100 Jahre Erster Weltkrieg: „Großvater fuhr zur See“

Elke Willingmann zeigt auf ihren Großvater, der bei der Marinekameradschaft Kamen und Umgebung war.
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Unerwartet stieß Elke Willingmann auf ein Foto ihres Großvaters: Bei einer Ausstellung im Haus der Stadtgeschichte entdeckte die Kamenerin ihren Opa auf einer Ehrentafel der Marinekameradschaft Kamen und Umgebung.

Elke Willingmann war 14, als ihr Großvater im Alter von 83 Jahren starb. Mit einem seiner Marinekameraden verband ihn eine lebenslange Freundschaft. „Regelmäßig saßen die beiden in unserem Wohnzimmer und unterhielten sich“, erinnert sich Elke Willingmann.

Arthur Enders war in der Marinekameradschaft

Der 1891 geborene Arthur Enders legte 1908 seine Gesellenprüfung zum Schlosser ab. Von 1914 bis 1916 fuhr Enders zur See, vermutlich auf der S.M.S. („Seiner Majestät Schiff“) „Kaiser Karl der Große“. Damit hat er die ganze Welt bereist. Gearbeitet hatte er an Bord als Heizer. „Zuhause klagte er oft, dass es ihm hier zu kalt sei“, so seine Enkelin. „Das kam vermutlich daher, dass er die Hitze vom Heizen gewohnt war.“

Vor und während des Zweiten Weltkrieges war Enders als Hausmeister in einer Schlachterei an der Westicker Straße beschäftigt, wo die Familie auch lebte. Das Haus, in dem Elke Willingmann heute noch wohnt, gehörte schon in den 1920er-Jahren ihrer Familie. „Meine Mutter ist 1923 hier zur Welt gekommen“, so Willingmann.

Großvater erzählte nicht von Kriegsgräueln

Viele Veteranen, etwa die des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71, erzählten gerne von ihren Erlebnissen. Nicht so Enders. „Er hat sich immer gerne an die Zeit auf dem Schiff erinnert, aber vom Krieg selbst hat er nie gesprochen“, so seine Enkelin. „Er sprach oft von der tollen Verbindung unter den Kameraden auf hoher See.“ Zeit seines Lebens blieb er Mitglied der Marinekameradschaft. „Aber von schreckliche Kriegserlebnissen hat er uns nie etwas erzählt, auch nicht meinen Eltern. Vermutlich wollte er uns schlimme Ereignisse nicht schildern und die Gräuel von uns Kindern fernhalten. Auch mein Vater, der im Zweiten Weltkrieg fünf Jahre in Afrika in Gefangenschaft war, hat nie etwas erzählt. Beide haben es immer mit sich herumgetragen; das war bestimmt nicht einfach.“ Im Gegensatz zu vielen anderen Veteranen war Enders wohl pazifistisch eingestellt.

Dazu passt auch, dass Arthur Enders ein sehr gemütliches Wesen hatte, wie seine Enkelin beschreibt. Es war auch sehr kinderlieb. „Er hat immer viel Spaß mit uns gemacht“, erzählt sie.

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Autor:

Tobias Weskamp aus Kamen

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