Landkärtchen ist Insekt des Jahres 2023

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Im Frühling orange-braun und im Sommer schwarzbraun: Was zunächst für zwei Schmetterlingsarten gehalten wurde, ist in Wirklichkeit eine: Das „Insekt des Jahres 2023“, das Landkärtchen, tritt in einer Frühlings- und einer Sommergeneration auf. Der Name des Tagfalters leitet sich von der Zeichnung seiner Flügelunterseite ab:
Die feinen Linien erinnern in ihrer Erscheinung an eine Landkarte.

Der NABU-Bundesfachausschuss Entomologie ist Teil des Kuratoriums „Insekt des Jahres“, das jedes Jahr unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Thomas Schmitt, Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut in Müncheberg, das „Insekt des Jahres“ wählt. Vor dem Hintergrund, Insekten mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen und die Artenkenntnis zu fördern, stimmen seit 1999 jedes Jahr Entomologen, Vertreter von Forschungsinstitutionen und Naturschutzorganisationen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ab. Die Schirmherrschaft für das kommende Jahr übernimmt Agrarökologe und Vorsitzender der Gesellschaft für Schmetterlingsschutz Prof. Dr. Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ).

Werner Schulze, Vorsitzender des Bundesfachausschuss und Mitglied des Kuratoriums „Insekt des Jahres“, erklärt: „Das Landkärtchen wurde in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts mit den übermäßigen Stickstoffeinträgen aus Landwirtschaft und Straßenverkehr in Mitteleuropa häufiger. Dann trat sogar mit der zunehmenden Erwärmung ab etwa 1990 häufiger im Frühherbst eine zusätzliche dritte Faltergeneration auf. Seit gut zehn Jahren wird die Art regional wieder deutlich seltener; es wird ihr offenkundig zu warm und zu trocken. Dagegen breitet sie sich nach Skandinavien und in Gebirge Südeuropas weiter aus.“

Ihr Lebensraum sind feuchte Hochstaudenfluren mit Brennnesseln in lichten Wäldern, an Waldrändern, Übergangsmooren und strukturreichen Kulturlandschaften. Intensiv landwirtschaftlich bewirtschaftete Flächen meidet Araschnia levana, so der wissenschaftliche Name, hingegen. Zwar gehört das Landkärtchen nicht zu den bedrohten Arten, doch damit der Falter nicht zu einem Verlierer des Klimawandels wird, müssen Lebensräume für Insekten besser geschützt werden. Auch mit Blick auf die Renaturierung von Flächen besteht Handlungsbedarf. Aus Sicht des NABU ist es besonders wichtig, möglichst wenig Pestizide einzusetzen. Für Insekten müssen Rückzugsorte und Nahrungsangebote geschaffen werden. Dafür muss sich die Politik - auch auf europäischer und internationaler Ebene - einsetzen.

Dr. Laura Breitkreuz, Referentin für Biodiversität und Entomologie des NABU, erläutert: „Politisch muss beim Insektenschutz noch einiges geschehen. Zwar wurde mit dem Aktionsprogramm Insektenschutz und dem Insektenschutzpaket der letzten Regierung ein Grundstein gelegt. Nun müssen Nachschärfungen und konsequente Umsetzung her. Insektenschutz steht in direktem Zusammenhang mit dem Biodiversitätsschutz und sollte auch international mehr Aufmerksamkeit bekommen. Im Rahmen der Weltnaturkonferenz Anfang Dezember in Montreal muss sich Kanzler Scholz persönlich für ein umfassendes Weltnaturabkommen einsetzen. Insektenschutz macht nicht an Staatsgrenzen halt. Es braucht gemeinsame Lösungsansätze.“

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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