Pissen verboten auf Schalke

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"Pissen verboten" steht schwarz auf grün auf dem Schild in der Hauseinfahrt an der Schalker Straße. Oli nimmt dies als Beispiel für klare Ansagen für die das Ruhrgebiet bekannt ist. Wir sind in diesem Moment mit ihm seit einer Stunde auf dem Weg zum Schalker Markt und haben schon ca. 250 m geschafft. Aber der Reihe nach...

Der 15.12.2013 ist ein Sonntag und beginnt regnerisch und grau wie man es um diese Jahreszeit erwarten muss. Wir haben uns um 09:44 vor der Pfarrkirche St. Joseph in Gelsenkirchen-Schalke eingefunden. Wir sind knapp 50 Autoren von Schalke-Geschichten, einige mit Partnern. Erkennungsmerkmal: der blau-weiße Schal, bei den meisten. Organisiert hat die Tour Matthias Berghöfer, Herausgeber der Buchreihe mit diesen 1904 Geschichten. Soviele sollen es mal werden. Und da kommt Matthias ja auch schon mit seiner hellenischen Gattin die Berliner Brücke herunter! Geleitet wird die Tour von Oli4 und der ist längst da: Olivier Kruschinski der auch als Autor über Schalke bekannt ist und solche Touren häufiger leitet. Welch ein Vorname für einen Schalker!

Nach "ein paar" einleitenden Worten übernimmt aber erstmal Ingo Mattauch, der Pfarrer von St. Joseph und es geht hinein in seine Kirche. Ist ja schließlich Sonntag.
Für den Gottesdienst ist es allerdings noch etwas zu früh und so zeigt er uns stattdessen das Fußballer-Fenster: der Hl. Aloisius von Gonzago ist der Schutzpatron der Fußballjugend. Er ist in einem der Kirchenfenster abgebildet, mit Fußballschuhen und blau-weißem Ball!
Dann erzählt Ingo uns noch ein wenig über die offene Kirche die es hier an Heimspiel-Tagen stets gibt. Ein schöner Auftakt.

Oli holt dann ganz weit aus und beginnt im Angesicht der Grillo-Skulptur gegenüber der Kirche mit dem erdgeschichtlichen Teil: die Kohle versinkt im Emschersumpf um von masurischen Zuzöglingen wieder ans Tageslicht befördert zu werden. Kurz danach fliegen die ersten Bälle durch die Gegend. Es sind die großen Zusammenhänge die er spürbar macht, tagesaktuelle Fragen werden plötzlich unwichtig. Wer ist Keller?
Der Name fiel m. E. nicht einmal, aber vielleicht habe ich für einen Moment nicht aufgepasst. Denn es ist eine Menge Stoff den es zu verarbeiten gibt. Inzwischen sind wir auf der Schalker Straße unterwegs zum Schalker Markt - heute ein trister Parkplatz. Vor unseren Augen entsteht nochmal das alte Schalker Zentrum mit Mutter Thiemeyers Vereinskneipe, den Schächten der Zeche Consol und den 1000 Schloten im Hintergrund.

2 Stunden sind vergangen wie im Flug, und nun gehts erst über die Berliner Brücke! Hinter Ihr fing für mich Schalke an, bis heute morgen. Wir betreten die Schalker Meile die sich heute deutlich blauer präsentiert als noch vor Jahren. Hier begann Ende der 60er meine Schalke-Geschichte, als mein Vater mich mitnahm: um bei Libuda Karten zu kaufen und danach auf ein Pils bei Wellhausen reinzuschauen - heute ist das die Kneipe des Schalker Fanclub-Verband und für mich gabs damals natürlich nur Fanta. Oder an Spieltagen wenn wir bei Vaters Kollegen geparkt hatten und zur Glückaufkampfbahn zogen.
Unvergesslich der Spieltag als ich für einen Sieg gegen den HSV meine erste Fahne bekommen sollte - wir brauchten den Sieg gegen den drohenden Abstieg. Oder das Finale um die Herbstmeisterschaft 1971 gegen die Bayern als van Haaren kurz vor Schluss das Tor des Tages schoss und wir kurz vor dem Umzug ins Parkstadion erstmals zumindest Herbstmeister wurden.

Heute ist auch Spieltag aber es geht leider nicht um die Herbstmeisterschaft. Trotzdem treffen die ersten Busse ein und die Kneipen füllen sich. Nicht nur bei Bosch am Eingang zum alten Stadion ist schon Betrieb. Unsere Tour nähert sich ihrem Höhepunkt: wir stehen auf der windigen Gegengerade der Glückaufkampfbahn und dann auf der alten denkmalgeschützten Tribüne. Hier spielt heute Teutonia Schalke auf Kunstrasen. Es ist der Ort für die einfachen Fragen auf die es erstaunlicherweise keine gesicherten Antworten gibt: warum wurden die Vereinsfarben ab 1924 blau-weiß und warum heißt es 'auf Schalke'?

Oli weiß das auch nicht sicher und präsentiert lediglich seine Theorien dazu. Dafür aber er hat die Schlüssel zu den Umkleideräumen im Innern der Tribüne in denen die Fächer noch mit den Namen der alten Helden beschriftet sind: Nigbur, Fichtel, Fischer, Kremers - und Draxler hieß damals noch Drexler :) Hier war selbst Matthias noch nicht.

Aber unsere Tour ist immer noch nicht vorbei. Es geht noch ein Stück weiter nördlich, vorbei am alten Bahnhof Schalke-Nord und in eine Bergbau-Siedlung. Was kann noch kommen?
Das wird hier nicht verraten. Der Abschluss passt aber hervorragend ins Programm, und vielleicht nehmt Ihr ja selbst mal an einer Mythos-Tour teil.

Und ich bedanke mich nun bei Oli Kruschinski und Matthias Berghöfer für einen erstaunlichen Vormittag bei dem die historischen Zusammenhänge vor dem Tagesbezug standen und einige der vielen kleinen Anekdoten ihren Ort bekamen. Demnächst fahre ich mal zur Grenzstr. wo sich der erste Platz befand. Und an Stan Libudas Heimat Haverkamp war ich auch noch nicht.
Und ins Stadion das nun Arena heißt geh ich auch bald wieder. Heute haben sie auch ohne mich gewonnen, 2:0 wie damals gegen den HSV als ich meine erste Fahne bekam...

Autor:

Klaus Wurtz aus Kamp-Lintfort

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