Sozialdemokraten Grenzregion Kleve-Nijmegen
PvdA und SPD aus der Grenzregion Nijmegen-Kleve auf den Spuren der Demokratie

Foto: PvdA & SPD Nijmegen-Kleve

VI. Europareise führte nach Heidelberg, Strasbourg und Frankfurt am Main

Nijmegen/Kleve. Bereits zum sechsten Mal machten sich niederländische und deutsche Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten gemeinsam auf, Europa historisch-politisch zu erkunden. Diesmal ging es nach Heidelberg, Strasbourg und Frankfurt am Main.

Willem van der Hekke und Josef Gietemann hatten wieder eine höchst interessante Reise für die rund vierzig Genossinnen und Genossen dies- und jenseits der Grenze auf die Beine gestellt. Dabei wurden die beiden Reiseleiter vom Team des für den Kreis Kleve zuständigen SPD-Europaabgeordneten Jens Geier unterstützt.

In Heidelberg gedachte die Gruppe einem ganz großen Sozialdemokraten, der vielleicht wie kein anderer auch die tragische Seite der Weimarer Republik verkörpert: Friedrich Ebert, Reichskanzler und Reichspräsident. Während sich das Militär nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg "in die Büsche schlug", waren es Sozialdemokraten, die sich in die Pflicht hatten nehmen lassen. Im ständigen Abwehrkampf gegen rechte und linke Gegner, verteidigte Ebert die junge demokratische Republik mit allen Mitteln. Dabei scheute er auch nicht die Konfrontation - innerhalb wie außerhalb seiner Partei. Bis zuletzt musste er sich juristisch gegen Anschuldigungen wehren. Während eines Verleumdungsprozesses verschob er eine dringend benötigte Blinddarmoperation - was ihn das Leben kostete.

Ebenfalls ihr Leben für ein demokratisches Deutschland gab Käthe Seitz, geb. Brunnemer, die auf demselben Friedhof wie ihr Genosse Ebert begraben liegt. Jahre zuvor war Seitz Ratsfrau der SPD im Stadtrat von Kleve gewesen, ehe sie aus privaten Gründen nach Heidelberg zog. Dort schloss sie sich der „Lechleitner-Gruppe“, einer 32-köpfigen Widerstandsgruppe gegen die Nazis an. Die Gruppe bestand aus Kommunisten und SPD-Mitgliedern und verfasste regimekritische Flugblätter, die sie in Großbetriebe schmuggelte. Durch einen Verräter in den eigenen Reihen flogen die Widerstandskämper.innen auf. Käthe und ihr Ehemann Alfred sowie ihr Vater Philipp Brunnemer starben unter dem Fallbeil.

In Gedenken an den ehemaligen Reichspräsdenten Friedrich Ebert und an alle Widerstandskämpfer:innen gegen das Nazi-Regime legten die Vertreter:innen von PvdA und SPD Blumen nieder.

Am nächsten Tag ging es nach Straßburg oder auch Strasbourg. Schon die unterschiedliche Schreibweise der Hauptstadt von Elsass-Lothringen - neuerdings erweitert um die Champagne - deutet die wechselvolle Geschichte der Stadt an der Ill, einem Nebenfluss des Rheins, an. Nach Altstadtführung, bei der besonders die berühmte Kathedrale die Blicke auf sich zog und einer Bootstour ging es weiter zum Hauptsitz des Europäischen Parlaments. Mit dem für den Kreis Kleve zuständigen SPD-Europaabgeordneten Jens Geier wurde über aktuelle politische Fragen diskutiert, wie etwa die Beitrittsperspektive der Staaten auf dem Westbalkan. Passend dazu lief gleichzeitig eine entsprechende Debatte im Plenum des Europäischen Parlaments, der die Besucher:innen für eine halbe Stunde folgen konnten.

Den Abschluss fand die „Tour auf den Spuren der Demokratie“ beim Besuch der Paulskirche in Frankfurt am Main. Hier tagte vom 18. Mai 1848 bis zum 30. Mai 1849 das erste und für lange Zeit einzige in freier Wahl (nur von Männern) gewählte deutsche Parlament. Zuvor hatten die Franzosen - mal wieder - ihren König aus dem Amt gejagt und erneut eine Republik errichtet. Das war die Initialzündung für die Renolutionär:innen auch in den damals 38 deutschen Einzelstaaten. Die Aufständischen verlangten für uns Heutige Selbstverständliches: Bürgerrechte, Versammlungsfreiheit, eine unabhängige Justiz, Pressefreiheit, eine Volksarmee und vor allem ein geeintes Deutschland. Darüber wie das ausgestaltet werden sollte: klein- oder großdeutsch (also ohne oder mit Österreich), mit oder ohne Monarchie an der Spitze des Staates und über viele weitere Fragen zerstritten sich die Abgeordneten in allzu langen Debatten. Die Reaktion, also die Fürsten, die keinen - zumindest keinen mächtigen demokratischen - Einheitsstaat wollten, sammelten ihre Truppen und trieben letztlich die Abgeordneten hinaus aus der Paulskirche. Die Revolution war gescheitert - zu zerstritten waren die Liberalen, Konstitutionellen und Demokraten untereinander. Das Militär hatten sie eh nie in ausreichender Zahl an ihrer Seite. Immerhin: die meisten Verfassungen in den Ländern und damit auch ein paar bürgerliche Rechte blieben erhalten und der „Geist der Freiheit war aus der Flasche“ wie der ebenfalls mitreisende studierte Historiker und SPD-Politiker Bodo Wißen resümierte.

Beim Abschlussessen in Kranenburg waren sich alle einig: Es soll eine ViI. Europareise geben! Wohin die geht, verrieten Willem van het Hekke und Josef Gietemann allerdings noch nicht.

Autor:

Günter van Meegen aus Bedburg-Hau

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