Berufsfindung 2.0 am Gauß

Igor, Katrin, Manuel und Linda haben – wie die meisten anderen der 110 angehenden Abiturienten des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums in Bulmke  – den Berufsnavigator  genutzt, um zu testen, welche Berufe ihren Neigungen entsprechen würden.Foto: Gerd Kaemper
  • Igor, Katrin, Manuel und Linda haben – wie die meisten anderen der 110 angehenden Abiturienten des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums in Bulmke – den Berufsnavigator genutzt, um zu testen, welche Berufe ihren Neigungen entsprechen würden.Foto: Gerd Kaemper
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Der Begriff des „Navi“ ist in aller Munde und jedem bekannt, der mit dem Auto unterwegs ist. Nun hält das Navi als „Berufsnavigator“ auch Einzug in drei Gelsenkirchener Schulen. Aber was genau ist denn nun ein Berufsnavigator?

Von Silke Sobotta

GE. Erstmals hat das Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium am 15. und 16. November bei Schülerinnen und Schülern, die 2013 das Abitur erreichen werden, den Berufsnavigator angeboten. Finanziert wird das Projekt von der Agentur für Arbeit und den drei Rotary Clubs in Gelsenkirchen.
Für die Schüler ist das Abitur das vorrangige Ziel, was danach kommt, ist den meisten noch nicht klar. Sie sind in einer Art Wartestellung, aber auch Erprobung, wenn es um ihre spätere Berufswahl geht.

Per Fernbedienung ein Profil erstellen

Der Berufsnavigator soll ihnen dabei helfen, für sich zu entdecken, wo ihre Stärken liegen und welcher Beruf zu ihnen passen würde. Entwickelt wurde das Verfahren durch die Berufsnavigator GmbH in Zusammenarbeit mit der Hochschule der Bundeswehr in Hamburg. Das Verfahren ist wissenschaftlich abgesichert und wird permanent von Fachleuten begleitet und weiterentwickelt.
Es funktioniert ähnlich dem TED im Fernsehen. Dabei finden sich die Schülerinnen und Schüler in Vierergruppen zusammen und beurteilen gegenseitig ihre Stärken und positiven Eigenschaften.
„Der Berufsnavigator erstellt aus den Beurteilungen ein aussagekräftiges Stärkenprofil für jeden Teilnehmer. Im zweiten Schritt ordnet er dem Profil zehn passende Berufsbilder zu“, erläuterte Berufsnavigator Detlef Maruhn von der gleichnamigen GmbH. In vier Jahren, die er als Berufsnavigator unterwegs ist, hat Maruhn rund 5.500 solcher Beratungen in der gesamten Bundesrepublik durchgeführt.
„Wir haben mit den Universitäten Münster und Harburg Evaluationen durchgeführt um zu sehen, ob die Schüler in die vorgeschlagenen Berufe gegangen sind. Die guten Ergebnisse bestätigen unsere Arbeit, denn rund 60% haben diese Berufe eingeschlagen“, freut sich der leibhaftige Berufsnavigator.
Nach der Beratung können die Experten der Berufsberatung der Agentur für Arbeit in Gelsenkirchen den jungen Leuten mögliche Berufsbilder oder Praktika bei ortsansässigen Ausbildungsfirmen nahelegen.
„Die Jugendlichen geben mit einem Handsender die Einschätzungen zunächst über sich selbst und dann ihre Mitschüler in der Kleingruppe ab. Direkt nach der Auswertung erfolgt dann auch am gleichen Tag die Beratung“, schilderte Maruhn.
Für manch einen Schüler waren die Ergebnisse eine kleine Überraschung. „Durch diesen Test hat man interessante Sachen über sich selbst herausgefunden und Berufe kennengelernt, die man so gar nicht vor Augen hatte“, diese Erfahrung machte Linda.

Von der Managerin bis zur Philosophin

Die möglichen Berufe, die Katrin offenstehen würden, gestalteten sich sehr umfangreich und auch abwechslungsreich: „Das ging von Wirtschaft und Verwaltung über Rechtsanwältin und Pilotin bis zur Philosophin und in den IT-Bereich. Nur letzteres ist nicht so mein Ding.“
Lindas erster Vorschlag war der Beruf der Apothekerin, der aber nicht ihren Interessen entspricht. Sie sieht ihre Zukunft im Medienbereich und dahin gingen auch die weiteren Vorschläge des Navigators.
Manuel war erstaunt, dass neben technischen Berufen und Volkswirtschaftslehre bei seinen Vorschlägen auch der Historiker auftauchte, denn genau das wäre sein Wunschberuf.

Manch einem Schüler stehen viele Berufe offen

„Solche breit gefächerten Berufsmöglichkeiten für einen Schüler ergeben sich aus den Eigenschaften, die ihm zugeteilt wurden. Denn ein Schüler, der zum Beispiel gut auf andere Leute zugehen kann, wird Übereinstimmungen in vielen Berufsfeldern finden“, erklärte Studienrat Stefan Meißner, der am Gauß für die Berufsvorbereitung zuständig ist.
„Die Idee zu dem Angebot wurde von den Rotariern an uns herangetragen. Sie hatten von anderen Rotary Clubs in anderen Städten von den guten Erfahrungen gehört und sich überlegt, dass man das auch in Gelsenkirchen durchführen sollte. Neben dem Gauß kamen auch die Gesamtschule Horst und die Realschule an der Mühlenstraße in den Genuss“, weiß Franz-Ludger Schürmann, der stellvertretende Schulleiter. „Das passte terminlich sehr gut, denn in der nächsten Woche sind die Rotarier hier an der Schule zu Gast, um ihre Berufe vorzustellen und so können die Schüler sie noch gezielter mit ihren Fragen löchern.“
Schürmann zeigte sich begeistert von dem Verfahren, weil eine so qualifizierte und individuelle Beratung sonst nicht möglich gewesen wäre.

Abgefragt werden im übrigen nur positive Eigenschaften der Schülerinnen und Schüler. Dabei gilt es insgesamt 200 Fragen zu jedem Schüler zu beantworten, daraus werden 50 Eigenschaften bewertet und 40 davon erscheinen auf der den Schülern ausgehändigten Stärkenübersicht. Außerdem erhalten sie ein Zertifikat über die Teilnahme.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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