Der Sozialdienst Schule sorgt in Gelsenkirchen für mehr Bildungsgerechtigkeit
Bildung steht in GE im Fokus

Nicht jedes Kind in Gelsenkirchen kann sich über Erfolge in der Schule freuen, oft liegt das leider immer noch am Herkunftsmilieu, dem sozioökonomischen Status und Bildungshintergrund der Eltern sowie dem sozialen (Wohn-) Umfeld. Darum gibt es in Gelsenkirchen den Sozialdienst Schule. Foto: Pixabay
  • Nicht jedes Kind in Gelsenkirchen kann sich über Erfolge in der Schule freuen, oft liegt das leider immer noch am Herkunftsmilieu, dem sozioökonomischen Status und Bildungshintergrund der Eltern sowie dem sozialen (Wohn-) Umfeld. Darum gibt es in Gelsenkirchen den Sozialdienst Schule. Foto: Pixabay
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"Die Zukunftsfähigkeit der Stadt geht einher mit dem Bildungsstand ihrer Bürger. Darum steht in Gelsenkirchen seit langem die Bildung im Fokus, denn nur zu oft entscheiden Herkunft sowie Geldbeutel und Bildungsstand der Eltern über die Bildungschancen von Kindern. Gelsenkirchen macht seit langem viel zu diesem Thema, aber es kann einfach nicht genug sein", machte Oberbürgermeisterin Karin Welge in einem Gespräch sehr deutlich.

Nicht zuletzt die die PISA-Studien haben einen engen Zusammenhang verdeutlicht zwischen dem Herkunftsmilieu – Sozioökonomischer Status und Bildungshintergrund der Eltern, soziales (Wohn-) Umfeld – und der Verteilung von Bildungschancen. Gelsenkirchen ist aufgrund seiner Sozialstruktur in einem hohen Maße von diesen gesellschaftlichen Herausforderungen betroffen. In der Stadt leben rund 42 Prozent der Kinder unter 15 Jahren im Sozialleistungsbezug, rund ein Drittel der Eltern sind alleinerziehend und fast jedes zweite Schulkind weist einen Migrationshintergrund auf.
Die Stadt Gelsenkirchen hat im Rahmen ihrer Präventionskette „Jedem Kind seine Chance!“ bereits im August 2012 den Sozialdienst Schule mit den Bundesmitteln aus dem Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) eingerichtet und seitdem zum Teil mit eigenen Mitteln ausgebaut.
So investiert die Stadt Gelsenkirchen 649.200 Euro jährlich, um den Sozialdienst Schule zu erhalten und um mehr Bildungsgerechtigkeit in Gelsenkirchen zu gewährleisten.
Darum freut sich Oberbürgermeisterin Welge, dass auch im aktuell verhandelten Haushalt diese Mittel für den Sozialdienst Schule erhalten bleiben können. "Der Haushalt muss genehmigt werden, aber wir treten gern in Vorlage, wenn es hilft, die Bildungsgleichheit unserer Kinder zu verbessern", erklärt Welge und betont in Richtung Düsseldorf: "Bildungspolitik bleibt trotzdem Länderaufgabe."
Der Sozialdienst Schule sieht Bildungsdezernentin Anne Heselhaus, "als wichtige und elementare Einrichtung, die den Kindern Chancen auf ihrem Bildungs- und Berufsweg eröffnet. Wir benötigen den Sozialdienst Schule, damit Kinder und Jugendliche in Gelsenkirchen gute Chancen erhalten, ihr Leben zu meistern. Denn: Ein wesentlicher Bestandteil für eine gelingende Bildungsbiografie und das Erreichen eines Schulabschlusses ist der regelmäßige Schulbesuch. Hier leistet der Sozialldienst Schule hervorragende Arbeit.“
Sie lobte vor allem die ganzheitliche Betreuung der Schüler in Abstimmung mit den Eltern und Schulen und das individuell nach der jeweiligen Problemlage des Kindes.
In 2020 wurden rund 500 Grundschulkinder und ihre Familien im Einzelfall durch den Sozialdienst Schule unterstützt und begleitet. In der Sekundarstufe I haben 50 Prozent der Jugendlichen, deren Schulabschluss gefährdet war und die durch den Sozialdienst Schule unterstützt wurden, ihren Abschluss geschafft. 65 Prozent der Jugendlichen, die durch den Sozialdienst Schule betreut wurden, konnten ihre Fehlzeiten reduzieren.
Eva Kleinau, die Teamleiterin des Sozialdienst Schule, erklärte, dass sie 2012 bei der Gründung des Sozialdienst Schule nicht damit gerechnet hätte, dass sich daraus eine langfristige Sache entwickeln würde. "Dahinter steht ein besonderer Ansatz, andere Kommunen pflegen hier andere Vorgehensweisen. Bei uns stehen der individuelle und ganzheitliche Blick auf die Schüler im Vordergrund. Wir versuchen die Ursachen für die Probleme der Kinder zu ermitteln, um dann an diesen u arbeiten. Die Familien in Gelsenkirchen haben vielfältige Probleme, manche Eltern sind überfordert, andere zu sehr mit sich selbst beschäftigt und wieder andere einfach nur müde. Am Ende können es dann ganz banale Dinge sein, die den Mitarbeitern bei einem aufsuchenden Besuch auffallen, wie etwa ein fehlender Wecker, der der Grund ist, warum die Kinder zu spät zur Schule kommen", weiß Kleinau aus ihrer langjährigen Erfahrung.
Die Teamleiterin schilderte die kleinteiligen Ansätze ihres Teams, die ermitteln, warum sich ein Kinder im Unterricht nicht konzentrieren kann oder keine Hausaufgaben vorzeigen kann. "Oft sind es die Eltern, die Stärkung benötigen. Darum lassen wir nicht los und begleiten die Familien auch zu anderen Institutionen wie Beratungsstellen. Die Kolleginnen schauen genau hin und hinterfragen die Symptome", erläutert Eva Kleinau die Arbeit des Sozialdienst Schule.
Oberbürgermeisterin Karin Welge und Bildungsdezernentin Anne Heselhaus sehen sich im Gelsenkirchener Vorgehen bestätigt. So sagt Welge: "Die Verstetigung durch den Haushalt hat schon vieles bewirkt. So haben wir schon viele Pilotprojekte gebildet und gehofft, dass das Land sie als förderungswürdig einstuft. Die Überzeugungsarbeit ist ein Marathon, aber sie kann sich lohnen." Dem schließt sich Heselhaus an: "So wurden auch die Familienzentren in Gelsenkirchen als Pionierarbeit auf den Weg gebracht und nun erhalten wir Fördermittel vom Land, um weitere einrichten zu können. Darum ist es erfreulich, dass das Land nun signalisiert hat, dass die neue Landesförderung nach den Bedarfen ausgerichtet werden soll." 

Über den Sozialdienst Schule

In 2020 wurden rund 500 Grundschulkinder und ihre Familien im Einzelfall durch den Sozialdienst Schule unterstützt und begleitet. In der Sekundarstufe I haben 50 Prozent der Jugendlichen, deren Schulabschluss gefährdet war und die durch den Sozialdienst Schule unterstützt wurden, ihren Abschluss geschafft. 65 Prozent der Jugendlichen, die durch den Sozialdienst Schule betreut wurden, konnten ihre Fehlzeiten reduzieren.
Der Sozialdienst Schule besteht seit 2012 und wird von der Stadt Gelsenkirchen gemeinsam mit den Arbeiterwohlfahrt, der Caritas, dem Bauverein Falkenjugend und dem evangelischen Kirchenkreis betrieben. Er ist zuständig für 39 Grundschulen, die Förderschule für Sprache, zwei weitere Förderschulen und 22 Schulen der Sekundarstufe I.
Gelsenkirchen streckte (in Abstimmung mit dem Land) die Bundesmittel, die für drei Jahre zur Verfügung gestellt wurden, über einen längeren Zeitraum (2012 – 2018), um nachhaltig wirken zu können In den Folgejahren (ab 2015) stellte das Land NRW immer wieder befristete Fördermittel für die „Soziale Arbeit an Schulen“ bereit.
Seit 2019 stellt die Stadt Gelsenkirchen zusätzlich kommunale Mittel bereit, um die nicht auskömmliche Förderung durch das Land aufzustocken und die Arbeit des Sozialdienstes Schule sicherzustellen.
Aktuell fördert das Land NRW die „Soziale Arbeit an Schulen“ für das Jahr 2021. Das Ministerium für Schule und Bildung NRW hat jedoch erklärt, ab 2022 eine langfristige Förderperspektive für die Kommune zu gewährleisten.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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