Tatsächlich L.I.E.B.E. - Als der Alsmann vor dem Schloss sang
Glücksgefühle im westfälischen Rumba-Style

Götz Alsmann, schmachtend. | Foto: Axel Schepers
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  • Götz Alsmann, schmachtend.
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Keine Frage,  man erduldet gern den aufwendigen Check-In, schließlich geht's ja um was: Man darf endlich wieder Kultur erleben, wen stört da das halbe Stündchen in der Warteschlange?!

Maske auf, Handy (mit Testergebnis) im Anschlag. Und wenn man keins hat, dann hüpft man eben schnell ins Zelt, wo auch diese Pflichthürde rasch abgearbeitet wird. Klar: Leute, die dumme Fragen stellen, gibt's immer und überall: "Müssen wir uns beide testen lassen?", fragt die Dame um die Sechzig für sich und ihre Freundin. Nö, denke ich. Sie müssen gar nix. Aber Sie dürfen gerne wieder nach Hause gehen.

Den ganzen Tag über waberte die Drohung der Wetterfrösche über unserer freudigen Konzert-Erwartung: Ab 17 Uhr wird's wahrscheinlich regnen! Aber auch Wetterfrösche haben schlechte Tage; und das ist in diesem Fall gut für uns und alle anderen Anwesenden.
Schon winken uns zwei wichtige Mitglieder des "Freundeskreises Kunst-und Kulturort Schloss Ringenberg" entgegen: Claudia Bongers und Rita Nehling-Krüger. Sie kümmern sich gemeinsam mit dem fleißigen Ordner-Team um die korrekten Einlass-Abläufe. Freundlich, bestimmt, wenn's nötig ist, mit mahnenden Worten, doch überwiegend lächelnd.

Letzteres tun auch die Gäste der beiden Shows von Götz Alsmann und seiner Band. Jeweils rund 150 Musikbegeisterte genießen sein Programm "Lpunkt-Ipunkt-Epunkt-Bpunkt-Epunkt" (frei zitiert aus dem Wortgewitter des Chefkünstlers) im bestuhlten Ringenberger Schlosspark. Die westfälischen Vollblutmusiker kredenzen ein gar wunderbares Repertoire aus der Zeit, als Schlager noch kein discofoxverseuchtes Einheitsgestümpfel war: Mambo, Swing und Rumba mit herrlich schmachtfetzigen Texten.
Alsmann erklärt in wortreichen Intermezzi, wie er sein erstes (Kinder)-Klavier geschenkt bekam, zu welchen Gelegenheiten jene Lieder berühmt wurden, die zumindest wir noch nie gehört haben (geschweige denn die Namen ihrer Erfinder). Aber das ist hier, heute und überhaupt auch piepegal. Moderation und Mucke machen einfach Freude. Auch und insbesondere, als die Dämpferpedale des Steinway-Flügels plötzlich nicht mehr so wollen wie ihr Bediener mit der markanten Stirntolle. Für zwei drei Minuten erscheint ein Stimmungsregenwölkchen über dem Haupte des Entertainers. Doch während er wortgewandt sein Deckmäntelchen um die Gefahr der Situation legt, freut sich das Publikum über jede Sekunde zusätzlicher Unterhaltung. Dem Alsmann verzeiht es sogar die schlüpfrigen Zwangspausenfüllerwitze auf Karnevalsniveau. 

Im letzten Teil zückt Alsmann seine Ukulele und gibt sich - allein auf weiter Bühnenflur - nochmals dem Thema L.I.E.B.E. hin. Scheinbar melancholisch, doch hinter der Föntolle stets schelmisch, frech und bereit, ein weiteres Wortgedöns auf seine Zuhörer abzufeuern. Das hat Spaß gemacht, wohl auch dem Altheiligen, der den Regenhahn an der Himmelspforte über dem Schloss lange genug geschlossen ließ. 
Danke Petrus, danke Götz, für den schönen Abend!

(Bilder zum Beitrag: Axel Schepers)

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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