Rockschule, KuBa-Events, Musik gegen Mobbing, "Pop2Go"-Kurse - was Marco Launert zu bieten hat
Mit fünf Millionen? "Baue ich das HOUSE OF MUSIC, eine Bildungs- und Veranstaltungslocation!"

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Kulturleuten sagt man nach, sie seien schusselig, unpünktlich und hätten kein Gespür für Geld. Ob und wie genau das auf kreative Köpfe in der Region zutrifft, sollen die Leser dieses Beitrags für sich entscheiden. Allerdings gibt's da einen Kulturmacher in the House, der ganz und gar nicht in die Schnarcher-Schublade passt: Marco Launert (47), Chef des Kulturbahnhofs Niederrhein (KuBa) und der Rockschule in Hamminkeln.

Zwar hat der Wahl-Loikumer den Musikschulunterricht an der Güterstraße eingestellt, aber Langeweile hat er trotzdem nicht. Schließlich gibt's da den KuBa, diese wunderbare, kleine Veranstaltungsstätte direkt an den Hamminkelner Bahngeleisen. Dort finden in lockdownfreien Zeiten Konzerte und Tanzpartys und Seminare statt, die sich wachsender Beliebtheit erfreuen. 

Vor fünf Jahren hat Marco Launert sich noch ein zusätzliches Standbein geschnitzt: Musikkurse für Kinder und Jugendliche. Und das sogar mit ministerieller Unterstützung: "Pop2Go" heißen die Projekte, bei denen das Jungvolk mächtig was lernen kann über Musiktheorie und -praxis und das damit verwobene Gemeinschaftsgefühl. 

Wie die vergangenen 15 Jahre liefen und wie genau Launerts Veranstaltungsprogramm in Zukunft aussehen soll, erfahren Sie, wenn Sie weiterlesen ...

Das Interview ...

dibo:  Lange her, seit deine Rockschule im kleinen weißen Haus in Hamminkeln City eröffnete. Heute drückst du wichtige Knöpfe auf Bundesebene. Bist du ein kultureller Selfmade-Pädagoge?
Marco: Oh ja, und zwar exakt 15 Jahre - 2005 eröffnete ich die Rockschule Hamminkeln. Damals wussten viele Bürger mit dem Namen und der Tatsache, dass der Neonschriftzug und die große Gitarre am Haus prangten, nichts anzufangen. Doch nach zirka zwei Monaten des Erklärens und der ständigen Werbung begann der Aufbau einer treuen Schülerschaft, die ich liebevoll Rockschul-Familie nenne, noch heute, obwohl es den Musikunterricht in der alten Form seit zwei Jahren nicht mehr gibt.

dibo: Warum hast du den klassischen Musikschul-Betrieb eingestellt?
Marco: Vor ca. 10 Jahren entwickelte ich eine parallele Ebene. Große Musikprojekte mit vielen Kids und Jugendlichen. Zusätzlich Rockschultouren und Songwritingfahrten nach England, Nürnberg, und später Helgoland. Diese Ebene wurde immer intensiver und gewann aufgrund der musikalisch wertvollen und auch soziokulturell wichtigen Projekte immer mehr Gewicht und Resonanz.

dibo: Wie kam der Kontakt zum Bundesbildungsministerium zustande?
Marco: Unsere Projektarbeit und Referenzen sprachen sich herum - auch auf Landes- und Bundesförderebene. Ich liebe Kooperationen und Netzwerkarbeit und gründete Bündnisse mit sozialen und kulturellen Einrichtungen, um unsere Musikprojekte auf mehrere Säulen zu stellen und fruchtbare Symbiosen zu schaffen. Diese sind die Basis für erfolgreiche Anträge bei den Förderinstitutionen.

dibo: Beschreib' mal in möglichst knappen Worten den Inhalt sowie Sinn und Zweck der „Pop2Go“-Pojekte!
Marco: Das POP2GO-Programm trifft zu 100 Prozent meine Arbeitsweise und Grundkonzeption. Über das Medium (Pop)Musik, dem gemeinsamen Nenner der Kids & Jugendlichen, werden gesellschaftliche Werte übertragen. Auf diese Weise funktioniert Integration von Kids aus sozial und bildungsbenachteiligten Familien hervorragend. Selbiges gilt für junge Menschen mit Fluchtbiografie, die wir ebenfalls in die Projekte integrieren.

dibo: Weshalb ist dir die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen so wichtig?
Marco: Sie sind unsere Zukunft und es gibt nichts Wichtigeres, als ihnen musikalische Schritte zu ermöglichen und gleichzeitig das Rüstzeug fürs Leben mitzugeben.

dibo: Gibt's Belege, dass die Teilnahme an einem deiner Kurse den Teilnehmern etwas gebracht hat?
Marco: Die Belege bekommen wir quasi in Echtzeit schon während der Projekte. Oft kommt es vor, dass Eltern uns ansprechen: "Was habt Ihr mit unserem Kind gemacht ?? Zuhause werden nur noch Texte geschrieben, der PC bleibt aus!"  Wichtig ist mir, dass die Kreativität und das Zusammengehörigkeitsgefühl maximal gefördert wird, übrigens die allerbeste Mobbing-Prophylaxe. Daher laufen auch viele unserer Projekte unter dem Motto "Musik gegen Mobbing".

dibo: Welche Eisen hast du zu Coronazeiten sonst noch so im Feuer?
Marco: Für mich ist die Coronazeit die ergiebigste Zeit seit langem - das soll nicht zynisch klingen - auch meine Gastronomie, der KuBa, ist im Moment geschlossen. Der große Vorteil ist ein Höchstmaß an Zeit, die man für neue Konzepte, Songwriting, Planungen nutzen kann - und eine Menge Zeit für meine Familie. Ich habe unzählige Songs geschrieben, die auf verschiedene Art und Weise veröffentlicht werden und ein Feld neu entdeckt : Das Komponieren von Hymnen.

dibo: Der Kulturbahnhof hat einer kleine aber feine Fangemeinde. Womit hast du vor, sie zu überraschen, wenn dieses blöde Virus endlich wieder kulturelle Veranstaltungen im Normalmodus zulässt?
Marco: Ich liebe die KuBa-Gemeinde und ich verspreche, Euch tolle und innovative Events zu liefern, wenn der Spuk vorbei ist. Aktuell wäge ich gemeinsam mit dem Vermieter die permanente Überdachung der Terrasse ab, mal sehen, was da möglich ist.

dibo: Welchen musikalischen Gast hättest du am allerliebsten auf der KuBa-Bühne?
Marco: Für mich gab es in der 10-jährigen KuBa-Geschichte viele magische Konzerte nationaler und internationaler Künstler, die gerne wiederkommen und auf die ich mich immer freue.

dibo: Du gewinnst fünf Millionen im Lotto – worin investierst Du?
Marco: Ich baue das HOUSE OF MUSIC, eine Bildungs- und Veranstaltungslocation.

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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