Schuld war nur das Mandelhörnchen

Die Auszubildenden zeigen (v.l.) Regina Böhm, Leiterin der Arbeitsagentur Hattingen, Beatrix Sommer, stellv. Schulleitung der Krankenpflegeschule, Silvia Ballein, Leiterin der Krankenpflegeschule, Bürgermeisterin Dr. Dagmar Goch und Wirtschaftsförderer Martin Serres, wie man Patienten richtig aus dem Bett hebt und hinsetzt
Fotos: Pielorz
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  • Die Auszubildenden zeigen (v.l.) Regina Böhm, Leiterin der Arbeitsagentur Hattingen, Beatrix Sommer, stellv. Schulleitung der Krankenpflegeschule, Silvia Ballein, Leiterin der Krankenpflegeschule, Bürgermeisterin Dr. Dagmar Goch und Wirtschaftsförderer Martin Serres, wie man Patienten richtig aus dem Bett hebt und hinsetzt
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Am 1. September starten in der Krankenpflegeschule am Evangelischen Krankenhaus Hattingen 26 neue Auszubildende. Bewerbungen für den Beruf des Gesundheits- und Krankenpflegers gab es viel mehr. Allein im letzten Jahr gab es 700 Bewerbungen für 40 Plätze. Bürgermeisterin und Wirtschaftsförderer sind zusammen mit der Arbeitsagentur bei einem der größten Arbeitgeber in Hattingen.

Rund 100 Ausbildungsplätze verteilt über drei Jahre Ausbildungszeit stehen in der Krankenpflegeschule zur Verfügung. Doch das ist längst nicht alles. „Wir bilden auch in vielen anderen Bereichen aus, zum Beispiel im kaufmännischen Bereich, aber auch in der EDV und in der Technik“, erklärt Geschäftsführer Ulrich Froese. Insgesamt komme man etwa auf 400 Auszubildende in den verschiedensten Bereichen.
Herzstück ist natürlich der Pflegebereich. „Wir versuchen früh, unsere Auszubildenden an das Haus zu binden. Deshalb übernehmen wir auch fast alle Mitarbeiter, die wir hier im Hause ausgebildet haben“, so Froese weiter. Viele von ihnen landeten als Bewerbung auf dem Schreibtisch von Silvia Ballein, die seit 13 Jahren im Haus ist und die Leitung der Krankenpflegeschule hat. „Die Abbrecherquote ist sehr gering. Viele junge Menschen haben sich bewusst für den Beruf entschieden. Oft steht der Ausbildung auch ein Praktikum voran. Wir haben beispielsweise eine Kooperation mit der Realschule Grünstraße. Aber auch ein soziales Jahr ist möglich. Manche bringen auch Erfahrung beispielsweise über das Deutsche Rote Kreuz mit. Für die jungen Leute ist das ein guter Weg, denn sie wissen dann besser, was auf sie zukommt“, erklärt Silvia Ballein. Das Schulzeugnis sei zwar von Bedeutung, aber auf die Zwei in Mathe komme es dabei nicht an. „Man muss spüren, ob sie zu uns passen und im Team arbeiten können.“
Geschlecht und Nationalität spielen keine Rolle bei der Bewerbung – obwohl der Pflegeberuf noch weiblich dominierend ist. „Wir sind multikulturell und wir haben immer wieder Beispiele dafür, wie wichtig das auch ist. So können wir Patienten beispielsweise in ihrer Heimatsprache anreden. Wir hatten vom Friedensdorf Oberhausen einen kleinen Jungen aus Afghanistan und hatten einen Auszubildenden aus diesem Land. Für das Kind, der hier in der Gesichtschirurgie behandelt wurde, war diese Ansprache ein Segen“.
Erste Hilfe und Reanimation, aber auch der Besuch in der Reha-Klinik Holthausen, gehören unter anderem zu den vielfältigen Inhalten der Ausbildung. Da sind auch psychische Belastungen vorprogrammiert. „Es ist bedrückend zu sehen, was Gleichaltrige als Unfallopfer erleiden müssen. Das steckt man nicht so einfach weg und es gut, dass wir Mentoren haben, mit denen wir darüber reden können“, so die Auszubildende Raphaela. Der Kontakt zu den Menschen ist allen wichtig, die in diesem Beruf arbeiten. Wyome hat zunächst Industriekauffrau gelernt und auch in diesem Beruf gearbeitet. Doch die 28jährige merkte schnell, dass die Büroarbeit auf Dauer nicht das Richtige für sie ist. So machte sie eine zweite Ausbildung und ist sehr zufrieden.
Durch ein Praktikum kam Zejnepa (23) zur Ausbildung. Die junge Frau ist bereits verheiratet und Mutter und mit Unterstützung ihrer Familie kann sie die Belastungen gut meistern. „Es ist nicht immer einfach und man muss das gut organisieren, aber es geht. Mein Kind hat jetzt auch einen Kindergartenplatz, da wird es leichter“.
Auch Yunus hat vorher ein Praktikum absolviert und die Auszubildenden finden das für die Jugendlichen, die sich für den Beruf interessieren auch sehr sinnvoll.
Trotzdem gibt es immer Situationen, die ihnen schwerfallen. „Zum Beispiel, wenn man einen Patienten entblößt vor sich hat. Das ist für den Patienten nicht alltäglich und für uns auch nicht“, meint Raphaela.
„Wir haben in der Ausbildung auch ein Thema ,Scham und Ekelgefühle‘„, erklärt Schulleiterin Silvia Ballein. Es sei ganz natürlich und man versuche, in der Ausbildung Strategien aufzuzeigen, mit deren Hilfe man diese Gefühle kontrollieren könne.
Zur Zeit laufen die Bewerbungen für den 1. März 2012. Weitere Informationen gibt es unter (502-900.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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