Stücke locken mit hochkarätigen Aufführungen
Die starken Inszenierungen des Jahres

In Falk Richters autobiografischem Stück "The Silence" in einer Inszenierung der Schaubühne am Lehniner Platz geht es um die Sprachlosigkeit einer Wohlstandsfamilie rund um die Homosexualität ihres Sohnes. Foto: Gianmarco Bresadola
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  • In Falk Richters autobiografischem Stück "The Silence" in einer Inszenierung der Schaubühne am Lehniner Platz geht es um die Sprachlosigkeit einer Wohlstandsfamilie rund um die Homosexualität ihres Sohnes. Foto: Gianmarco Bresadola
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Es ist wieder so weit: Bereits zum 49. Mal holen die Mülheimer Theatertage "Stücke 2024" einige der Besten deutschsprachigen Theater-Neuinszenierungen des vergangenen Jahres in die Stadt. Vom 4. bis 25. Mai sind sie in der Stadthalle, in Theater an der Ruhr und im Ringlokschuppen zu sehen.

Von Andrea Rosenthal

Am Dienstag wurden die Nominierten von Festivalleiterin Stephanie Steinberg, Dr. Björn Hayer, Sprecher des Auswahlgremiums der KinderStücke, und Dr. Franz Wille, Sprecher des Auswahlgremiums der Inszenierungen für Erwachsene, vorgestellt.

Die beiden Auswahlgremien hatten wieder einiges zu tun. 30 Stücke für Kinder wurden gelesen und ihre Uraufführungen besucht. Bei den Stücken für Erwachsene wurden 200 Neuinszenierungen gesichtet. Franz Wille, Sprecher des Auswahlgremiums: „Der Auswahlzeitraum 23/24 war für das Gremium eine große Herausforderung: Es gab weit mehr einladenswerte Stücke als die sieben, die nominiert werden konnten."

Autoren sind alle in Mülheim bekannt

Debütanten gibt es in diesem Jahr unter den Autoren der Stücke nicht. Um den mit 15.000 Euro dotierten Mülheimer Dramatikpreis 2024 konkurrieren Ewe Benbenek mit "Juices" in einer Inszenierung des Nationaltheaters Mannheim, Sivan Ben Yishai mit "Nora oder Wie man das Herrenhaus kompostiert" in der Fassung des Schauspiels Hannover, Rainald Goetz' "Baracke" vom Deutschen Theater Berlin und Thomas Köck mit "forecast:ödipus" in der Inszenierung des Schauspiel Stuttgart. Die Berliner Schaubühne am Lehniner Platz zeigt Falk Richters "The Silence", das Deutsche Schauspielhaus Hamburg präsentiert "Laios" aus Roland Schimmelpfennigs Serie Anthropolis II und das Theater Oberhausen nimmt mit Felicia Zellers Doku-Drama "Antrag auf größtmögliche Entfernung von Gewalt" teil.

"Das Festival ist thematisch - leider - sehr auf der Höhe der Zeit"

"Das Festival ist thematisch - leider - sehr auf der Höhe der Zeit", erklärt Dr. Franz Wille und erläutert: "Sie alle weisen darauf hin, wie sich die Konfliktlagen verschärfen und verweisen auf Bruchstellen zwischen Generationen, sozialen Gruppen, von Handlungsfähigkeit oder der Fähigkeit, sich auf verbindliche Versionen von Wirklichkeit zu einigen. Lange unverrückbar geglaubte Vorstellungen von Fortschritt und Wachstum stehen auf dem Spiel.“

Themen, die wieder in die unterschiedlichsten dramaturgischen Formen verpackt wurde. Vom monologischen Erzähltheater bis zur bombastischen Inszenierung ist alles dabei. "Eigentlich kann das nicht funktionieren. Wir vom Auswahlgremium sind immer wieder erstaunt wie Stephanie Steinberg und ihr Team es schaffen, die Inszenierungen der großen Schauspielhäuser auf die Mülheimer Bühnen zu bringen", lobt Franz Wille die Organisatoren.

 „Geschichten vom Aufstehen“ von Thomas Freyer in der Uraufführung des tjg. theater junge generation eröffnen die KinderStücke am 12. Mai. Foto: Marco Prill
  • „Geschichten vom Aufstehen“ von Thomas Freyer in der Uraufführung des tjg. theater junge generation eröffnen die KinderStücke am 12. Mai. Foto: Marco Prill
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Hoffnung überwiegt bei den KinderStücken

Einen Gegenpol zu den Stücken für die Großen bieten in diesem Jahr die KinderStücke. Alle nominierten Autoren und Autorinnen sind erstmals bei den Mülheimer Theatertagen vertreten. Und auch thematisch stimmen die KinderStücke eher positiv. Dr. Björn Hayer, Sprecher des Auswahlgremiums, erklärt: „Während uns die kriegs- und krisengebeutelte Welt da draußen bisweilen bis an die Grenze der Hoffnungslosigkeit treibt, zeugen die dieses Jahr für den Mülheimer KinderStückePreis nominierten Texte von einer unbeirrbaren Suche nach dem trostspendenden Anderen. Sie finden ihn im Zwischenraum von Licht und Dunkel, in den Weiten des Südpols und mitunter in der eigenen Westentasche. Ihr höchstes und verbindendes Gut mag aber das vitale Erzählen sein. Sie fügen Einzelschicksale und sogar Menschen völlig gegensätzlicher Positionen zusammen zu einer Textur des Sozialen, die allen Fliehkräften der gespaltenen Gesellschaft trotzt.“

KinderStücke geeignet für Grundschüler

In den Wettbewerb um den ebenfalls mit 15.000 Euro dotierten Mülheimer KinderStückePreis 2024 geht Marion Brasch mit "Winterkind und Herr Jemineh" uraufgeführt am tjg. theater junge generation, Dresden. Ebenfalls dabei sind Iona Daniel mit "Dunkelschwarz" in der Fassung des Jungen Theaters Münster, Thomas Freyers "Geschichten vom Aufstehen" inszeniert vom tjg. theater junge generation, Dresden und Henner Kallmeyers Text "Troja! Blinde Passagiere im trojanischen Pferd" uraufgeführt am theaterkohlenpott Herne. Das Junge Theater Heidelberg präsentiert "südpol.windstill" von Armela Madreiter.

Mit der Bekanntgabe der Nominierungen hat der Kartenvorverkauf begonnen. Nähere Informationen zu Stücken und Spielstätten, zum Rahmenprogramm und zu den Autoren findet man auf www.stuecke.de. Dort sind auch die Tickets erhältlich.

Jeden Dienstag und Freitag ab dem 26. März findet man dort auch einen neuen Podcast von Elisabeth Luft, in dem die Autoren, ihre Werke und Hintergründe vorgestellt werden. Ebenfalls neu im Rahmenprogramm ist ein Online-Festival-Magazin unter der Federführung von Nachtkritik.de.

Das Programm Das theaterkohlenpott aus Herne zeigt Henner Kallmeyers "Troja".
Foto: Young-Soo Chang
  • Das Programm Das theaterkohlenpott aus Herne zeigt Henner Kallmeyers "Troja".
    Foto: Young-Soo Chang
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Das Programm

  • Samstag, 4. Mai, 19.30 Uhr: "Baracke" von Rainald Goetz in der Stadthalle.
  • Sonntag, 5. Mai, und Montag, 6. Mai, jeweils 19.30 Uhr: "Antrag auf größtmögliche Entfernung von Gewalt" im Theater an der Ruhr.
  • Dienstag, 7. Mai, 19.30 Uhr: "Laios" von Roland Schimmelpfennig in der Stadthalle.
  • Donnerstag, 9. Mai, und Freitag, 10. Mai, jeweils 19.30 Uhr: "Juices" von Ewe Benebek im Theater an der Ruhr.
  • Sonntag, 12., 16 Uhr, und Montag, 13. Mai, 9 Uhr: "Thomas Freyers "Geschichten vom Aufstehen" (ab sechs Jahre) im Theater an der Ruhr.
  • Dienstag, 14. Mai, um 9 und 11 Uhr: "südpol.windstill" von Armela Madreiter im Ringlokschuppen (ab neun Jahre).
  • Mittwoch, 15. Mai, 9 und 11 Uhr: "Winterkind und Herr Jemineh" von Marion Brasch ( ab sechs Jahre) im Theater an der Ruhr.
  • Mittwoch, 15. Mai, 17 Uhr, und Donnerstag, 16. Mai, 9 und 11 Uhr: Henner Kallmeyers "Troja! Blinde Passagiere im trojanischen Pferd" ( ab neun Jahre) im Ringlokschuppen.
  • Freitag, 17. Mai, 9 und 11 Uhr: "Dunkelschwarz" von Iona Daniel (ab sechs Jahre) im Theater an der Ruhr.
  • Freitag, 17. Mai, 12.45 Uhr: Jurydebatte Mülheimer KinderStückePreis 2024 im Theater an der Ruhr. Eintritt frei.
  • Samstag, 18. Mai, 19.30 Uhr: "The Silence" von Falk Richter in der Stadthalle.
  • Dienstag, 21. Mai, 19.30 Uhr: Lesung "Szenen für Morgen" im Theater an der Ruhr. Eintritt frei.
  • Mittwoch, 22. Mai, 19.30 Uhr: "forecast:ödipus" von Thomas Köck in der Stadthalle.
  • Donnerstag, 23. Mai, 11 und 19 Uhr: Festival Plus "Out there" von Stanislava Jevic im Ringlokschuppen.
  • Samstag, 25. Mai, 18 Uhr: "Nora oder Wie man das Herrenhaus kompostiert" in der Stadthalle. Anschließend die Jurydebatte zum Mülheimer Dramatikpreis 2024. 
Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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