"Besinnliches" von Pfarrerin Birgit Crone: Das perfekte Timing

Birgit Crone, Pfarrerin in den Ev. Kirchengemeinden Winz-Baak und Welper-Blankenstein
  • Birgit Crone, Pfarrerin in den Ev. Kirchengemeinden Winz-Baak und Welper-Blankenstein
  • hochgeladen von Roland Römer

Liebe Leserinnen und Leser,
Anfang der Woche starb der Komiker und Cartoonist Vicco von Bülow, besser bekannt als Loriot. Ich habe immer gern mit ihm gelacht.
Dabei denke ich an das Jodeldiplom, das seine langjährige Sketchpartnerin Evelyn Hamann zu dem entzückten Ausruf „Dann hab‘ ich wirklich was Eigenes!“, animierte, oder an den Lottogewinner Erwin Lindemann, der schließlich so durcheinander war, dass er „mit dem Papst in Wuppertal eine Herrenboutique eröffnen wollte.“
Loriot schuf immer wieder Persönlichkeiten, die unsere Alltäglichkeiten köstlich parodierten. Seine feinsinnige Ironie und sein niemals plumper, hintergründiger Humor machten seine Sketche und Filme berühmt.
In den letzten Jahren war es stiller um den 87jährigen Loriot geworden. Ich erinnere mich, dass ich zuletzt von ihm hörte, als seine langjährige Bühnenpartnerin Evelyn Hamann vor einigen Jahren plötzlich starb. Damals sagte der wesentlich ältere von Bülow über seine Schauspielerkollegin: „Liebe Evelyn, Dein Timing war immer perfekt, nur heute hast Du die Reihenfolge nicht eingehalten. – Na warte!“
„Typisch Loriot“, habe ich gedacht. So bringt er es auf den Punkt, dass die Frau, mit der er so lange zusammen gearbeitet hat, plötzlich und viel zu früh stirbt.
Loriot deckt auf, was uns auch bewegt: Dass wir von Menschen aus unserer Nähe manchmal so rasch Abschied nehmen müssen und dass es andere gibt, die oft jahrelang darauf warten, erlöst zu werden. Wie oft erscheint uns dann auch das „Timing“ nicht perfekt.
Ganz so, als ob wir Menschen die Reihenfolge unseres Auf- oder Abtritts aus diesem Leben bestimmen oder „timen“ könnten. Aber das gelingt uns weder bei der Geburt noch beim Tod. Auch wenn wir beim Tod manchmal meinen, besser darein einwilligen zu können, wenn eine „Reihenfolge“ eingehalten würde, die wir nachvollziehen können.
Und das „Na warte!“, das würden wir doch manchmal auch gern sagen, wenn jemand so früh, so plötzlich, so überraschend stirbt. So, als könnten wir uns bei demjenigen, der gestorben ist, irgendwann für diesen plötzlichen Abschied revanchieren oder beschweren.
In den Psalmen erlebe ich Menschen, die in Todesnot sagen können: „Meine Zeit steht in deinen Händen, Gott.“ Das heißt doch, ich lasse mich auf Gottes „Timing“ ein.
Ob ich Gott auch sagen kann, wenn ich mit der „Reihenfolge“ nicht einverstanden bin? Ich tue es einfach!

Ihre
Birgit Crone,
Pfarrerin in den
Ev. Kirchengemeinden
Winz-Baak und Welper-
Blankenstein

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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