„Dorfroman“ von Christoph Peters
Die wilden 70-er und 80-er Jahre am Brüter

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„Laut und Lästig“ am Aussichtsturm Kleve -
1991, auf der Feier der Bürgerinitiative zum Ende des Brüters, hatten Bruno Schmitz und Didi Jünemann zum letzten Mal zusammen Anti-AKW-Lieder gesungen. Nach 30 Jahren gab es jetzt ein Revival in der Kulturgaststätte am Turm in Kleve. Toll! Als weiters Highlight gab Bruno Schmitz auch das Bauer-Maas-Lied zum besten, das er mit Klaus Martens 1977 vor 50.000 Leuten auf der Anti-AKW-Demo in Kalkar gesungen hatte. Gänsehaut!

Lesung aus dem „Dorfroman“ mit Autor Christoph Peters
Die beiden Liedstücke bildeten den musikalischen Rahmen für die Lesung von Christoph Peters. Mit einigen Schlüsselszenen aus seinem neuen Buch „Dorfroman“ kapitulierte der in Hönnepel geborene Schriftsteller die Zuhörer zurück in die Zeit der 70er und 80er Jahre, als der Streit um den Bau des Schnellen Brüters in Kalkar Dorfgemeinschaften und Familien spalteten und Freundschaften zerbrechen ließen. Christoph Peters kann aus dem „Nähkästchen“ plaudern. Sein Vater war der Antipode von Brüter-Gegner Josef Maas und seiner Freunde Seegers und Arnds. Nach der Auflösung des Kirchenvorstandes im Jahre 1973 durch den Bischof von Münster betrieb Vater Peters mit dem neu gewählten Kirchenvorstand den Verkauf des Kirchenlandes an die Schnell-Brüter-Kernkraftwerks-Gesellschaft. Er legte so die materielle Grundlage für die Errichtung des Atomkraftwerks in Kalkar.

Der neue Schlüsselroman zu Kalkar
Obwohl der „Dorfroman“ natürlich fiktiv ist und Peters sich ausdrücklich künstlerische Freiheiten in der Ausschmückung seiner Protagonisten nimmt, schafft es Autor, dank eigenem Erleben und solider Recherche ein außergewöhnlich authentisches Bild der „wilden Jahre“ am Niederrhein zu zeichnen. Viele de ehemaligen Aktivisten, die auf Einladung von Veranstalter Bruno Schmitz zu einer Art „Klassentreffen“ erschienen waren, waren begeistert.

Ein Riss ging durch das Dorf
Christoph Peters war am Tag vor der Lesung in seiner alten Heimat Kalkar-Hönnepel und erbat sich von ehemaligen Befürwortern eine Meinung über sein Buch. Das Feedback war positiv. Peters in der Diskussion mit den Zuhörern: „Ich gestehe, dass ich etwas nervös über die Resonanz meines Buches war. Aber wenn sowohl Brüter-Befürworter als auch Gegner mich loben, freut mich das! Dann kann das Buch nicht so schlecht sein!“

Sozialpsychologische Ebene
Christoph Peters hat die historischen, politischen und ökonomischen Analysen der Brüter-Entwicklung um eine Ebene ergänzt, die auch die emotionale und zwischenmenschliche Elemente einbezieht. In seinem Roman sieht man, wie der Streit um das Hochrisiko Atomkraftt Risse in die Familien und Vereine treibt und tiefe Wunden auch in den Seele der Menschen hinterlässt.

Christoph Peters: „Man spricht wieder miteinander!“
Mit Freude sieht Chrostoph Peters, dass in den Jahren nach der Stilllegung des Brüters alte Feindschaften an Bedeutung verlieren und wieder Frieden in seinem Heimatdorf einkehrt. Peters: „Man spricht wieder miteinander!“

Das "Kernwasserwunderland", die Umwandlung des Atomkraftwerks in ein Freizeitparadies, scheint tatsächlich ein Wunder bewirkt zuhaben. Henny van der Most und den Brütergegern sei Dank!
                                                                                ***
P.S: Eine kleine Revue zum Widerstand gegen den Brüter findet sich auf www.kalkar-stop.de.
Dort auch in Kürze ein Mitschnitt der Veranstaltung.
Fotos: Thomas Velten

Autor:

Thomas Velten aus Kleve

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