15 Tonnen gerettet
Beim Foodsharing bewahren Ehrenamtliche in Hagen Lebensmittel vor der Abfalltonne

Einen ganzen Kühlschrank hat Stefan Reh mit geretteten Lebensmitteln gefüllt. Der 57-jährige Hagener engagiert sich bei der Initiative Foodsharing. Die vor dem Wegwerfen bewahrten Nahrungsmittel stehen nun jedem Bürger zur Verfügung. | Foto: Vera Demuth
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  • Einen ganzen Kühlschrank hat Stefan Reh mit geretteten Lebensmitteln gefüllt. Der 57-jährige Hagener engagiert sich bei der Initiative Foodsharing. Die vor dem Wegwerfen bewahrten Nahrungsmittel stehen nun jedem Bürger zur Verfügung.
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Salat, Radieschen, Apfelsinen, Eier, Joghurt, Brot und Brotaufstrich – diese und weitere Lebensmittel hat Stefan Reh an diesem Tag vor dem Wegwerfen bewahrt. Der 57-jährige Hagener engagiert sich bei der bundesweiten Initiative Foodsharing, die gegen Lebensmittelverschwendung eintritt. Seit Sommer 2017 ist das Netzwerk auch in Hagen aktiv.

Von Vera Demuth

Elf Mal pro Woche sind Stefan Reh oder seine Mitstreiter im Stadtgebiet unterwegs und retten Lebensmittel, die sonst entsorgt würden. „Rein rechtlich ist es Abfall, aber es ist keiner“, betont der Foodsaver, dass die Ware weiterhin genießbar ist. Für ihn ist es ein „No-Go“, dass Unternehmen Nahrungsmittel wegschmeißen, weil diese nicht verkauft wurden oder ihr Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist.
Bereits seit Herbst 2017, kurz nach der Gründung in Hagen, ist Stefan Reh ehrenamtlich für Foodsharing im Einsatz. „Ein Freund war damals mit geretteten Lebensmitteln nach Hause gekommen. Er hat mir davon erzählt, und ich was sofort begeistert.“ Reh ist nicht nur einer von zwei Botschaftern, der die Hagener Foodsaver nach außen vertritt, sondern baut auch bundesweit Kooperationen zu Handelsketten auf.

30 aktive Retter in Hagen

In Hagen zählt das Netzwerk mittlerweile knapp 180 Mitglieder. Etwa 30 von ihnen sind aktive Retter. Die Foodsaver arbeiten mit rund zehn Kooperationspartnern zusammen, bei denen sie Lebensmittel abholen. Dazu zählen zum Beispiel der Obst- und Gemüsehandel Gora, alle Filialen der Vollkornbäckerei Niemand, eine Filiale von Edeka Clever, der Wehringhauser Bioladen und der 90 Grad Convenience Store. „Die Händler haben von uns eine Garantie, dass wir immer pünktlich und regelmäßig da sind“, so Reh.
Nicht nur für den Umwelt- und Ressourcenschutz, sondern auch für den Einzelhandel sei Foodsharing attraktiv. „Wenn wir Lebensmittel abholen, gehen die Abfallkosten der Händler runter, da ihre Tonnen nur halb so voll sind“, erklärt der 57-Jährige. „Sinn unseres Daseins ist es, uns selbst abzuschaffen.“ Denn im Idealfall würden irgendwann gar keine Lebensmittel mehr weggeschmissen. Seit der Hagener Gründung vor fünf Jahren haben die Ehrenamtlichen bei knapp 2.300 Einsätzen rund 15 Tonnen gerettet.

Fairteiler in Wehringhausen

Die abgeholten Nahrungsmittel werden zum Teil öffentlich verteilt, wobei die Termine per WhatsApp, Telegram oder Facebook bekannt gegeben werden. Zum Teil deponieren die Foodsaver die Ware im sogenannten Fairteiler, wo jeder Bürger sich etwas nehmen kann. Kühlschrank und Brotschrank stehen bei „Onkel Jo sein Laden“ an der Langen Straße in Wehringhausen. Gleich im Sommer 2017 ging Besitzer Johannes Müller auf die Foodsaver zu und schlug vor, einen Kühlschrank in seinem Geschäft aufzustellen. Schließlich sei es auch das Anliegen seines Ladens, keine Ressourcen zu verschwenden, so Müller.
Stefan Reh hofft darauf, dass es möglich ist, bald in jedem Stadtteil einen öffentlichen Fairteiler aufzustellen. Hier könnten dann alle Bürger Lebensmittel zum Teilen hineinstellen. Um dies zu verwirklichen, ist Reh im Austausch mit dem Gesundheitsamt, denn es gilt, einige Hygienevorschriften zu beachten.
Auch wenn sich die Initiative Foodsharing als Umweltorganisation versteht, hat sich in Hagen zusätzlich eine soziale Komponente ergeben. Wegen des Aufnahmestopps bei der Tafel haben sich Menschen hilfesuchend an Stefan Reh gewandt, der auf den Fairteiler hinwies. „Das ist ein toller Nebeneffekt, wenn wir damit etwas Gutes tun können.“ Grundsätzlich nehmen die Foodsaver der Tafel nichts weg. „Soziale Einrichtungen gehen vor“, betont Reh. „Nur was sie nicht abholen, holen wir ab.“
Wer Mitglied der Initiative Foodsharing werden möchte, kann sich unter foodsharing.de informieren und registrieren oder sich per E-Mail an hagen@foodsharing.network direkt an Stefan Reh wenden.

Parking-Day im September

Um das Bewusstsein der Menschen für Lebensmittelverschwendung zu sensibilisieren, sind die Hagener Foodsaver regelmäßig bei Veranstaltungen präsent. So werden sie vom 16. bis 18. September beim Parking-Day an der Langen Straße mit einem Infostand vor Ort sein.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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