Der Weihnachtshase

Der Weihnachtshase mit der Weihnachtsmütze auf dem Kopf hätte einen besseren Maskenbildner verdient
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  • Der Weihnachtshase mit der Weihnachtsmütze auf dem Kopf hätte einen besseren Maskenbildner verdient
  • hochgeladen von Lothar Dierkes

Irgendwo in Europa begab sich zu der Zeit, wo Sommer und Winter sich fast täglich die Türklinke in die Hand geben, eine seltsame Geschichte. Und die begann, wie viele Geschichten zuvor begonnen haben.

Es war einmal ein kleines Dorf in einem kleinen, verträumten Tal irgendwo in Europa.
In diesem Tal wohnten auf engem Raum ganz viele Menschenkinder, Handwerker ,Händler und andere Lebewesen zusammen. Auch Tiere, wie Heuschrecken und andere Schmarotzer, hatten sich häuslich eingerichtet.

Eines schönen Tages stand Weihnachten vor der Tür, alle Menschenkinder putzen ihre Behausungen, Handwerker und vor allem die Händler bereiteten sich auf das segensreiche Fest vor, die Heuschrecken sicherten ihre Vorräte und der Weihnachtsmann hatte seinen Rudi schon angespannt und war fast im Anflug.

Und weil sich so viele Menschenkinder und auch Tuchhändler eine weiße Weihnacht gewünscht hatten, bat der Weihnachtsmann Frau Holle, einmal wieder ordentlich ihre Betten zu schütteln.

Und da Frau Holle eine sehr ordentliche Frau ist, begann sie damit – es war ja gerade wieder einmal frühlingshaft warm – nicht nur sämtliche Kissen zu schütteln, nein, sogar alle Betten, alle Kissen ihres Himmelshotels kamen systematisch an die Reihe.

Da sie derzeit aber nicht genügend Goldtaler im Säckel hatte, um eine fleißige Marie entlohnen zu können, stellte sich beim Schütteln ganz schnell heraus, dass eben lange nicht mehr geschüttelt worden war und die Bett- und Kissenbezüge ordentlich morsch geworden waren.

Und damit begann das große Unheil.

Auf der Erde schneite es, und schneite, und schneite und schneite, den ganzen Tag, die ganze Nacht,eine ganze Woche, einen langen Monat, große und dicke und kleine und dünne Flocken.
Die Tuchhändler freuten sich, und die Heuschrecken rieben sich ob der bis dato schon so prall gefüllten Speicher ihre sensiblen Fühler.

Aber nicht alle waren froh und glücklich !

Niemand kam mehr aus seinem Haus heraus, niemand konnte mehr einen Tannenbaum kaufen, keine Geschenke, die unter den Tannenbaum gelegt werden sollten, nichts. Und wer kein Geschenkpapier aufbewahrt hatte, hätte auch keins kaufen können. Und die Händler dachten mit Schrecken an die vollen Lagerhallen. Nur die Heuschrecken lagen schon wieder auf der Lauer nach neuer Beute.

Alsbald flossen im kleinen, verträumten Tal viele Tränen. Bei den Menschenkindern, bei den Menschen, bei den Händlern, bei den Postboten, überall flossen Tränen. Und auch bei den Heuschrecken, nämlich Freudentränen !
Ein grosses Gejammer und Wehklagen, vereinzelt vermischt mit Freudenkiecksern von den Heuschrecken, drang hinauf in den Himmel.

Und es drang bis zum Christkind, das gerade bei seinen Weihnachtsbäckereien in der großen Weihnachtsbäckerei so sehr beschäftigt war, dass es von dem großen Schneefall gar nichts mitbekommen hatte.
Und als das Christkind die Bescherung in dem kleinen verträumten Tal irgendwo in Europa sah, fing es selbst so heftig an zu weinen, dass seine Tränen in großen warmen Strömen in das Tal flossen und ganz langsam begannen, den vielen Schnee in Wasser zu verwandeln.

Und es eilte das Christkind, so schnell es nur konnte, in das kleine verträumte Tal und wollte dem Weih-nachtsmann zu Hilfe kommen.

Als der aber erkannte, dass all seine Bemühungen, die Erfüllung der vielen Wünsche nach Schnee zu Weihnachten zu erfüllen, sich in Wasser auflösten, donnerte er in den Himmel hoch zur Frau Holle :
„Hol alle Betten raus, reiß die Kissen auf, wir brauchen Schnee“ !

Darauf wurde das Christkind aber äußerst traurig und weinte noch viel mehr. Und so wurde immer mehr Schnee in Wasser verwandelt.
Die Straßen standen unter Wasser, die Keller liefen voll, die Krämer mussten ihre Waren vor den Wassermassen in Sicherheit bringen. Nur die Heuschrecken begannen schon wieder, in ihren wohl gefüllten Speichern Wetten abzuschließen und sich über steigende Preise für ihr Heu zu freuen.

Doch, ganz plötzlich, hörten alle auf, sich zu grämen, sich zu freuen, zu weinen und sich zu schütteln.
Sie lauschten.
Ein seltsames, gleichmäßiges Geräusch tönte laut durch das früher so verträumte, jetzt aber so durchnässte Tal.

Platsch, patsch, hoppel, hoppel platsch, patsch.....

Und ganz langsam aus dem Wasserdunst, dem Schnegematsche und den Wassermassen tauchte eine
schattenhafte Gestalt ins Alltagsgrau. Vollkommen durchnässt, außerordentlich verschnupft – ein Hase, äußerst wütend und gestikulierend.

„Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen“ ?, brüllte er Christkind und Weihnachtsmann an.
„Was treibt ihr hier zur Unzeit ? Wir haben Ostern !!!“

Das hättet ihr mal sehen sollen : Rudi prustete so heftig vor Vergnügen, so dass seine Nase ganz rot wurde.
Weihnachtsmann und Christkind fielen sich lauthals lachend in die Arme und alle Engelchen und Bengelchen fielen ein mit lautem Glöckchenklang.
Und Frau Holle stieß beinahe vor lauter Lachgeschüttel ihren pechgefüllten Eimer um, aber nur beinahe.

Und so rettete der Osterhase sein eigenes Fest und das vom Christkind und vom Weihnachtsmann vor dem Gespött der vielen Menschenkinder im kleinen verträumten Tal irgendwo in Europa. Und alle waren wieder froh und glücklich.

Nur die Heuschrecken nicht, denn sie sahen all das Stroh verbrennen , welches sie auf Kosten der Talbewohner und der Menschenkinder nicht nur in Europa erwetten wollten.
Aber hätte es nicht schlimmer kommen können ? Ihr Wohnpalast befand sich mittenmang im Fallgebiet des pechgefüllten Eimers. Schade !

Und so feierten alle – nur die Heuschrecken nicht - nun gemeinsam Weihnachten und Ostern zusammen.
Und weil dies nie zuvor gewesen war, dass nämlich Weihnachten und Ostern zusammenfallen, wird der Osterhase seit der Zeit auch Weihnachtshase genannt.

Und wenn die Heuschrecken sich bis heute nicht vor Gram gar selbst den Garaus gemacht haben sollten, werden wir alle ab heute nachhelfen !

Wir stoßen gleich den pechgefüllten Eimer um !

Autor : Lothar Dierkes

Autor:

Lothar Dierkes aus Goch

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