Harte Zeiten für Hasen

Fürs Wochenblatt-Interview nahm sich Meister Lampe Zeit. Für den kleinen Hunger zwischendurch stand etwas Heidekraut bereit. Fürs Catering sorgte Familie Frank von „Das Kostüm“ Gelsenkircher Straße 33 (Tel.: 02325/ 80 327).  Fotos: Detlef Erler
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  • Fürs Wochenblatt-Interview nahm sich Meister Lampe Zeit. Für den kleinen Hunger zwischendurch stand etwas Heidekraut bereit. Fürs Catering sorgte Familie Frank von „Das Kostüm“ Gelsenkircher Straße 33 (Tel.: 02325/ 80 327). Fotos: Detlef Erler
  • hochgeladen von Rainer Rüsing

Was wäre Ostern ohne ihn? Für die Kinder jedenfalls ein langweiliger Tag, wenn der Hase nicht die Eier in Gärten, Parks oder wo auch immer verstecken würde. Doch auch wenn ihn (fast) alle lieb haben, dem schnellen Bewohner der Feldflur geht es gar nicht so gut. Was er alles an der modernen Welt auszusetzen hat, sagt Professor Dr. h. c. Lampe, unser heutiger Interview-Gast.

Was ist los, warum bekommt man Sie und Ihresgleichen immer seltener zu Gesicht?

Dafür gibt es viele Gründe, und das haben inzwischen auch die Menschen, Ihre Artgenossen, bemerkt. Auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten sind wir in Nordrhein-Westfalen, und nicht nur dort, seit mehr als zehn Jahren gelistet.

Ganz konkret: Woran liegt‘s? Sind es die Damen und Herren in Grün, die Ihnen so zusetzen?

Unsere besten Freunde sind das wirklich nicht. Aber ihnen die Schuld zu geben, wäre zu kurz gegriffen. Unser Lebensraum wird immer mehr eingeengt. Straßen bringen uns und unserem Nachwuchs Tod und Verderben und die moderne Landwirtschaft mit ihren schnellen Fruchtfolgen macht uns viel Stress. Kaum ist der Mähdrescher durch, wird schon wieder eingesät.

Mögen Sie keinen Mais?

Leckere Kräutlein sind mir lieber. Aber Scherz beiseite: Beim Mais sind es die ständig wachsenden Anbauflächen. Stichwort: Vermaisung der Landschaft. Damit die Menschen was im Tank haben, hat sich die Anbaufläche in den letzten Jahre verdoppelt. Artenreiches Grünland, das war einmal. Und von dem ganzen Gift, das Ihr versprüht, wollen wir mal gar nicht reden.

Das ist wirklich ein dicker Hund.

Das können Sie ganz wörtlich nehmen. Des Menschen bester Freund scheucht uns regelmäßig auf, wenn wir mal ein Päuschen in der Sasse machen.

Was ist eigentlich mit den Kaninchen?

Unsere Freunde sind‘s nicht gerade; man geht sich aus dem Weg. Meine Löffel schwellen vor Wut an, wenn man uns mit ihnen verwechselt. Leben wir vielleicht in Erdlöchern?

Da geht es Ihnen auch nicht besser, als den Hirschen. Viele glauben ja auch, die Rehe seien ihre Frauen.

Klar, Bambi lässt grüßen...

Reden wir über Hühner...

Um Ostern herum, ganz sicher unsere besten Helfer. Wenn die pünktlich zum Fest mal streikten, dann hätten wir ein ernstes Problem.

Aus dem Ostergeschäft lassen Sie sich also nicht verdrängen?!

Erstmal nicht, obwohl die Wünsche der Kinder sich geändert haben. Ein paar schöne bunte Eier oder Schoko-Hasen tun‘s schon lange nicht mehr. Was wir heute alles ins Nest legen sollen, Sie würden sich wundern.

Man liest, dass Ihre Artgenossen gemäß dem Spruch „Stadtluft macht frei“ inzwischen auch die Innenstädte besiedeln.

Ja, eine Studie aus Berlin belegt das. Vielleicht trifft man uns ja bald nicht nur draußen in Holthausen sondern mittendrin. Möglicherweise ziehe ich ja in den Hasenkamp. „Im Östern“ wäre auch eine gute Adresse (lacht). Mal schauen, ob dort auch die richtigen leckeren Kräutlein wachsen...

Wir würden Sie auf jeden Fall willkommen heißen. Die Freundschaft zwischen Mensch und Hase sollte nicht auf der Strecke bleiben.

Das mit der Strecke war jetzt das ganz falsche Wort:

Wieso das?

Da kommt mir eine traurige Zahl in den Sinn. Die Waidmänner beklagen zwar immer wieder den Rückgang unserer Art, schießen aber trotzdem auf uns. Aktuelle Zahlen gefällig? – Im Jagdjahr 2011/ 12 betrug die Strecke in unserem Bundesland exakt 92.214 Hasen.

(Rainer Rüsing zeichnete
das Gespräch auf.)

Autor:

Rainer Rüsing aus Herne

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