Y wie Ypsilon (1)

Ein Y aus Steinen | Foto: Jetti Kuhlemann / pixelio.de
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Zwyschen Ygnoranz, Emanzypatyon und Aktualytät:
Eyn trychterförmyger Buchstabe sorgt fyr Verwyrrungen.
Buchstäblyche Beobachtungen unter besonderer Berycksychtygung des letzten Jahrestages.

Vielseitig verwendbar ist er ja, dieser seltsamste Geselle unter den Buchstaben unseres Alphabets. In gleich drei Lautgewändern kommt er daher; mal klingt er wie wie ein I, mal wie ein J und mal wie ein Ü. Graphisch stellt er – mit seiner Trichterform – durchaus eine Erweiterung und Bereicherung unseres Alphabets dar, phonetisch hingegen überhaupt nicht. Denn Is, Jots und Üs sind ja auf dem deutschen Buchstabenmarkt schon ausgesprochen(!) reichlich vorhanden.

Mit einer Eigenschaft stellt es alle seine Mitbuchstaben in den Schatten, dieses Y: mit der Länge seines ausgeschriebenen Namens. Sich selbst und gleich sechs seiner Buchstabenkollegen (p,s,i,l,o,n) benötigt es, wenn es ausgeschrieben als Ypsilon dastehen will. Erst mit weitem Abstand folgt das vierbuchstabige Zett.

Ein „Gastarbeiter“

Als einziger hat dieser Buchstabe unter seinem Originalnamen aus dem griechischen Alphabet in unser lateinisches „rybergemacht“. Für seine Kollegen Alpha, Gamma, Kappa und Tau z. B. gab es hier nie Bedarf, hätten sie doch auch nur dem A, dem G, dem K und dem T ihre Arbeitsplätze weggenommen. Aber dieses Y, dieser besondere Gastarbeiter, hat es irgendwie geschafft. So „richtig deutsch“ ist er dabei nie geworden. Und auch nie so berühmt wie etwa seine Uralt-Gefährten Alpha und Beta, die wie selbstverständlich als das symbiotische Wortgebilde Alphabet für die Buchstabenkompanien aller möglichen Sprachen stehen, als partes pro toto. Oder wie das Omega (Ω,ω), das sich als Gegenpart(ner) zum Alpha einen Namen machte. Oder wie das Pi (Π), ohne dessen Kleinausgabe (π) jeder Mathematiker bei der Kreisberechnung noch heute verzweifelt im Viereck spränge. Oder wie das Phi (Φ), dessen Mini-Exemplar sprichwörtlich berühmt wurde („Klein-φ macht auch Mist“).

Aus der Elektronik-, HiFi- und Musikbranche ist das Y-Kabel nicht mehr wegzudenken. Große Anerkennung fand das Y auch unter den Mathematikern. Dort ist es sozusagen ständig auf Achse – auf seiner eigenen, der y-Achse. Und dann die Biologie: Was wären wir Männer biologisch ohne das Y-Chromosom?

Stychtag: Sylvester

An einem Tag des Jahres kommt es mit bewährter Regelmäßigkeit zum großen Auftritt des Y: am letzten unseres Kalenderjahres. Virusartig schleicht es sich in den Namen dieses Tages, wirft das dort heimische i hinaus und präsentiert sich frech in dieser Form: Sylvester.

Bevor ich nun, weil's (nicht nur kalendarisch) naheliegend ist, die Frage nach dem „Warum“ in meiner Muttersprache Deutsch stelle, möchte ich selbiges in der englischen tun, weil gerade sie es so schön isophonetisch auf den Punkt bringt: „Y? Why Y?“

Und nun mal wieder ernsthaft – und deshalb auf deutsch: „Y? Warum Y?“ Liegt es an dem mitreißenden und verführerischen y in der Pyrotechnik, die an diesem Tag ja bekanntlich (als Highlight, und das auch im unübertragenen Sinne) ihre Blyte... sorry: Blütezeit erlebt? Oder an der beliebten Sylvesterparty, die mit zweifachem y irgendwie konsequenter aussieht (siehe Bild)? Oder darf man sich am Silvestertag ausnahmsweise neben einem „X für ein U“ auch mal „ein Y für ein I“ vormachen?

Wenn Sie mich fragen: Ich habe ja hauptsächlich diesen Michael S. Gardenzio Stallone im Verdacht, sich just zum Jahresende immer wieder rockyrambomäßig der schreibsteuerungsrelevanten (oder einfacher: „federführenden“) Gehirnzellen seiner Fans zu bemächtigen.

Achten Sie mal darauf, in diesen Tagen „zwischen den Jahren“ wird man sie wieder antreffen, die „Sylvester-Schreiber“. In Schreibforen und -plattformen sogar oft in flagranti. Moment mal: Ypsilon und in flagranti? Das erinnert mich irgendwie an Ypsilanti. Aber das soll hier kein Thema mehr sein. Eines steht fest: Es scheint nicht nur zu Silvester Verwirrung zu stiften, dieses Y. So wie auch die mit ihm beginnende und gleich anlautende gerade erwähnte Dame dies nicht nur im Jahre 2008 getan hat.

Mehr zum Y im 2. Teil dieses Artikels. Da es diesen aber erst im kommenden Jahr geben wird, wünsche ich an dieser Stelle schon allen Lesern einen buchstabenunabhängigen und überaus angenehmen Jahreswechsel. Ich freue mich schon darauf, Sie dann mit einem „Prosyt Neujahr!“ und besten Wünschen aus Hammynkeln begrüßen zu dürfen.

Bildquellen:
Jetti Kuhlemann / pixelio.de
Fine2art / pixelio.de

Ein Y aus Steinen | Foto: Jetti Kuhlemann / pixelio.de
Jedem Wort sein Y | Foto: Fine2art / pixelio.de
Autor:

Theo Grunden aus Hamminkeln

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