Ringenberger Schlosskonzert am 18. August
Musik, die nie geschrieben wurde

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Ringenberg. Am kommenden Sonntag, 18. August, gehen die Ringenberger Schlosskonzerte ab 20 Uhr unter dem Titel „Musica Ficta“ in ihre nächste Runde. Eigentlich ist „Musica Ficta“ der Name für eine Musik, die bei der Aufführung ihre Gestalt verwandelt: eine Musik also, die es so, wie wir sie hören, als niedergeschriebene Komposition überhaupt nicht gibt.
Auch wenn damit ursprünglich etwas vollkommen anderes gemeint ist als das, was im Ringenberger Programm zu hören sein wird, hat das Programm mit dieser Verwandlung zu tun: Hier geht es um eine Besetzung, die es – niedergeschrieben jedenfalls – nirgendwo gibt: Das Zusammenspiel von Cembalo und Orgel. „Fake Muse“ von ihrer erfindungsreichsten Seite.
Der Organist der Kreuzkirche Bonn wird zum Beispiel gemeinsam mit „Schlossmusiker“ Wolfgang Kostujak François Couperins „Apothéose de Lully“ in Szene setzen. Eigentlich hatte der Komponist den Zyklus für zwei Oberstimmen und zwei Bässe aufgeschrieben. Im Vorwort schreibt er aber, die Musik ließe sich auch sehr gut auf „zwei Clavecins“ darstellen. Das habe er persönlich im Kreis seiner Familie und seiner Schüler mehrfach ausprobiert.
Und weil die ursprünglich komponierte Besetzung des „Trios“ am liebsten mit den Kontrasten zwischen den konkurrierenden Solostimmen balanciert, lesen die Solisten des Abends Couperins „zwei Clavecins“ kurzerhand als zwei möglichst verschiedene Tasteninstrumente, also Cembalo und Orgel: ein blasendes Flöten- und ein zupfendes Saiten-Instrument und sorgen damit für ein unerhörtes, vollkommen neues Hörerlebnis...
Nach dieser Manier wird das Programm des Abends gleich mehrere Trios vorstellen, die ihre Komponisten nachträglich für Cembalo und Orgel umgeschrieben haben. Am Ende gestatten sich Horz und Kostujak etwa die Freiheit, eine Sonate von Johann Sebastian Bach, die Triosonate G-Dur BWV 1038, nach Couperins Muster umzugestalten.
Stefan Horz studierte Orgel bei Wolfgang Zerer und Cembalo bei Ketil Haugsand. Heute konzertiert er mit namhaften Ensembles der alten Musik und auf renommierten Festivals – wie etwa den Göttinger Händel-Festspielen, dem Beethovenfest Bonn, dem Rheingau-Festival oder bei Styriarte.
Wolfgang Kostujak erlernte das Orgelspiel bei Arvid Gast und Wilfrid Langosz, Cembalostudien führten ihn zu Ludger Rémy und Bob van Asperen. Heute hat er einen Lehrstuhl für Historische Aufführungspraxis an der Folkwang-Universität der Künste in Essen inne.
Die Orgel, die an dem Konzertabend zum Einsatz kommen wird, stammt aus der Salvatorkirche in Duisburg und wird für das Schlosskonzert eigens angeliefert. Allerdings handelt es sich hier nur um die kleine Truhenorgel. Zu behaupten, die Duisburger Hauptorgel ließe sich für ein Wochenende mal eben nach Ringenberg transportieren, wäre „Fake News“. Und darum geht es nicht.
Reservierungen können – wie immer – auf der Website von Schloss Ringenberg (www.schloss-ringenberg.com) oder telefonisch unter 02852 9659950 hinterlegt werden. Der Eintrittspreis beträgt 15 Euro und 10 Euro für Auszubildende, Schüler, ud Studenten. Stefan Horz. Fotos: privat Wolfgang Kostujak.

Autor:

Silvia Decker aus Emmerich am Rhein

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