Aus der Obstbaumallee ist ein Obstbaummuseum entstanden - Der Heimatverein feiert mit den Paten

Der Vorsitzende des Heimatverein Marl, Prof. em. Hubert Schulte-Kemper (links) begrüßt Dr. Peter Lucke, Vorstand der Umweltstiftung der Sparkasse Vest Recklinghausen (rechts) und den Geschäftsfüher der Stiftung, Dirk van Buer
14Bilder
  • Der Vorsitzende des Heimatverein Marl, Prof. em. Hubert Schulte-Kemper (links) begrüßt Dr. Peter Lucke, Vorstand der Umweltstiftung der Sparkasse Vest Recklinghausen (rechts) und den Geschäftsfüher der Stiftung, Dirk van Buer
  • hochgeladen von Peter Hofmann

Aus der Obstbaumallee am Weierbach ist ein Obstbaummuseum geworden. Nach den umfangreichen Pflanzungen im Frühjahr dieses Jahres ist die Zahl der Bäume auf 85 gestiegen! Der bisher größte Zuwachs wurde möglich durch eine Reihe von privaten Spendern sowie auch durch die großzügige Unterstützung der Umweltstiftung der Sparkasse Vest Recklinghausen. „In diesen Jahr konnten wir die unglaubliche Summe von 51 Obstbäumen pflanzen“, freut sich der Vorsitzende des Heimatvereins, Hubert Schulte-Kemper. Jetzt lud der Heimatverein die neuen Baumpaten zur PatenParty an den Weierbach ein, um ihnen die Bäume und eine ganz besondere Urkunde zu übergeben.

Eine Idee reift
„Das Obstbaummuseum des Heimatvereins ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich aus einer spinnerten Idee eine großartige Sache entwickeln kann“, blickt der Vorsitzende des Heimatvereins auf die Anfänge zurück. Geplant war, im Rahmen der Aufwertung des Weierbachs eine schöne, einladende Allee anzulegen, in deren Schatten sich die Menschen gern aufhalten. Der Heimatverein hatte sich gewünscht, dafür auf Obstsorten zurück zu greifen, die es auf den Märkten nicht mehr gibt. Spontan meldeten sich viele Marler Bürger als Paten spendeten und in den Jahren 2010 und 2011 insgesamt 34 Bäume. „Die Liste der Paten war noch nicht abgearbeitet, und so reifte die Idee, aus einer Allee eine größere Ansammlung von Bäumen zu pflanzen – zumal das Grundstück zwischen Weierbach und Kaspar-Grove-Straße dazu nachgerade einlädt“, erinnert sich der stellvertretende Vorsitzende des Heimatvereins, Peter Hofmann, der für sich um die Baumpaten bemüht.

Umweltstiftung der Sparkasse Vest Recklinghausen vergibt „Baumkredite“
Roland Oligmüller, im Heimatverein zuständig für das Weierbach-Projekt, entwickelte dazu gemeinsam mit den Mauerspechten ein Konzept: Gepflanzt werden ausschließlich alte Obstsorten, deren Namen viele aus ihrer Kindheit kennen, die Früchte jetzt aber aus dem Angebot verschwunden sind. Bei den privaten Spendern kam die Idee gut an. Sehr gefreut hat sich der Heimatverein über die Zusage der Stiftung für Natur und Umwelt der Sparkasse Vest Recklinghausen, die gleich sechszehn Bäume spendete. „Obwohl wir im Frühjahr 51 Obstbäume gepflanzt haben, konnten wir die Nachfrage bei den privaten Sponsoren nicht komplett erledigen“, ist Peter Hofmann stolz auf das Echo. „Nach der Pflanzung gab es noch weitere Wünsche von Paten, die wir nur deshalb erfüllen konnten, weil uns die Umweltstiftung der Sparkasse Vest zwei ‚Baumkredite‘ gab.“ Dirk van Buer, Geschäftsführer der Stiftung, trat zwei der 16 Stiftungs-Obstbäume vorübergehend an den Heimatverein ab, damit der Heimatverein sie den beiden privaten Baumpaten widmen konnte: „Einen Baumkredit hat unser Institut bisher noch nicht vergeben – es freut uns aber, zwei privaten Spendern zu einem schönen Obstbaum verholfen zu haben.“ Die Bäume werden bei der nächsten Pflanzaktion im Herbst dieses Jahres vom Heimatverein an die Umweltstiftung „zurückgezahlt“.

Warum spenden Marler einen Obstbaum? – Jeder Baum hat eine interessante Geschichte
„So verschieden die Bäume, so unterschiedlich sind auch die Gründe, warum jemand einen Baum spendet“, weiß Peter Hofmann, der die Paten dazu befragt hat.

Kein Haus, kein Garten – aber drei Obstbäume

Ein Ehepaar war sehr großzügig und hat für jedes seiner drei Enkelkinder einen Baum bestellt. „Auf unseren alten Tagen haben meine Frau und ich unser Haus verkauft. Die Idee dazu war: Vorruhestand und Eigentumswohnung - weniger Arbeit und mehr Reisen. Dadurch haben wir natürlich auch keinen Garten und also auch keine Bäume mehr.“ Da kam das Angebot des Heimatvereins genau zur rechten Zeit.

Ein Baum, der gesund macht
Ein weiterer Baum geht an einen Herren, der außerhalb von Marl wohnt: Die Spenderin schreibt: „Unser Baum geht an unseren Vater, der 75 Jahre alt wurde. Anlässlich seines Geburtstages schenken wir Kinder ihm Gesundheit, was er auch dringend nötig hat, da er schon ein paar Stents und auch noch einen Herzschrittmacher eingepflanzt bekam. One apple a day keeps the doctor away ... in diesem Sinne haben wir ihm einen Apfelbaum gespendet.” Da der Pate nicht reisen konnte, hat sich die Spenderin etwas einfallen lassen: „Ich halte ihn bildertechnisch auf dem Laufenden, sein Baum hat ja ganz toll geblüht und Blätter bekommen. Wir freuen uns, dass sich der Baum akklimatisiert hat. Unser Pate ist schon immer ganz begierig nach Neuigkeiten von seinem Baum. Also, lieber Heimatverein: Idee angekommen und ein zufriedener Baumpate mehr!“

Massenpaten
Ein Baum hat gleich vier Paten. Nach Auskunft der Spenderin gibt es dazu keine Geschichte. Sie schreibt: „Ich fahre fast jeden Tag am Obstbaummuseum vorbei. Es ist wirklich schön, zurzeit die Baumblüte zu bewundern und ich freue mich ständig aufs Neue. Den Baum habe ich meinen Enkeln zur Einschulung geschenkt: Hendrik, Lukas, Tom und Nick. Eine Geschichte gibt es nicht. Hendrik, Lukas und Tom sind Drillinge - meine Enkelsöhne von meinem jüngeren Sohn. Mein älterer Sohn hat, als er dies hörte, ‚nachgezogen‘ und nur drei Monate nach der Geburt der Drillinge im gleichen Jahr seinen Sohn Nick bekommen. Ich bedanke mich nochmals sehr für die tolle Idee, das Museum erstehen zu lassen und wünsche allen Bäumen gutes Gedeihen.“ Also doch eine Geschichte – sogar eine sehr schöne.

Paten-Youngster
Der jüngste Pate ist in diesem Jahr geboren. „Wir widmen den Baum unseren neugeboren Sohn Emilio“, schreiben die Eltern. Emilio ist im Januar 2013 zur Welt gekommen. Am 14. April wurde Emilio getauft und wir freuen uns, dass wir ihm ein so besonderes Geschenk zur Taufe widmen konnten. Da wir ganz in der Nähe des Obstbaumuseums wohnen, erhoffen wir uns, dass unser Sohn mit seiner Familie, seiner Heimatstadt und seinem Baum verwurzelt sein wird. Er soll über die Jahre genauso wachsen wie sein Baum, und über die Zeit lernen, für den Baum Verantwortung zu übernehmen.“

Komplette Sammlung
Die Sammlung komplett machten die Eltern von Kevin Noel mit ihrer Baumspende: „Wir sind Spender für unseren Sohn Kevin Noel, der also der Baumpate wird. Da wir Im Örtchen neu gebaut haben, fehlte uns zu unserer Sammlung - Kind zeugen, Haus bauen, Baum pflanzen - nur noch der Baum. Da wir diese Aktion sehr gelungen finden und dazu noch in unmittelbarer Nachbarschaft wohnen möchten, wir die Gelegenheit nutzen.“

Vortrag überzeugt
Schnell entschlossen haben sich die Eltern von Maren: „Es freut uns, das wir die Patenschaft für einen Obstbaum bekommen haben. Der Baum ist für unsere Tochter Maren. Eine wirkliche Geschichte gibt es nicht. Unsere gesamte Familie ist sehr naturverbunden und wir fanden die Idee mit dem Obstbaummuseum von Anfang an interessant. Wir haben nicht auf ein bestimmtes Ereignis gewartet, sondern die Gelegenheit nach einem Vortrag von Roland Oligmüller genutzt und uns um eine Patenschaft beworben. Umso erfreuter sind wir, dass es so schnell geklappt hat.“

Bürgerbäume
Zum Schluss gibt es noch Bäume, deren Paten alle Marler Bürger sind: „Die von uns geförderten Bäume widmen wir allen Bürgern des Kreises Recklinghausen,“ sagt Dr. Peter Lucke, Stiftungsvorstand der Umweltstiftung der Sparkasse, „insbesondere aber projektbezogen natürlich der Marler Bevölkerung. Die Sparkassenstiftung überlässt dementsprechend die von uns finanzierten Bäume nicht einzelnen Personen, sondern der gesamten Region, wie es unser Stiftungsauftrag verlangt.“

Alle Sorten tragen schöne Namen
Die Obstbäume stammen aus einer Baumschule in Schleswig-Holstein, die sich auf die Zucht von alten Obstsorten spezialisiert hat. Insgesamt umfasst das Angebot über 800 verschiedene Sorten. Da hatten die Mauerspechte und Roland Oligmüller die Qual der Wahl. Schließlich konnten sie 51 neue alte Sorten ordern, die so schöne Namen tragen wie Schöner von Herrnhut, Alexander Lucas Familie der Butterbirnen, Roter Bellefleur, Finkenwerder Herbstprinz, Weißer Winterglockenapfel, Rheinischer Wintertambur, Roter Hauptmann, Boscs Flaschenbirne, Luxemburger Renette, Purpurroter Cousinot, Horneburger Pfannkuchenapfel, Berliner Schafsnase oder Doppelte Philippsbirne.

Neue Landschaft entsteht
Mit jetzt 85 Bäumen ist das Museum bereits eine einmalige Einrichtung weit und breit. „Doch damit wird das Marler Obstbaummuseum noch lange nicht fertig gestellt sein“, blickt Hubert Schulte-Kemper schon auf die weitere Entwicklung. „Am Ende wird es an dieser Stelle ein völlig neues Landschaftsbild geben“, sagt Hubert Schulte-Kemper. „Es ist noch Platz für weitere Bäume, eine neue Wegeführung, Ruhebänke, Wiesen für Insekten, Hinweistafeln und Raum für Vögel und Wassertiere.“ Für einige der Maßnahmen haben sich schon Sponsoren gemeldet, die von der Idee „Obstbaummuseum“ begeistert sind und sich gern an dem Projekt des Heimatvereins beteiligen möchten.

Ideen und Mitarbeiter sind willkommen
Das Obstbaummuseum ist Teil des Weierbach-Projekts des Heimatvereins Marl. Hier sind alle Interessierten, Anwohner und Anlieger aufgerufen, ihren Beitrag für ein entstehendes Naherholungsgebiet zu leisten. Eine Nordic-walking-Gruppe ist schon unterwegs, Wegeverbindungen rund um den Weierbach zu erkunden. Ein Wander- und Radwanderwegekonzept ist das Ziel. Es gibt noch viele Flächen, auf denen gepflanzt werden kann. Es sollen auch hier Paten für Gehölze gefunden werden. Jede Anregung, jede Idee soll helfen, am Weierbach einen Freizeitraum entstehen zu lassen. Über Ideen, Angebote zur Mitarbeit und Bewerbungen für Baumpatenschaften freut sich der Heimatverein unter heimatverein-marl@gmx.de

Autor:

Peter Hofmann aus Marl

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.