123 Jahre Schiffshebewerk Henrichenburg

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Die Menge jubelte, als Wilhelm II. am 11. August 1899 das Schiffshebewerk Henrichenburg ein-weihte. 123 Jahre später, am Samstag (13.8.) von 12 bis 20 Uhr und am Sonntag (14.8.) von 10 bis 18 Uhr, feiert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in seinem Industriemuseum den Geburtstag des bekannten Bauwerks am Dortmund-Ems-Kanal mit dem "Steampunk Jubi-lee".

Dortmund-Ems-Kanal

Mit dem Entschluss zum Bau des neuartigen Schiffshebewerks hatte Preußen ein weithin sichtbares Zeichen gesetzt. Die Eisenbahn hatte den Massengut-Transport zu und von den Seehäfen nur mit großen Schwierigkeiten bewältigen können. Um den Aufschwung der Montan-Industrie im Ruhrgebiet zu unterstützen, sollte ein zweites leistungsstarkes Transport-System aufgebaut werden: eine inländische Binnenschifffahrt. Ein Mittellandkanal sollte Oder, Elbe, Weser, Ems und Rhein verbinden. Dabei trafen viele gegensätzliche Interessen aufeinander. Die ostelbischen Junker als die konservativen Vertreter der Landwirtschaft lehnten die Pläne genauso ab wie die Vertreter der Schwerindustrien im Saarland und in Schlesien. Um den Widerständen aus dem Weg zu gehen, konzentrierte sich die preußische Regierung auf die Verwirklichung eines ersten Teilstücks, auf den Bau des Dortmund-Ems-Kanals: Kohle Kurs Emden, Erz für die Montan-Region Dortmund. Auch die von Fachleuten als zu eng kritisierte Begrenzung der Schiffsgrößen (67 m Länge, 8,20m Breite, 2 m Tiefgang) war ein Zugeständnis an die Gegner der Pläne.

Der preußische König Wilhelm II.

nutzte die Feierlichkeiten zur Inbetriebnahme des Dortmund-Ems-Kanals am 11. August 1899 zu einer demonstrativen Erklärung an die Adresse der Kanal-Gegner: „Der Kanal kann nur voll wirken in Verbindung mit dem Mittellandkanal, den in Angriff zu nehmen meine Regierung unerschütterlich entschlossen ist. (Bravo)“. Der Kampf um den Mittellandkanal ging weiter.

Mit Hilfe des Schiffshebewerks Henrichenburg sollten Schiffe eine Geländestufe mit 14 m Höhenunterschied überwinden. Wirtschaftliche und betriebstechnische Überlegungen hatten zu dieser Lösung geführt. Sie war kostengünstiger als die zunächst vorgesehene Schleusentreppe mit zwei oder drei Schleusen.

Das Schiffshebewerk Henrichenburg war eine technische Neuheit.

Es war das erste ausgeführte Mehrschwimmer-Hebewerk. Das zu bewegende Gesamtgewicht betrug etwa 3100 Tonnen. Schiffe bis zu 750 Tonnen Ladefähigkeit konnten gehoben werden. Die Senkrecht-Hebewerke in England, Frankreich und Belgien aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahmen „nur" Schiffe bis zu 400 Tonnen auf; sie arbeiteten auf der Grundlage hydraulischer Prinzipien als Presskolben-Hebewerke. Neu beim Schiffshebewerk Henrichenburg war die Geradführung des Trogs mit vier Schraubenspindeln (Patent von F. Jebens). Die technische Nutzung des Auftriebs dagegen war seit der Antike bekannt (Archimedisches Prinzip).

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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