"Verantwortungsvolles Miteinander": Gladbecker Jusos attackieren Katholische Kirche vor Ort

Geht mit seinen Mitstreitern auf Konfrontationskurs zur Katholischen Kirche in Gladbeck: Juso-Vorsitzender Benedikt Kapteina. | Foto: Privat
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Gladbeck. Einen heftigen Konfrontationskurs haben die Gladbecker "Jusos" jetzt gegenüber der katholischen Kirche vor Ort eingeschlagen. "Mehr Verantwortung - Sofort! Für ein besseres Miteinander zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger" lautet die Forderung des SPD-Nachwuchses.

In Zeiten der Veränderung, des Wandels brauche eine Gesellschaft verlässliche Institutionen, die Verantwortung übernehmen und den Menschen Sicherheit geben würden, schreibt Dustin Tix, Juso-Pressesprecher, in einer Mittelung. "Die Katholische Kirche in Gladbeck hat in den zurückliegenden Jahren Tatsachen geschaffen, die hier – was Verantwortung und Sicherheit – angeht, nur schwer ins Bild passen: Wir erinnern hier an die Aufgabe von vier katholischen Kindergärten zwischen 2008 und 2010, die übergangslos von der Stadt Gladbeck übernommen worden sind, die kürzliche Schließung der Geburtshilfestation des St. Barbara-Hospitals durch die Katholische Kliniken Emscher-Lippe GmbH, und nun auch noch die aktuell angekündigten Verhandlungen über die Aufgabe des Don-Bosco-Familienzentrums. Kurz gesagt: Die Katholische Kirche in Gladbeck zieht sich merklich aus der gesellschaftliche Verantwortung zurück. Die Maxime kirchlichen Handelns, so scheint es für viele Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, ist nur noch die Gewinnmaximierung," führen die Jusos in ihrer Mitteilung aus.

Die Stadt werde das Don-Bosco-Familienzentrum, wie auch die anderen vier Kindertagesstätten, übernehmen müssen und auch übernehmen, um den Wegfall einer für den Stadtteil bedeutenden Einrichtung im Interesse der Eltern und natürlich der Kinder zu verhindern, versichert Dustin Tix in der Mitteilung. Eine im Vorfeld frühzeitige, offene und ehrliche Kommunikation hätte aber das Vorgehen und auch das Miteinander vielleicht ein wenig erträglicher gemacht, aber – diese Kritik müsse geäußert werden: Von Seiten der Katholischen Kirche sei diese Vorgehensweise wohl erst gar nicht in Betracht gezogen worden. "Leitragende sind wir alle, die Bürgerinnen und Bürger!" schimpft Tix.

Und so warten die Jusos gleich noch mit weiteren Fragen auf: "Wie lange kann die Katholische Kirche in Gladbeck noch ihre Kindertagesstätten aufrechterhalten?" "Wann wird die nächste Abstoßungswelle auf die Gladbecker Kommune zukommen?" Diesbezüglich geben die Jusos zu bedenken, dass die finanziellen Ressourcen der Stadt Gladbeck durchaus begrenzt seien, durch den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz die Stadt Gladbeck jedoch gezwungen sei, Kindertagesstätten zu unterhalten und KiTa-Plätze zur Verfügung zu stellen. "Steht die endgültige Schließung unseres St. Barbara-Hospitals bereits fest?" "Inwieweit und wie lange noch können die kirchlichen Jugendeinrichtungen in unserer Stadt weiterhin ein nutzbare Angebot für Kinder und Jugendliche sein?" lauten weitere Juso-Fragen.

Der Maurice Zurhausen, stellvertretender Juso-Vorsitzende aus Zweckel, zeigt sich auch über die Schließung von Gemeinden enttäuscht und erinnert: „Die Herz Jesu Kirche in Zweckel ist seit September 2007 keine Gemeindekirche mehr und ein Beispiel für den Rückzug aus den Ortsteilen. Natürlich leidet darunter auch die Jugendarbeit!“

Der Erhalt der Kindertagesstätten und die aktuelle Diskussion über die Einrichtung eines Geburtshaus sei nur dem beherzten Eingreifen, dem schnellen und professionellen Handeln von Verwaltung und politischen Entscheidern im Rat der Stadt Gladbeck zu verdanken.

Auch die CDU bekommt "ihr Fett" ab. Bekanntlich forderten die Christdemokraten in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses eine „finanziell verantwortungsvolle Politik“. Eine Forderung, die bei den Jusos sogleich auf Kritik stößt. "Hört sich auf den ersten Blick gut an, lässt sich aber, wenn man so ad hock vor vollendeten Tatsachen gestellt wird, nicht leicht umsetzen. Aber fordern kann man ja viel, auch wenn man keine direkten Lösungswege anbieten kann. Hier erinnern wir nur an die Debatten um den Jugendtreff KARO. Hier hatte die CDU nur eine einfache wie ideenlose Antwort: die Stadt soll die Kosten tragen. Verantwortung für unsere Stadtgesellschaft sieht anders aus“ kritisiert Benedikt Kapteina, Vorsitzender der Jusos Gladbeck.

Auch für den Wegfall der Geburtsstation habe es kein bemerkenswertes Engagement der CDU gegeben, um Alternativen anzustoßen. "Nur zahlen soll auch hier die Stadtgesellschaft," entrüsten sich die Jusos. Sei es nun in Form von Fördermitteln oder durch die Bereitstellung kostenloser Grundstücke für ein Geburtshaus. „Der Vorschlag, über ein Geburtshaus in Gladbeck zu diskutieren ist eine Initiative der SPD“, bekräftigt Dustin Tix.

So bleibe nur die Hoffnung, dass das Engagement von Propst Müller im Verwaltungsrat des Kita-Zweckverbandes hinsichtlich der katholischen Kindertageseinrichtungen in Gladbeck demnächst positivere „Früchte trägt“ und zu einer konstruktiveren Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Stadt Gladbeck führen würden, schrieben die Jusos.

Schon vor Jahren habe man ja seitens der Jusos die Gesprächsanfrage „Zur zukünftigen Rolle der katholischen Kirche in Gladbeck“ gestellt und auf dieses Frage bis heute keine Antwort erhalten. "Das ist in unseren Augen sehr bedauerlich und lässt viele Fragen offen. Dabei mag es schon ein wenig befremdlich wirken, wenn wir als Jungsozialisten die Kirche und die dortigen Würden- und Entscheidungsträger an ihre Verantwortung für unsere Gesellschaft erinnern müssen," schreibt Dustin Tix.

"Für uns Jusos ist klar, dass es so nicht weitergehen kann und darf! Wir Jusos setzen uns für ein verantwortungsvolles Miteinander von Stadt, Institutionen und Partner ein, die für das Wohl der Bürgerinnen und Bürger einstehen. Aber wie verlässlich ist die Katholische Kirche noch als Partner? Ist die CDU für gemeinsame Entscheidungen offen? Oder macht sie nur Stimmung gegen die SPD? Die Stadtgesellschaft erwartet hier zurecht Verantwortung, alternative Lösungsvorschläge und nimmt auch konstruktive Kritik an. Wir wollen ein offenes Miteinander zum Wohle unserer Bürgerinnen und Bürger und besonders für die Kinder und Jugendlichen unserer Stadt," so die Gladbecker Jusos abschließend.

Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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