Derbyzeit: Kult-Trainer-Kolumne mit Wahrheiten

Am Wochenende im Clinch:  BVB gegen S04. Foto: Thorsten Seiffert
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Kreis-Kulttrainer Holger Flossbach schreibt jede Woche im STADTSPIEGEL über die Bundesliga. Klar, dass er auch das Derby BvB-S04 nicht Außen vor lassen wollte.

"Kein anderes Spiel polarisiert die Massen so sehr, dass das Leben im Pott explosiv ist. Und jetzt einmal ein paar Wahrheiten.

Beide Vereine verbindet viel mehr als man denkt oder vermutlich sogar weiß.
Die erste Deutsche Meisterschaft der Schalker 1934 wurde in Dortmund frenetisch gefeiert. Der Zug, aus Berlin kommend, hielt in Dortmund und die Mannschaft wurde von den Fans ins Rathaus eskortiert und durfte sich in das goldene Buch der Stadt eintragen.
In der Saison 1935/1936 trainierte Ernst Kuzorra den BVB für eine kurze Zeit. Kuzorras Schwager, Fritz Thelen, der damals Trainer bei den Schwarzgelben war, fiel aus gesundheitlichen Gründen aus. Der Ernst stand Gewehr bei Fuß. Somit haben die Schalker maßgeblichen Anteil am Aufschwung des BVB. Zu dieser Zeit wurde auf Schalke noch gekreiselt. Derzeit spielen die Schalker eher Kantenball. Durch Zufall kommt der Ball zurück. Die Trikotfarbe zur Gründung des Vereins vom Borsigplatz war Blau und Weiß. Es gibt sicherlich kaum Vereine auf der ganzen Welt, die sich ähnlicher sind als die Kolonieknutscher. Beide Vereine entstammen aus einem so genannten Arbeiterviertel. Bierbrauer gegen Bergbauer. Der Verein steht im Mittelpunkt. Die Fans beider Lager sind phänomenal. Die besten der Welt. Integres Fachwissen und pure Leidenschaft sind die besonderen Merkmale. Um es kurz zu sagen. Sie sind aus einem Stück Kohle oder aus einem Stück Stahl. Allerdings nimmt mir die ganze Rivalität viel zu aggressive Formen an. Der wahre Feind sitzt doch im Süden. Was unternehmen die bayrischen Schweinshaxen nicht alles um die Konkurrenz zu schwächen. Mit aller finanzieller Gewalt werden die besten Kicker zur Isar geholt. Damit schwächt man die Mitfavoriten und bleibt unanfechtbar. Ich kann mich erinnern, dass beim Straßenfußball vor 40 Jahren niemand Bayern sein wollte. Eher ein Sechziger, am Liebsten ein Schalker. Da lieb ich mir doch den Westen. Hier geht die Sonne auf und erstrahlt als Fußball. Hier geht es in der Nacht um Bälle und am Tag um „gib mich die Pille“. Hier gibt es auf 100 KM² mehr Fußballvereine als in Bayern Fußballfans oder Fußballsachverständige.
In den 80er Jahren unterstützten die Dortmunder die Schalker durch den Kauf einiger Schwammerl. Uli Bittcher, und Rolf Rüssmann hießen die Kassenfüller. Ansonsten hätten die Blauweißen Schwierigkeiten gehabt den Spielbetrieb aufrecht zu halten.
1997 schlug das Herz des Deutschen Fußballs im Revier. Der BVB holte die Krone in der Champions League und der S04 gewann den UEFA-Cup.
Samstag, 15.30 h Derbytime. Showtime! Kurzer Einblick.
Lehmann trifft 1998 als erster Torwart aus dem Spiel heraus zum 2:2 für die Schalker in Dortmund. 2006 verschwindet ein 60m-Banner aus dem BVB-Stadion. Hartnäckige Konfetti-Gerüchte gibt es seitdem.
Asamoah macht 2007 den Halsabschneider zum BVB-Keeper Roman Weidenfeller. Friedel Rausch wurde 1969 von einem Schäferhund im Stadion Rote Erde ins Gesäß gebissen. „Oskar“ Siebert holte zum Rückspiel zur Sicherheit Löwen aus dem Löwenpark Westerholt. 2007 gewann der BVB am vorletzten Spieltag zuhause mit 2:0 und sorgte dafür, dass der VfB Stuttgart noch an den Gelsenkirchenern vorbeizog. Am letzten Spieltag flog ein Flugzeug über die ARENA mit einem Banner „Ein Leben lang, keine Schale in der Hand“.
Wahre Liebe. Ohne den Anderen geht es eben nicht. Das gibt es nur im Pott. Im Ruhrpott. Übrigens, Kohle und Stahl kann man nicht schnitzen."

Am Wochenende im Clinch:  BVB gegen S04. Foto: Thorsten Seiffert
Holger Flossbach schreibt für den STADTSPIEGEL über die Bundesliga.
Autor:

Lokalkompass Herten aus Herten

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