Stierkäfer ist Insekt des Jahres 2024

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Seinen lateinischen Namen hat er aus der griechischen Mythologie - vom Riesen mit zahlreichen Drachen- oder Schlangenköpfen: Das Insekt des Jahres 2024, der Stierkäfer Typhaeus typhoeus (Linnaeus, 1758) gehört mit 14 bis zu über 20 mm zu den größeren Käferarten Deutschlands.

Er nutzt den Dung von pflanzenfressenden Tieren wie Kaninchen und Paarhufern wie Rehen, Schafen, Rindern und Pferden zur Versorgung seiner Larven und spielt damit eine zentrale Rolle in unserem Ökosystem.

Das Kuratorium "Insekt des Jahres” unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Thomas Schmitt, Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut in Müncheberg wählt in jedem Jahr ein Insekt aus, das wegen seiner besonderen Wichtigkeit für Ökosysteme, besonderer Seltenheit oder auch seiner Gewöhnlichkeit eine größere Aufmerksamkeit bekommen sollte. Der NABU-Bundesfachausschuss Entomologie ist Teil des Kuratoriums.

Werner Schulze, Vorsitzender des Bundesfachausschusses und Mitglied im Kuratorium, erklärt: „Mit der Wahl zum „Insekt des Jahres” erhält der Stierkäfer hoffentlich mehr Aufmerksamkeit stellvertretend für alle Mistkäfer. Sie leisten einen Schlüsselbeitrag für unsere Umwelt; sie übernehmen die Verwertung von Kot von Pflanzenfressern und lassen ihn von der Oberfläche verschwinden. Damit sorgen sie für eine bessere Bodenqualität, nicht nur durch den Nährstoffeintrag, sondern auch durch ihre Fertigkeit des Tunnelbaus, wodurch der Boden durchlüftet wird. Die Entwicklung parasitischer Würmer und Fliegen wird unterdrückt, Pflanzensamen werden verbreitet und sogar Treibhausgase werden reduziert.”

Neben dem Verlust von Lebensraum leidet der Stierkäfer auch unter einem pauschalen Einsatz von Entwurmungsmitteln in der Weidetierhaltung, da diese nicht nur giftig für die Würmer, sondern als Kot ausgeschieden auch eine Gefahr für Insekten und die davon abhängigen Nahrungsketten (vor allem Vögel) sind. Um den schädlichen Einfluss auf Insekten zu reduzieren, sollten die Mittel nach Ansicht des NABU nur im konkreten Bedarfsfall zur Anwendung kommen und nicht prophylaktisch eingesetzt werden. Die Gesundheit der Weidetiere muss natürlich sichergestellt werden.

Dr. Laura Breitkreuz, Referentin für Biodiversität und Entomologie des NABU, erläutert: „Am Beispiel des Stierkäfers zeigt sich einmal mehr die enorme Bedeutung von Insekten für uns Menschen und unseren Lebensraum. Mitunter ist uns das gar nicht so bewusst. Ihre Bestäuberleistung ist für uns unentbehrlich, aber eben auch ihre Bearbeitung von Böden oder die Zersetzung von natürlichen Abfallstoffen. Wir können uns einen Rückgang der Populationen schlicht nicht weiter leisten. Insektenschutz ist auch immer mit Biodiversitätsschutz verbunden und da muss politisch noch einiges geschehen, um Insekten ausreichend natürlichen Lebensraum zurückzugeben. Mit Blick auf die kürzlich im Europäischen Parlament gescheiterte Abstimmung über die Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) wird es umso wichtiger, dass Deutschland eine eigene wirksame Reduktionsstrategie für Pestizide entwickelt. Auch für das EU-Renaturierungsgesetz braucht es jetzt eine zügige Umsetzung auf nationaler Ebene.”

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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