass er „sozusagen von Fortuna Düsseldorf zu Borussia Dortmund gewechselt ist“, wobei er vermutlich nur einen zweiten Verein mit einem „D“ im Anfangsbuchstaben gesucht hat, hoffen wir zu seiner Verteidigung. Denn er schreibt jetzt für den Fischer-Verlag.

Comedy-Lesung feiert Premiere in Gelsenkirchen

„Der neue Verlag wollte ein Buch im Sinne der Schantall, aber ohne Schantall“, verrät der Autor über „Finn-Luca komm bei Fuß“, das am 12. März bei der Leipziger Buchmesse seine Premiere feiern soll. Doch um die Gelsenkirchener nicht zu lange auf die Folter zu spannen, gibt es bereits am 19. Februar eine Preview in der Kaue an der Wilhelminenstraße, bei der Kai Twilfer aus dem neuen Buch liest, aber auch wieder auf locker-flockige Art und Weise mit Details aus der Entstehungsgeschichte aufwartet, mit Anekdoten aus der Recherche-Arbeit und vielem mehr.

Kai Twilfer begibt sich wieder in die Tiefen des Milieu

„Es geht wieder um ein Milieu, aber eben um ein anderes als das der Schantall. Diesmal geht es um die Helikopter-Eltern, die immer alles übertreiben. Und dabei habe ich eben festgestellt, dass die Hundeerziehung in vielen Dingen der Kindererziehung gleicht. Darum glaube ich auch, dass sich in dem Buch jung und alt, Hundefreund und -feind, Eltern und Nicht-Eltern wiederfinden werden“, erklärt Twilfer.
Der Verlag nennt es Milieu-Comedy, weil es sich aber um Kindererziehung dreht, wird es ein Sachbuch mit durchgehender Handlung im Erzählstil. Dabei wird das Buch aus der Sicht eines Hundes erzählt, der sich mit Hundepyama rumschlagen muss und eines Tages wie „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ auf und davon macht.

Ein Roadmovie um einen Hund

„Das wird dann ein Roadmovie, weil der Hund die unterschiedlichsten Erziehungsstile kennenlernt auf seiner Suche nach der perfekten Familie. Ob er sie findet, darf ich natürlich nicht verraten“, lacht Twilfer, der sich schon „auf die emails von Müttern freut, die schreiben, dass alles richtig ist, so wie sie es machen“.
Aber darum geht es ihm auch nicht. Er glaubt fest daran, dass die Leute im guten Glauben handeln, das Beste zu tun für ihre Kinder wie auch ihre Hunde. Um mitreden zu können, hat sich der kinder- wie hundelose Herr Twilfer auf Hundemessen begeben: „Mein Highlight waren der Anti-Schling-Napf und das Bitch-Spray. Der Napf ist mit Noppen und anderen Hindernissen versehen, die den Hund nötigen, sich sein Futter zu erarbeiten und so vom Schlingen abzuhalten. Das Spray ist für Hundedamen gedacht, die damit eingedieselt den Rüden signalisieren, dass sie nicht zur Verfügung stehen. Stellen Sie sich das mal für Teenager vor!“ Ehrlich gesagt, lieber nicht und bitte auch kein Kopfkino!

Tiere sind dem Autor nicht unbekannt

Dabei ist der Autor tiertechnisch nicht ganz unbedarft. „Wir hatten auch mal einen Hund und später eine Katze. Die war wild und hatte Flöhe, wir dann leider auch und zwar alle. Unser Wellensittich hat es wohl nicht so gut vertragen, dass meine Oma geraucht hat, der hatte Lungenkrebs. Die Oma übrigens nicht, die war fidel. Und Zierfische im Aquarium gab es auch, aber die waren eher langweilig“, plaudert der Gelsenkirchener aus dem Nähkästchen.
In Sachen Kindererziehung hat er mit Erstaunen die sogenannten Masernpartys zur Kenntnis genommen: „Da gehen Mütter absichtlich mit ihren Kindern zu solchen, die an Masern erkrankt sind, weil sie glauben, dass das Ausleben der nicht ganz ungefährlichen Kinderkrankheit besser ist als eine Impfe. Das ist schon krass!“
Er stellt gern Vergleiche zwischen der heutigen Kindererziehung und seiner eigenen, in der man sich im Auto noch nicht anschnallen musste, als noch im Auto und überhaupt überall geraucht werden durfte und Fahrrad ohne Helm gefahren wurde.

Das Buch sollte nicht zu ernst genommen werden

„Das Buch ist eine satirische Erzählung ohne Wertung. Jeder, der sein Kind verhätschelt, will doch nur das Beste für sein Kind und das glaube ich auch. Und genauso denken auch die Hundehalter. Der Hund muss doch mal ohne Leine laufen, weil er doch seinen Freiraum braucht“, erklärt Twilfer. Und er gibt auch zu bedenken, dass „Erziehung genossen wird, ob mal will oder nicht. Oder haben Sie schon mal von Jemanden gehört, dass er nicht gut erzogen wurde? Jeder will doch für seine Kinder nur das Beste. Die Frage ist nur, was ist das Beste für die Kinder? Das was das Fernsehen uns suggeriert? Das was man selbst erlebt hat?“
Eine Bewertung will er gar nicht geben, sondern lieber für Kurzweil und gute Laune sorgen beim Lesen oder dem Besuch seiner Comedy-Lesungen. Und wer lieber nur zuhören möchte, der sollte sich das Hörbuch von „Finn-Luca komm bei Fuß“ anschaffen, denn das wird gelesen von Oliver Rohrbeck, der den Justus Jonas bei den „Drei ???“ spricht und auch dem Hollywood-Schauspieler Ben Stiller seine Stimme leiht.

Die Daten, die man sich merken sollte

Noch mal zum Vormerken: Das Buch erscheint am 10. März und feiert Premiere auf der Buchmesse in Leipzig am 12. März. Wer nicht so lange warten will, sollte sich den 19. Februar vormerken, dann präsentiert die Stadtbücherei Kai Twilfer und sein neues Buch in der Kaue, Wilhelminenstraße 176.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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