Günter Grass - Was gesagt werden muss

Eine Meinung, die nicht meine, aber sachlich vorgetragen und wohl begründet ist, verdient es möglicherweise doch eher bedacht zu werden und nicht einfach nur „unter Verdacht“ gestellt zu werden.

Wer unter einem Gedicht wohl klingende Worte voller Frühlungserwachen versteht, ein Versmaß, welches wohl gewählt beim Vorlesen geradezu weich über die Zunge abrollt, der muss enttäuscht sein. Was Günter Grass hier ein „Gedicht“ nennt, ist eckig, provokant, frech und vielleicht einseitig. Etwa so einseitig, wie wenn man auf der Pferderennbahn mit dem Fernglas dem Reiter mit der Nr. 12 folgt. Der Vorwurf nicht zu sehen oder sehen zu wollen, was Reiter Nr. 7 macht, ist zwar richtig, aber nur sehr bedingt berechtigt. Grass fokussiert nach meinem Verständnis einen Bereich, der in der allzeit präsenten Medienberichterstattung ausgeblendet wird.

Mit den einleitenden Worten „Günter Grass warnt in der "Süddeutschen Zeitung" vor einem Krieg gegen Iran. In seinem Gedicht mit dem Titel "Was gesagt werden muss" fordert der Literaturnobelpreisträger deshalb, Israel dürfe keine deutschen U-Boote mehr bekommen.“ veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung am 04.04.2012 das Gedicht im Volltext.
http://www.sueddeutsche.de/kultur/gedicht-zum-konflikt-zwischen-israel-und-iran-was-gesagt-werden-muss-1.1325809

Die Kritiker besetzen eine Vielzahl von Randthemen. Meiner Meinung nach gerät dabei der Inhalt der Zeilen zu oft ins Hintertreffen. Dennoch bleibt es richtig festzustellen, dass diese Zeilen wohl kaum solche Beachtung gefunden hätten, hätte nicht Günter Grass dafür gezeichnet.

Beachtenswert für die Meinungsbildung finde ich die im „Stern“ am 05.04.2012 zusammengetragene Presseschau zum Gedicht von Günter Grass: "Der ewige Störenfried hat sich verrannt"
http://www.stern.de/kultur/buecher/presseschau-zum-gedicht-von-guenter-grass-derewige-stoerenfried-hat-sich-verrannt-1809889.html

Beim NDR bezieht Grass selbst Stellung zur Kritik.
"Es ist mir aufgefallen, dass in einem demokratischen Land, in dem Pressefreiheit herrscht, eine gewisse Gleichschaltung der Meinung im Vordergrund steht - und eine Weigerung, auf den Inhalt, die Fragestellungen, die ich hier anführe, überhaupt einzugehen."

"Solange gesprochen wird, wird nicht geschossen"
http://www.ndr.de/kultur/literatur/grass171.html

Der richtige Umgang mit Kritik hilft entweder die eigene Position zu vertiefen oder auch das eigene Weltbild zu korrigieren frei nach dem Leitsatz „ich lüge mich an die Wahrheit heran“.

Einen durchaus lesenswerten Kommentar unter dem Titel: „Was gesagt werden muss - Solidarität mit Günter Grass“ stellte am 06.04.2012 Reuven Jisroel Cabelman für das Internetportal www.derisraelit.org ein.
http://www.derisraelit.org/2012/04/was-gesagt-werden-muss-solidaritat-mit_06.html

Es ist zu befürchten, dass Grass’ Gedicht, erst nach einem atomaren Supergau im Nahen Osten wirklich gehört und verstanden wird.

Autor:

Ulrich Wockelmann aus Iserlohn

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