Bücherkompass: Malika Mokeddem - Das Geheimnis der Mutter
Wenn eine Erinnerung erwacht

Titel: Das Geheimnis der Mutter
Art: Roman
Genre: Gesellschaftskritik
Sprache: Deutsch
Verlag: Donata Kitzelbach
Publikationsjahr: 2009
Autor: Maïssa Bey
Übersetzung: Morna Dörr
Titelbild/Illustrationen: www.picup.ch (beat albrecht)
Umfang: 142 Seiten
Bindung: Softcover
Preis: 18,00 €
Rezensent: Martin Wagner

In Träumen verarbeiten wir alle die Geschehnisse des Tages. Manche Ereignisse verfolgen uns in Träumen und Erinnerungen ein Leben lang. Aber gerade Dinge, die wir als Kinder erlebt haben, verdrängen wir leicht. Als Erwachsene werden sie dann durch irgendein Ereignis wachgerufen und tauchen dann zuerst in Träumen auf.

In „Das Geheimnis der Mutter“ von Malika Mokeddem, erschienen beim Donata Kinzelbach Verlag, träumt die Protagonistin Selma vom Mord an einem Baby durch die eigene Mutter. Als Beginn des Buches, hätte man diese Erinnerung in Traumform nicht besser wählen können. Aber auch das Resultat des Traums ist absolut lesenswert.

Selma, durch den Traum aufgewühlt, erinnert sich im Laufe der Geschichte an immer mehr und der Weg der Erinnerung ist auch ihre Geschichte. Aufgewachsen in Algerien, früh von der Familie entfremdet und in Genuss von Bildung gekommen, verließ sie ihr Heimatland, um in Frankreich Karriere als Ärztin zu machen, ist diese Erinnerung wohl die treibende Kraft gewesen. Schlussendlich muss sich Selma aber der Vergangenheit stellen und ihre Mutter konfrontieren, bevor es zu spät ist.

Ein mitreißendes Buch, welches nicht nur das Leben der Algerier in Frankreich beschreibt, sondern auch das Leben der Frauen in Algerien und den Umgang mit Kindern dort. Algerien ist das Land mit Rekordzahlen ans Kindstötungen und die Gründe sind mannigfaltig. Vergewaltigungen, Kindesmissbrauch, mangelndes Wissen über Verhütung, in einem Land, welches eine so reiche Vergangenheit hat, eigentlich ein Armutszeugnis. Da kommt der Roman gerade richtig, denn er rüttelt an dieser Rückständigkeit und dem Aberglauben. Dabei kommt neben der allgemeinen Kritik an der algerischen Gesellschaft auch der Blick nach Frankreich nicht zu kurz. Übersetzung und Layout sind ebenfalls gelungen und helfen beim Lesen, wenn gerade nicht allzu viel spannendes passiert.

Fazit: Insgesamt ist „Das Geheimnis der Mutter“ ein wirklich gelungenes Buch, welches nicht nur durch den Inhalt, sondern auch durch das Layout und den Stil überzeugen kann. Die Geschichte ist eindringlich und persönlich. Der Blick nach Algerien ist dabei bedrückend und besorgniserregend. Es bleibt zu hoffen, dass man diese Autorin und ihre Bücher zur Pflichtlektüre erklärt und man in Algerien gegen diese Rückständigkeit und den Aberglauben vorgeht.

Autor:

Martin Wagner (Die PARTEI Hattingen) aus Hattingen

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