Die Gemeinschaftsschule ist tot – es lebe die Sekundarschule!?

Quo vadis Monheimer Realschule? Verwandelt sich die Lise-Meiter-Schule in den kommenden Jahren langsam in eine neue Sekundarschule. Dann wären die Realschüler, die in diesem Sommer dort beginnen die letzten ihrer Spezies in Monheim. Das neue NRW-Schulgesetz dürfte ab Herbst so ziemlich alles zulassen was Spaß macht. Die Entscheidung liegt nun bei den Eltern der künftigen Dritt- und Viertklässler als erste Betroffene.
  • Quo vadis Monheimer Realschule? Verwandelt sich die Lise-Meiter-Schule in den kommenden Jahren langsam in eine neue Sekundarschule. Dann wären die Realschüler, die in diesem Sommer dort beginnen die letzten ihrer Spezies in Monheim. Das neue NRW-Schulgesetz dürfte ab Herbst so ziemlich alles zulassen was Spaß macht. Die Entscheidung liegt nun bei den Eltern der künftigen Dritt- und Viertklässler als erste Betroffene.
  • hochgeladen von Thomas Spekowius

Nur zwei Tage nach dem von Schwarz-Rot-Grün so überschwänglich gefeierten Schulfrieden zu Düsseldorf, inklusive Beerdigung des ungeborenen Kindes Gemeinschaftsschule und kollektiv beklatschter Geburtsstunde der neuen Sekundarschule, hatten auch die die Monheimer Ratsherren und Ratsfrauen das Thema Monheimer Schulentwicklung in der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause am Mittwoch nochmal auf dem Tisch liegen.

Ihrem Auftrag, die Monheimer Anton-Schwarz-Hauptschule endgültig zum Auslaufmodell abzustempeln, kamen sie dabei einstimmig nach. Nur noch 16 Anmeldungen für das kommende Schuljahr ließen ihnen hier auch schlichtweg keine andere Wahl mehr. Das Modell Hauptschule, in vielen Jahrzehnten nicht zuletzt auch politisch zur Bildungssackgasse degradiert, ist bei Eltern und Schülern nicht mehr gefragt. Nun also auch in Monheim am Rhein ein Ende mit Schrecken – aber wenigstens ein Ende.

Ganz am Anfang stehen hingegen die Planungen für die Einführung einer neuen Sekundarschule in Monheim, die bis Montag dieser Woche noch Gemeinschaftsschule heißen sollte, und die nun bis zum Herbst in einen dann vom Düsseldorfer Landtag zu verabschiedenden Gesetzestext gegossen werden soll, um bereits 2012 an den Start zu gehen. Ihre von Verwaltungschef Daniel Zimmermann, Schulbereichsleiter Uwe Trost sowie allen Monheimer Ratsparteien mit Ausnahme der CDU ganz eindeutig favorisierte Einführung soll dann auch die ebenfalls in den letzten zehn Jahren von immer weniger Schülern gewählte Realschule zum nächsten Monheimer Schulauslaufsmodell machen.

Die Kernziele der neuen Sekundarschule sind dabei mit denen der gekippten Gemeinschaftsschule in wesentlichen Punkten identisch: Längeres gemeinsames Lernen der Kinder. Also keine frühe Festlegung auf den angestrebten Schulabschluss bereits ab der 5. Klasse. Schwächere und stärkere Schüler werden zumindest bis zur 6. Klasse gemeinsam, oder auch neudeutsch integrativ, in einem Klassenverband unterrichtet. Das erfordert, um erfolgreich zu sein, eine größere pädagogische Aufmerksamkeit, und damit weniger Schüler pro Lehrer, sprich kleinere Klassen mit maximal 25 Köpfen. Danach folgt wie dem schwarz-rot-grünen Schulkonsenspapier zu entnehmen ist vermutlich ein Kessel Buntes an Möglichkeiten, neben weiterer integrativer Arbeit bis zur 10. Klasse auch die Option, die Kinder in unterschiedliche Kurse aufzuteilen, um starke wie schwächere Kandidaten gleichermaßen auf ihre jeweiligen Bedürfnisse hin ausgerichtet, zu fördern. In Kooperation mit einer Oberstufe – der Bürgermeister und die Verwaltung sprechen sich hier klar für das Otto-Hahn-Gymnasium aus – soll zudem auch der anschließende Weg zum Abitur als möglichem Königsabschluss geebnet werden. Den gesamten Sommer über werden nun nicht nur im NRW-Schulministerium, sondern auch in einer pädagogischen Arbeitsgruppe in Monheim die Köpfe rauchen, wie genau eine solche Monheimer Sekundarschule in Zukunft genau aussehen könnte.
Denn die Zeit drängt. Schon diesen Sommer werden 16 Monheimer Kinder mit Hauptschulempfehlung entweder nach Langenfeld ausweichen oder den ganz persönlichen Schulversuch wagen, den deutlich schnelleren Schritt an der Lise-Meiter-Realschule aufzunehmen – und zwar noch ohne jede pädagogische Sonderförderung, wie sie für die Sekundarschule in Aussicht gestellt wird.
Das kann so ganz sicher kein Zukunftsmodell bleiben. Doch mindestens am Tempo der Monheimer Sekundarschul-Einführung scheiden sich nun die Geister. Die Monheimer Christdemokraten, die sich als einzige Partei klar auf die Seite der Elternbewegung geschlagen haben, die die Monheimer Realschule auch in Zukunft erhalten möchte (Fraktionschef Tim Brühland: „Es gibt überhaupt keinen Grund dafür, diese erfolgreiche Schule jetzt abzuschaffen.“), plädiert nun dafür doch wenigstens abzuwarten, worüber genau die Eltern bei der für September angesetzten Befragung der Erziehungsberichten von den künftigen Dritt- und Viertklässlern eigentlich abstimmen sollen. Denn so viel ist sicher: Einen verbindlichen Gesetzestext wird es als Basis da noch nicht geben.

Zum Abwarten fehlt schlichtweg die Zeit, entgegnen jedoch alle anderen Fraktionen und die Verwaltungsspitze. Denn wenn sich Mitte September von den beiden Elternjahrgängen mindestens 150 Eltern dafür aussprechen, ihr Kind künftig lieber an einer Sekundarschule als an einer Realschule anzumelden, dann muss diese eiligst auf den Weg gebracht werden, um im Winter die verbindlichen Anmeldungen entgegen und ab Sommer 2012 an den Start zu gehen. 75 Kinder müssen es pro Jahrgang sein. Denn eine Sekundarschule darf, wenn das, was im Konsenspapier von Montag steht im Herbst auch tatsächlich so Gesetz wird, nur mit drei Eingangsklassen gegründet werden.

Auch in Monheim müssen also nun letztlich ein paar Eltern entscheiden was sie für ihre Kinder am besten halten und dabei über ein Modell befinden, für dessen Rahmenbedingungen Politiker und Schulexperten letztlich Jahrzehnte hindurch gerungen haben. Das darf man dann wohl getrost als eine echte Denkaufgabe für die Ferien bezeichnen. Denn der Bürgermeister hat versprochen, das Votum der Eltern als bindende Grundlage für sein Handeln zu akzeptieren.

Autor:

Thomas Spekowius aus Monheim am Rhein

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