Youtube-Video zeigt, was aus dem Bildungsprojekt wurde, das ein Klever vor 20 Jahren gründete
Die Klever Maschinen laufen weiter für Pro Dogbo

In der Bäckerei in Dogbo werden täglich hunderte Brote gebacken.  | Foto: Pro Dogbo
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„Das ist das richtige Lied für dieses Jahr. 'Jerusalema'. Ich habe sofort Gänsehaut gekriegt, als ich es hörte“, sagt Klaus van Briel. Der Gründer des Bildungszentrums in Dogbo im afrikanischen Benin fragte gleich bei den Jugendlichen an, ob auch sie bei dieser weltumspannenden Challenge mit tanzen wollten. Eine Nacht in der Bäckerei und ein Tag in den anderen dazugehörigen Ausbildungswerkstätten, dann stand die Choreographie.

Von Astrid Hoyer-Holderberg

Richtig gut gelaunte junge Leute sind auf dem Youtube-Video zu sehen. Und im Hintergrund jeweils die Maschinen aus Kleve. Am Niederrhein hatten sie ausgedient, in Westafrika sorgten sie für die Gründung eines großen Bildungszentrums „Education Service International & pro dogbo“. Das ist am 26. Januar 2022 genau 20 Jahre her. Und die Maschinen funktionieren immer noch.
Ein paar Mal ist im Video auch zu sehen, was die Azubis aus den Übersee-Containern gemacht haben, in denen die Maschinen einst angeliefert kamen: Ein cool bespraytes Café mit Dachterrasse.

Seit Monaten konsequent Mundschutz

In den meisten Szenen tragen die Beniner Jungen und Mädchen Mundschutzmasken. Seit dem Frühjahr galt ununterbrochen konsequent Masken-Vorschrift für jeden. In allen Geschäften standen Handwaschautomaten mit Seife, per Fußpedal lief der Wasserhahn – gebaut sind auch diese Apparate in den Metallwerkstätten von Pro Dogbo.
Die jungen Leute lassen für das 'Jerusalema'-Challenge-Video eine Drohne über das Gelände fliegen und zeigen, was Klaus van Briel mit dem privaten Kauf eines Stückchen Bodens ins Leben rief. Dem Betrachter geht das Herz auf, wenn er die gut gelaunten Bäcker und Bäckerinnen beim rhythmischen Brot-Kneten sieht, die Jungs beim Formationstanz um Werkzeugkoffer in der Kfz-Werkstatt herum, beim Ölen und Metall-Schleifen im Takt, in der Informatik-Abteilung und man bekommt einen Eindruck von der neuen Ausbildungsaufgabe: Photovoltaik.

Handwerker im Bereich Photovoltaik fortbilden

Das Zentrum in Dogbo ist das einzige im Departement Couffo, das auch fertige Handwerker zum Fachbereich Solar-Energie fortbildet. Die Handwerker zahlen ihre Fortbildung selbst. Denn das Ministerium sitzt mit im Boot. Unterschriebene Zertifikate sind viel wert.
Die Ausbildungsmodule sind seit 2019 staatlich anerkannt. Klaus van Briel hat sie nicht mehr von Dogbo aus initiiert, sondern von seiner Wirkungsstätte im Hauptort Cotonou, für die Handwerkskammer Saarbrücken. „Mit einem sehr kleinen Budget. Dabei ist der Bedarf so riesig im sonnenreichen Land", sagt er. Seit 2015 liefen die Projekte an, seit Februar 2017 war Klaus van Briel als Koordinator an der Spitze. Mit drei festen Ausbildern entwickelte der Klever die Module anhand standardisierter Kriterien.
Die Maßnahmen sollten mit Dezember enden, doch das deutsche Ministerium hat die Installateur-Fortbildungen verlängert. Sie werden in jedem der zwölf Departments an ein Berufsbildungsprojekt vergeben. In Benin bot sich natürlich Dogbo dafür an. „Rund 1.500 Leute haben wir inzwischen landesweit erreicht“, sagt Klaus van Briel.

Lebenswege wurden positiv verändert

Wie viele Jugendliche er bisher in Dogbo in drei Ausbildungsgenerationen in Bäckerei/ Patisserie, Metallbau, Kfz-Werkstatt und Informatik erreichte und als Studierende auf den Weg brachte, hat er nie gezählt. „Lebenswege wurden positiv verändert“, sagt der Klever. Von hier aus gingen Impulse: Die 20. Grundschule – 3.000 Schüler mittlerweile – wird bald gegründet, mehrere Dörfer bekamen saubere Wasserversorgung. Der Partnerverein „Education Services International“ (ESI) übernimmt (wie berichtet) zunehmend professioneller die Arbeit. „Sie sind nicht von meiner Präsenz abhängig“, freut sich van Briel. Genau das war das Ziel.
So sieht er es auch in Cotonou. Im Januar beginnt Klaus van Briel ein neues Betätigungsfeld. Er geht nach Togo nebenan, „es ist auch nur zwei Autostunden entfernt“. Dort startet er den Aufbau für berufliche Ausbildung und Fortbildung in Sachen Solarenergie. Den Kontakt nach Dogbo hält er weiterhin. Und bleibt Vorsitzender des Vereins Pro Dogbo mit den Stellvertretern Siegbert Garisch und Daniel Giebels in Kleve. So manches Mal in den 20 Jahren musste Klaus van Briel überdenken, ob das Projekt mit anfangs 500 Euro Spenden aus Kleve auch den nächsten Monat noch übersteht. „Ich hatte oft schlaflose Nächte“, gesteht er. Das Projekt pro Dogbo braucht weiterhin Spenden. Künftig soll für die jungen Menschen für die Zeit nach der Ausbildung ein Unterstützungsfonds eingerichtet werden, der interessante und vielversprechende Initiativen fördern soll. Klaus van Briel: „Manchmal reicht der Kauf eines wichtigen Werkzeugs für einen Handwerker schon aus, um sich völlig neue Verdienstmöglichkeiten zu eröffnen.“
Übrigens, der Jahreskalender von pro dogbo mit Fotos und afrikanischen Weisheiten ist für 15 Euro in Kleve zu haben: geschaeftsstelle@pro-dogbo.de und Hintzen Buchhandel. Zum Projekt gehört auch eine Metallwerkstatt. Gegründet worden ist das Projekt, um Bildung zu ermöglichen. Klaus van Briel bei der Grundsteinlegung für eine Schule.

Autor:

Tim Tripp aus Kleve

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