Wenn der Pfarrer und der Bürgermeister zum Geburtstag kommen

Elisabeth Brietzke zählt mit ihren 102 Jahren zu den ältesten Einwohnerinnen im Monheimer Stadtgebiet. Foto: Michael de Clerque
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Im Jahr 1911 gewinnt Roald Amundsen gegen Robert Falcon Scott den berühmten „Wettlauf um den Südpol“, in Deutschland regiert Kaiser Wilhelm II., die Titanic befindet sich erst noch im Bau und im pommerschen Dörfchen Freienwalde wird Elisabeth Brietzke geboren.

Am Dienstag feierte die Monheimerin am Lindenplatz nun ihren 102. Geburtstag.
Zu den Gratulanten gehörten neben Sohn Horst (77) und den beiden Schwiegertöchtern Irmgard und Annelie auch die drei Enkelkinder Karin, Regina und Jörg sowie der immerhin gut 70 Jahre jüngere Bürgermeister Daniel Zimmermann und Vize-Bürgermeister Günter Bosbach. Letzteren hatte sich Elisabeth Brietzke neben Zimmermann auch ganz besonders als Gast gewünscht, war er doch mit dem zweiten Sohn Klaus, der leider schon verstorben ist, einst gemeinsam auf die Lottenschule gegangen. Und auch zahlreiche Nachbarn aus dem Haus waren am Dienstag in die kleine Wohnung am Lindenplatz gekommen. „Wir haben hier mit 15 Personen im Wohnzimmer zusammengesessen“, schmunzelt Irmgard Brietzke, die sich mit Mann Klaus und Schwägerin Annelie gemeinsam um ihre Schwiegermutter kümmert. Einen Pflegedienst brauchen sie dafür bislang übrigens nicht. Und Elisabeth Brietzke lebt auch immer noch selbstständig in ihrer alten Wohnung, in die sie mit ihrem 1996 verstorbenen Mann Ernst vor 41 Jahren gezogen ist, als der in Rente ging. Ernst, den sie 1934 geheiratet hatte, war es auch, der nach der Flucht aus Pommern über die Stationen Timmendorf und Burg, im Landkreis Dithmarschen, schließlich 1952 den Weg nach Monheim ebnete. Er war bei der Zaun- und Torbaufirma Kaiser beschäftigt, die es vor gut 50 Jahren mit der gesamten Belegschaft aus Schleswig-Holstein an den Rhein zog.

Und wie sieht heute der Alltag einer 102-Jährigen aus? „Ach, mir geht es gut. Ich werde gut versorgt“, lächelt die alte Dame in Richtung von Sohn Horst und Schwiegertochter Irmgard, die beim Besuch des Wochen-Anzeigers mit dabei sind. „Wir wohnen keine 200 Meter von hier, in der Tannenstraße, sind täglich da. Aber auch die Nachbarn passen mit auf Mutter auf“, berichten die beiden gut gelaunten Alltagshelfer. „Sie lässt sich aber auch gerne helfen, ist ein so dankbarer Mensch und klagt eigentlich nie“, lobt Irmgard Brietzke.

Das Monheimer Stadtgeschehen verfolgt Elisabeth Brietzke bis heute mit großem Interesse. Besonders über den Wochen-Anzeiger, aber ebenso gerne noch zu Fuß, wenn auch inzwischen bei ihren kleinen Spaziergängen auf einen Rollator gestützt.
„Monheim hat sich so schön entwickelt“, schwärmt die 102-Jährige. „Es ist tatsächlich zu meiner zweiten Heimat geworden. Und auch als wir 1952 hierherkamen, war es schon ein so schöner, kleiner und sauberer Ort.“
Neben Fernsehen, Lesen und den kleinen Rundgängen zählen zudem Kreuzworträtsel bis heute zur großen Leidenschaft der alten Dame.
Hat Sie denn ein Geheimnis, wie man so alt wird? „Nein schüttelt sie den Kopf. Vielleicht haben wir uns als Kinder früher gesünder ernährt. Ich bin aber auch von schlimmeren Krankheiten einfach immer verschont geblieben. Heute tun mir manchmal die Knochen und die Gelenke ein bisschen weh. Aber, na ja, in meinem Alter…“

Hat man mit 102 Jahren denn noch Wünsche oder Träume? – „Nein, ich bin einfach zufrieden“, winkt Elisabeth Brietzke ab. Aber einen so schönen Geburtstag wie diesmal, würde sie gerne auch im nächsten Jahr nochmal feiern. „Das war so nett, mit den Nachbarn, der Familie und den beiden Bürgermeistern.“ Und dann muss Elisabeth Brietzke lachen. „Und natürlich auch mit dem netten Pfarrer, dem Herrn Breuer. Ich glaube, der kommt schon seit über 20 Jahren jedes Jahr zu mir…“

Autor:

Thomas Spekowius aus Monheim am Rhein

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