Bilanz nach Sturmtief Friederike - Was ist passiert in Herdecke?

Einsatz an einem alten Fachwerkhaus | Foto: Feuerwehr Herdecke
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  • Einsatz an einem alten Fachwerkhaus
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Der Sturmtief Friederike ist vorüber. Die Freiwillige Feuerwehr Herdecke zieht nun eine kurze Bilanz. Insgesamt mussten 74 Technische Hilfeleistungen im Zeitraum von 9.50 Uhr bis 20.30 Uhr abgearbeitet werden. Personenschäden wurden bei der Feuerwehr zum Glück nicht verzeichnet. Jedoch größere Sachschäden im gesamten Stadtgebiet. Die Lagen waren für die Einsatzkräfte nicht ungefährlich.

Personal: Für die Freiwillige Feuerwehr Herdecke wurde aufgrund der Vielzahl von Einsätzen Vollalarm mit Sirene ausgelöst. Insgesamt waren 52 ehrenamtliche Einsatzkräfte der Feuerwehr vor Ort. Auch das Technische Hilfswerk Wetter / Herdecke wurde mit 22 Kräften zur Feuerwache angefordert. Auch 12 auf der Motorsäge geschulte Mitarbeiter der Technischen Betriebe Herdecke wurden angefordert. 5 Teams des Betriebshofes wurden für Einsatzstellen eigenständig eingesetzt. Das Ordnungsamt wurde personell erweitert und war ebenfalls mit 12 Kräften vornehmlich zur Absicherung eingesetzt. Somit waren in Herdecke 98 Kräfte zur Abwicklung der Schäden eingesetzt. Die Polizei war zudem vor Ort.

Einsatzstellen: Im Stadtgebiet Herdecke kam es primär zu kleineren bis mittleren Einsätzen. Vornehmlich waren Bäume umgefallen oder drohten umzustürzen. Weiterhin gingen Gefahren durch lose Dachziegel oder Fassadenteile aus.
Größere Einsatzstellen waren in der Mühlenstraße, Frühlingstraße und im Westender Weg. In der Mühlenstraße lösten sich Teile des Flachdaches sowie Metallgegenstände. Die umherfliegenden Teile waren eine erhebliche Gefahr. In der Frühlingstraße hob sich auch das Flachdach eines Mehrfamilienhauses und musste von Feuerwehr und THW unter anderem mit Sandsäcken gesichert werden. Zuvor mussten sich die Einsatzkräfte gegen den Absturz auf dem Flachdach sichern.
Im Westender Weg, Ecke Am Berge drohte ein massiver Baum auf ein Mehrfamilienhaus zu stürzen. Das Gebäude wurde zunächst geräumt, bevor der Baum dann mit einer Motorsäge entfernt wurde. Von mehreren Gewerbebetrieben lösten sich Lichtkuppeln auf den Hallendächern. In der Gartenstraße drohte eine massive Tanne auf einen Industriebetrieb zu stürzen. Am Herdecker Rathaus lösten sich Teile des Daches und fielen herab oder blieben auf dem Dach liegen. Das Rathaus wurde zunächst von der Stadtverwaltung abgesichert bis die Feuerwehr zum Einsatz kam. Pausenlos im Einsatz war die Drehleiter der Feuerwehr. Diese wurde an vielen Einsatzstellen im Stadtgebiet gebraucht und eingesetzt.

Einsatzabarbeitung - Organisation: Insbesondere im Zeitraum von 10.30 Uhr bis 14 Uhr kam es zu einer Häufung von Einsatzstellen. Die Telefone standen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr still. Die Einsatzzentrale der Feuerwache wurde daher mit drei Kräften und einem Lagedienstführer fest besetzt. Hier wurden 49 Einsatzmeldungen telefonisch angenommen. Die weiteren von der Leitstelle zugewiesenen Einsatzstellen wurden ebenfalls verarbeitet. Danach wurden an einer taktischen Lagetafel Prioritäten vergeben und die Einsatzeinheiten von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und den Technischen Betrieben wurden zu den Einsatzstellen koordiniert. Der Digitalfunk, ein eigener Funkkanal für Herdecker Kräfte, half bei der Abwicklung enorm. In der Einsatzzentrale wurden auch Lagemeldungen an die Leitstelle verfasst und Kräfteübersichten geführt.

Versorgung und Verpflegung: Im Untergeschoss kümmerten sich mehrere Mitglieder der Jugendfeuerwehr und der Einsatzabteilung um die Verpflegung der Einsatzkräfte. Auch eine nicht zu unterschätzende und wichtige logistische Herausforderung.

Dank der durch die Leitung der Feuerwehr: Die Leitung der Feuerwehr dankt den eingesetzten Kräften für den anstrengenden und nicht ungefährlichen Einsatz am Donnerstag. Die Abwicklung der Einsätze hat trotz der Vielzahl gut funktioniert. Die Zusammenarbeit mit dem Technischen Hilfswerk und mit den städtischen Kollegen von Ordnungsamt und Bauhof (TBH) hat sich einsatztaktisch ausgezahlt und hat wieder sehr bewährt.

Dank für positiven Zuspruch

Bedanken möchte sich die Feuerwehr für den positiven Zuspruch auf Facebook und auch persönlich auf der Feuerwache: Am Abend erschien ein Pärchen auf der Wache und überreichte noch im hektischen Einsatzbetrieb eine große Tafele Schokolade. Nicht zu verleugnen sind auch negative Erfahrungen: In der Neuen Bachstraße ging von herabfallenden Teilen eines Gebäudes eine erhebliche Gefahr aus. Ein Anwohner hatte für die sichtbare und deutliche Sperrung der Feuerwehr hier kein Verständnis. Er parkte kurzerhand ein fremdes, vor der Absperrung wartendes Auto, kurzerhand um, bevor er mit seinem Fahrzeug die Absperrung durchbrach. Hierbei gefährdete er Einsatzkräfte und brachte sich unnötig in Gefahr. Dabei wurde er noch ausfallend und drohte den Einsatzkräften. Die Polizei erschien mit mehreren Kräften an der Einsatzstelle. Die Ermittlungen sind nun abzuwarten. Die Wachbereitschaft wurde gegen 20:30 Uhr aufgehoben. Die Einsatzkräfte fuhren zurück zu ihren Familien und fielen erschöpft ins Bett.

Landrat Olaf Schade dankt Einsatzkräften

 Ausdrücklich dankt Landrat Olaf Schade nach dem Orkantief Friederike allen Mitgliedern der Feuerwehren und Hilfsorganisationen, den Mitarbeitern von Polizei und Verwaltungen für ihr tatkräftiges Handeln zum Schutze der Bürger im Ennepe-Ruhr-Kreis.

"Sie haben sich unter Einsatz Ihrer Gesundheit und zu Lasten von Beruf und Familie an den Einsätzen beteiligt, Menschenleben geschützt und durch Ihr umsichtiges und konzentriertes Handeln Schlimmeres verhindert. Professionell, leistungsfähig und hilfsbereit", schreibt er in einem Brief, an die Adresse aller Beteiligten. Die Menschen zwischen Hattingen und Breckerfeld, Herdecke und Schwelm hätten sich in einem weiteren Ernstfall erneut auf hauptamtliche und ehrenamtliche Helfer verlassen können.

Koordiniert worden waren die Einsätze im gesamten Kreisgebiet aus der Leitstelle im Schwelmer Kreishaus. Dazu liefert die Kreisverwaltung folgende Zahlen: Bis 18 Uhr am Donnerstag nahmen die bis zu neun Disponenten über die Notrufnummer 112 fast 1.600 Anrufe entgegen. Dazu kamen weitere mehr als 2.500 Telefonate, die über den Amtsanschluss der Leitstelle eingingen. Zum Vergleich: An "normalen Tagen" laufen über die 112 durchschnittlich 150, über die Amtsnummer 480 Anrufe auf.

Obwohl inzwischen überall die Aufräumarbeiten laufen, sollte das niemanden leichtsinnig werden lassen. Im Gegenteil, der Rat zur Vorsicht kann gar nicht oft genug wiederholt werden. Die Gefahr droht von oben. "Immer noch können Dachziegel herunterfallen, Bäume umfallen und Äste abbrechen", stimmt Schade in den vielstimmigen Chor der Warner ein.

Dazu zählt auch der Hinweis, Wälder nicht zu betreten. Momentan hängen noch etliche abgebrochene Äste in Baumkronen, die beim nächsten Wind herabfallen können. Außerdem ist der Boden durch den Regen der letzte Tage durchnässt und die Standfestigkeit der Bäume ist beeinträchtigt. Das damit verbundene Risiko sollte kein Bürger unterschätzen.

Autor:

Lokalkompass Hagen aus Hagen

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