"Let‘s make Reformhaus greater"

Der Reformhaus-Besitzer und Visionär Jörg Lutter...Foto: Christoph Müller Girod
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Die Musiker der Neuen Philharmonie Westfalen, ihr Dirigent, der Generalsmusikdirektor Rasmus Baumann, und auch der Opernchor begleiteten die Premiere der Revue „Reformhaus Lutter“ aus der Feder von Dominique Horwitz in dezentes Schwarz gehüllt. Damit bieten sie noch mehr Raum für das Spiel von Dominique Horwitz und Petra Schmidt. Und das ist gut so!

Das Reformhaus Lutter sorgt für Spaß im MiR

Denn die beiden Darsteller brillieren wahrhaft in ihren Rollen und ziehen das Publikum von der ersten Minute an in ihren Bann.
So rackert sich Leonie mit Kisten voller Produkte des Reformhauses Lutter ab, während Lutter selbst telefoniert oder über die Zukunft sinniert. Diese und andere typische Szenen einer Ehe, werden von Publikum schnell wiedererkannt und belächelt.
Und während Leonie dann vor sich hin arbeitet und ihren Jörg dabei anhimmelt, haut dieser eine philosophische Weisheit nach der nächsten heraus. Da wird die Nahrung zum Wesen der Existenz und dem Anfang der Weisheit. Und weil Lutter nur das Beste für seine zugegebenerweise spärliche Kundschaft will, verkündet er: „Der Mensch ist was er isst!“
Dominique Horwitz hat das Konzept zu dieser Revue gemeinsam mit Berthold Warnecke entwickelt, setzt sie selbst in Szene und spielt den Jörg Lutter, eine Krämerseele oder besser Seele von Krämer, die als Besitzer eines in die Jahre gekommenen, aber durchaus liebens- und lebenswerten Reformhauses tätig ist. Seine ihn liebende Frau Leonie spielt Petra Schmidt, die mit ihren Gesangsdarbietungen für Gänsehaut-Momente sorgt und mit großem Applaus belohnt wird.
Die Eheleute kommen eher bieder rüber und umso erstaunlicher ist es, wenn Lutter von „Money makes the world“, Expansion, neuen Medien und eben der Reformation des Reformhauses redet. Doch genau dieser Widerspruch macht die Revue aus, sowohl beim Spiel der Akteure, als auch der Auswahl der Musikstücke.
Als zum Beispiel „Lutters Schlange“ in Aktion tritt und die ehelichen Pflichten erfüllt werden, quittiert Leonie dieses mit „I feel pretty“ aus der West Side Story. Doch schon bald bittet die Ehefrau mit einem Ave Maria um himmlische Hilfe, während ihr Gatte in die Rolle der Schlange Kaa aus dem Dschungelbuch schlüpft und „Trust in me“ zum Besten gibt.
Überhaupt sind die musikalischen Genrewechsel, der sich Philharmonie, Chor und Darsteller unterziehen unglaublich rasant, aber auch schlüssig und wohlplatziert.
Horwitz beweist, dass er nicht nur Schauspieler ist, sondern auch als Sänger und Tänzer Qualitäten zu bieten hat, etwa als er wie ein Derwisch über die Bühne tanzt oder den Rocksong „Fire“ zum Besten gibt.
Doch es kommen selbstredend auch Klassiker zu Gehör aus den Federn der großen Musiker, wie Beethoven, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Johannes Brahms, Giuseppe Verdi, Johann Sebastian Bach oder auch Richard Wagner. Den Kontrast bilden dann wieder Tony Marshall, Udo Jürgens, Herbert Stothart... Die Mischung macht's. Und ebenso wie bei der Musik auch bei den Anspielungen auf 500 Jahre Reformation und Martin Luther, der, welch' Zufall, nach seiner Verbannung den Namen Junker Jörg annahm.
Doch für Leonie werden die Träume und Eskapaden ihres Gatten einfach zu viel und sie geht. Während das Publikum sie gut versteht, fragt sich Lutter: „Mein Gott, warum hat sie mich verlassen?“ Sogar die Männer im Publikum müssen lachen angesichts dieser Naivität des Reformators des Reformhauses Lutter, der daherkommt wie Cervantes' Ritter von der traurigen Gestalt. Nur, dass es noch sehr viel mehr Spaß macht mit Lutter als mit Don Quijote.

Das Reformhaus Lutter kommt noch zwei Mal im MiR auf die Bühne!

Zu sehen ist die flotte und kurzweilige Revue, die zum Miteinander ins Gespräch kommen anregt, noch am Sonntag, 19. November, um 18 Uhr und am Samstag, 9. Dezember, um 19.30 Uhr im Großen Haus des MiR. Karten gibt es unter Telefon 4097-200. 

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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